Erzbistum Köln distanziert sich "vehement" von Äußerung von Gero P. Weishaupt

Kölner Diözesanrichter vergleicht "Domradio" mit Goebbels-Propaganda

  • Der Kölner Diözesanrichter Gero P. Weishaupt hat das Kölner "Domradio" öffentlich mit Nazi-Propaganda verglichen.
  • Anlass ist ein Bericht über die Finanzierung der von Kardinal Woelki eingerichteten theologischen Hochschule des Erzbistums.
  • Nach einer Einbestellung durch das Erzbistum nahm Weishaupt am Abend seine Äußerung zurück.

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Der Kölner Diözesanrichter Gero P. Weishaupt hat die Berichterstattung des Kölner "Domradios" öffentlich mit Nazi-Propaganda verglichen. Unter einem Artikel der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zur Finanzierung der von Kardinal Rainer Maria Woelki eingerichteten Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHTK), den auch "Kirche-und-Leben.de" veröffentlicht und den das "Domradio" auf Facebook gepostet hatte, kommentiert Weishaupt: "... eine propagana (!), wie wir sie seit Göbbels (!) kennen." Zudem echauffiert er sich: "Und dieses propagandaorgan finanziert sich mit Hilfe von Geldern des Erzbistums des eigenen Arbeitgebers."

Nicht-öffentlich und nur für "Freunde" sichtbar beklagt Weishaupt zudem in einem weiteren Post auf seiner persönlichen Facebookseite: "Das Domradio ... stösst (!) mit seiner antikirchlichen Berichterstattung dem Kardinal (Woelki, d. Red.) einen Dolch in den Rücken. Brutus lässt grüssen (!). Es macht sich zum Propaganaorgan (!) des antikirchlichen Linkskatholizismus. Göbbels (!) lässt grüßen."

Joseph Goebbels war einer der einflussreichsten Politiker des Nationalsozialismus und Reichspropagandaminister. Mit seiner demagogischen Rhetorik bereitete er die Deportation und Ermordung von Juden und anderen Minderheiten vor und rief 1943 zum "totalen Krieg" auf.

Wer ist Gero P. Weishaupt?

Weishaupt stammt aus Aachen und ist Priester des niederländischen Bistums Roermond. Dort ist er neben seiner Tätigkeit in Köln Dozent für Kirchenrecht, zudem Lehrbeauftragter für lateinische Kirchentexte an der Päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien. Seit 2013 ist er hauptamtlicher Diözesanrichter am Erzbischöflichen Offizialat des Erzbistums Köln.

Weishaupt tut sich immer wieder mit grenzwertigen Kommentaren zu kirchenkritischen oder reformorientierten Berichten und Positionen in den Sozialen Netzwerken hervor.

Kirchenrechtsexperte erstattet Anzeige

Sein Post auf der Facebook-Seite des "Domradio" ist zurzeit öffentlich nicht mehr sichtbar, Screenshots beider Posts liegen unserer Redaktion vor. Auf Anfrage von "Kirche-und-Leben.de" erklärte Domradio-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen, die Redaktion habe sich entschieden, Weishaupts Kommentar auf ihrer Facebook-Seite zu "verbergen"; allerdings war er bis zum heutigen Nachmittag auch dort für die "Freunde" Weishaupts weiterhin sichtbar.

Der Kirchenrechts-Experte Wolfgang Rothe, Priester im Erzbistum München-Freising, hat inzwischen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln gegen Weishaupt erstattet.

Domradio: Derartige Vergleich verbieten sich

„Domradio.de bemüht sich immer um eine professionelle journalistische Arbeit", erläuterte Brüggenjürgen im Gespräch mit "Kirche-und-Leben.de". "Im Fall der Kölner Hochschule für katholische Theologie haben wir ein ausführliches Interview mit dem Rektor Professor Dr. Ohly und der Kanzlerin Dr. Köppen geführt. Im Nachgang dazu haben wir dann noch einen gut recherchierten Bericht der KNA zu den offenen Fragen der Finanzen der KHTK veröffentlicht."

Das könne man gut oder schlecht finden und entsprechend kommentieren, erkärte Brüggenjürgen. "Ein Vergleich mit NS-Propaganda von Goebbels verbietet sich. Ein Diözesanrichter eines Erzbistums sollte das eigentlich wissen!“

Weishaupt rudert zurück

Am Abend distanzierte sich das Erzbistum auf Anfrage von "Kirche-und-Leben.de" in einer Stellungnahme "vehement" von Weishaupts Aussagen "wie auch von jeglichen Vergleichen bezüglich des Dritten Reichs. Der besagte Mitarbeiter ist zu einem Gespräch einbestellt."

Weishaupt selber nahm anschließend in einem erneuten Facebook-Post seine Äußerungen zurück, allerdings nicht-öffentlich: "Der Vergleich war unangemessen."

Ob seine Äußerungen Konsequenzen für seine Tätigkeit als Diözesanrichter im Erzbistum Köln haben wird, war zunächst nicht klar.

UPDATE: Reaktion des Erzbistums und von Gero P. Weishaupt (22.02.2022, 17.55 Uhr / mn)

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