Wie drei Pastoralreferentinnen in der Corona-Krise für Patienten da sind

Klinikseelsorgerin bringt Skype ans Bett

Besuchsverbote und Isolation bestimmen zurzeit den Alltag in Krankenhäusern. Sie machen auch die Arbeit der Krankenhausseelsorgerinnen schwierig. Wie drei Pastoralreferentinnen in Friesoythe, Lohne und Oldenburg die Lage meistern.

Anzeige

Hedwig Sänger geht nicht mehr in bestimmte Zimmer. Dort liegen im Marienhospital Friesoythe die „begründeten Verdachtsfälle“, bei denen eine Corona-Infektion befürchtet wird. Aber noch geht die Krankenhaus-Pastoralreferentin in andere Zimmer in dem 113-Betten-Haus. Denn isoliert sind die Patienten dort auch: Besuchsverbot.

Das nehme vor allem ältere Menschen besonders mit, berichtet Hedwig Sänger. „Sie leiden darunter, über Wochen ihre Kinder und Enkel nicht sehen zu können.“ Die Möglichkeiten der modernen Technik helfen ihnen oft nicht, weiß die Seelsorgerin. Das Krankenhaus biete zwar einen kostenlosen WLAN-Zugang an. „Viele kommen damit nicht aber zurecht. Andere sind auch schlicht zu krank, zu schwach.“

 

Jetzt elektronischer Besuch möglich

 

Ihnen hilft Hedwig Sänger jetzt mit einem besonderen Angebot: Sie bringt auf ihrem persönlichen Tablet das Video-Anrufprogramm „Skype“ ans Bett, in Zusammenarbeit mit der EDV-Abteilung des Hauses. So macht sie das Gespräch von Gesicht zu Gesicht wieder möglich.

Sie halte dabei Abstand und achtet genau auf alle Hygienevorschriften, versichert Hedwig Sänger. Das gelte auch für die Krankenkommunion, die immer wieder Patienten wünschen. Den einleitenden Wortgottesdienste halte sie von der Tür aus, die Kommunion reiche sie dann mit „aller gebotenen Vorsicht“.

 

„Wir lassen Menschen nicht allein“

 

Ihr Einsatz als Seelsorgerin sei in Zeiten der Corona-Krise besonders herausfordernd, sagt Hedwig Sänger. „Aber klar ist: Wir lassen als Kirche alle alten, kranken und sterbenden Menschen nicht allein.“

Das sieht auch Beatrix Thobe so. Die Pastoralreferentin im Franziskushospital Lohne sagt: „Das normale Krankenhausleben geht ja trotz der Corona-Krise weiter.“ Sie etwa begegne Männern mit offenen Wunden, die nicht heilen wollen, sie begegne Frauen, die ihr Kind verloren haben. „Auch die brauchen unseren Zuspruch.“

Beatrix Thobe darf noch Patientenzimmer betreten, auf Anfrage. Sie berichtet, zurzeit werde sie viel öfter als sonst zu Patienten gerufen, die die Krankenkommunion wünschen. „Die fragen selbst danach und sind anschließend sehr, sehr dankbar.“

 

Viele vermissen den Gottesdienst

 

Schließlich leiden nach ihrem Eindruck viele Patienten sehr darunter, den gewohnten Sonntagsgottesdienst nicht besuchen zu können. Für sie seien Gottesdienstübertragungen im Fernsehen oder im Radio kein ausreichender Ersatz, Gottesdienste in der Krankenhauskapelle gebe es ja auch nicht mehr. Die Andacht bei der Krankenkommunion helfe ihnen da sehr.

Auch Cordula Thöle-Busse, Pastoralreferentin im Marienhospital Vechta, beobachtet, dass gerade ältere Menschen unter dem Besuchsverbot und der erzwungenen Distanz zu Angehörigen leiden. Oft höre sie: „Ich bin so allein, ich habe keinen zum Reden.“ Da sei sie als Seelsorgerin gefragt. Selbst wenn die gewohnte „allgemeine aufsuchende Seelsorge“, der Gang von Tür zu Tür, zurzeit nicht möglich sei. Und der Kontakt dann über das Pflegepersonal vermittelt werde.

 

„Distanz kann Fürsorge sein“

 

Auch Michaela Voorwold, Pastoralreferentin im Städtischen Klinikum Oldenburg wird zurzeit nur auf Anfrage tätig. Das sei bei ihr ohnehin eher der Alltag, berichtet sie. In dem 830-Betten-Krankenhaus, dem größten im Oldenburger Land, sei das kaum anders möglich.

Isolierstationen kennt sie schon gut; die Abteilung für Knochenmark-Transplantation sei ohne solche Zimmer nicht zu denken. Auch dort werde sie nur in enger Absprache mit Ärzten und Stationsleitung tätig. Als Seelsorgerin wolle sie Menschen natürlich immer nah sein, aber gerade in dieser Krise sei klar: „Soziale Distanz ist ein Zeichen der Fürsorge.“ Auch wenn Distanz eigentlich nicht zu ihrem Verständnis von Seelsorge gehöre.

Anzeige