Berliner Stadtmission verteidigt Entscheidung: „Wir müssen klare Kante zeigen“

Kirchliches Hotel sagt AfD-Pressekonferenz ab

Das Berliner Hotel Albrechtshof hat der AfD kurzfristig die Nutzung seiner Räumlichkeiten für eine Pressekonferenz untersagt. Bereits im Juni hatte es Ärger mit der AfD-Politikerin Alice Weidel in dem kirchlichen Hotel gegeben.

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Das Berliner Hotel Albrechtshof hat der AfD kurzfristig die Nutzung seiner Räumlichkeiten für eine Pressekonferenz untersagt. Die AfD-Bundestagsfraktion hatte für Montag einen der Tagungsräume des von der Berliner Stadtmission betriebenen christlichen Hotels im Berliner Regierungsviertel angemietet, um dort einen selbst produzierten Film „Dieselmord im Ökowahn“ zu präsentieren. Die AfD sprach von einem „undemokratischen Verhalten“. Zuerst hatte die „Berliner Zeitung“ (Dienstag) darüber berichtet.

Stadtmissionsdirektor Joachim Lenz erfuhr nach eigenen Angaben erst kurz vorher von der geplanten AfD-Veranstaltung. Am Montag wies er den Albrechtshof an, die für 14 Uhr angesetzte Pressekonferenz abzusagen. Gegenüber der AfD begründete die Hotelmanagerin die Absage nach Angaben der Partei, es sei nicht Aufgabe des Hotels, die Inhalte der Partei zu verbreiten.

 

Kein Raum für Positionen der AfD

 

„Wir müssen klare Kante zeigen“, sagte Lenz am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Unser Blick auf Menschen und die Gebote der Nächstenliebe sind mit vielen Positionen der AfD nicht vereinbar. Wir geben der AfD deshalb bei uns keinen Raum, um für ihre Positionen zu werben – auch nicht in unseren Hotels oder Gästehäusern“, betonte Lenz.

Bei Veranstaltungsanfragen im Hotelbereich sei oftmals nicht auf den ersten Blick zu erkennen, wer eigentlich dahinter stecke. So miete ein „Herr Müller“ einen Raum für eine Veranstaltung, die sich dann plötzlich als Sitzung des AfD-Bundesvorstandes herausstelle. „Da waren wir manchmal leider auch nicht aufmerksam genug“, sagte der Stadtmissionsdirektor. Es gelte aber die Regel: „Wenn uns erst kurzfristig klar wird, dass eine Veranstaltung nicht zu uns passt, sagen wir sie auch kurzfristig noch ab.“

 

Politik ist Politik, privat ist privat

 

Grundsätzlich gelte aber auch, dass die Hotels der Stadtmission allen Gästen offen stehen, unabhängig von Herkunft, Glauben, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Überzeugung, sagte Lenz. „Niemandem, der bei uns einen Kaffee oder eine Übernachtung wünscht, enthalten wir das vor“, so der Stadtmissionsdirektor: „Unsere Gäste wollen wir freundlich behandeln.“
Reserviere AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen privat einen Tisch im Albrechtshof und speise dort mit seiner Familie, gehe das in Ordnung. Reserviere Meuthen aber privat einen Tisch und es entpuppe sich als ein Hintergrundgespräch mit Journalisten, werde das Hotel das nicht zulassen, sagte der Stadtmissionsdirektor.

 

Vorfall mit AfD-Frau Alice Weidel

 

Bereits Mitte Juni hatte eine private Tischgesellschaft der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel im Restaurant „Alvis“ im Hotel Albrechtshof für Empörung bei anderen Restaurantgästen und Verunsicherung bei den Mitarbeitern gesorgt.

Die Hotel-Geschäftsführung erklärte daraufhin, man werde keiner Partei eine Plattform bieten, aber ein offenes Haus bleiben. Wer in den Häusern der Stadtmission speise, unterstütze mit seinem Geld andere diakonische Projekte der Stadtmission wie die Kältehilfe für Obdachlose, die Resozialisierung von Straffälligen oder die Flüchtlingshilfe.

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