St.-Barbara-Kirche wird als Gottesdienstraum und Urnenbegräbnisstätte genutzt

Kolumbarium in Marl wird beim NRW-"Tag der Architektur" präsentiert

Während des „Tags der Architektur“ in Nordrhein-Westfalen am 20. und 21. Juni wird die Doppelnutzung der St.-Barbara-Kirche in Marl als Gottesdienstraum und Urnenbegräbnisstätte präsentiert. Architektin Anika Müller gibt auch schon vorab einen Einblick.

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Den Kirchenraum auch künftig bewahren und nutzen, das waren die Überlegungen für die weitere Verwendung der 1958 geweihten Kirche St. Barbara im Stadtteil Hamm in Marl. Sie ist die erste Kirche im Bistum Münster, die als Gottesdienstraum erhalten bleibt und zugleich seit Beginn 2020 als Begräbnisstätte dient.

In der bislang ersten Ausbaustufe verfügt das Kolumbarium insgesamt über 575 Doppelgräber. Die im Halbrund eingestellten Urnengräber ruhen auf einem Ruhrsandsteinsockel. Das Material stellt den Bezug zur Region und zur Bergbautradition der Kirchengemeinde her.

 

Rundgang für interessierte Besucher

 

„Wir sind froh, die Kirche auch als architektonisches Gebäude vorstellen zu können“, sagt Anika Müller. Die aus Marl-Polsum stammende Architektin wird die St.-Barbara-Kirche während des „Tags der Architektur“ in Nordrhein-Westfalen am 20. und 21. Juni vorstellen und in diesen Tagen von 14 bis 16 Uhr Besucher über die Bauelemente informieren.

Die 35-jährige Architektin hatte sich in Abstimmung mit der Marler Pfarrer St. Franziskus bei der Architektenkammer für die öffentliche Präsentation beworben. Das Motto des Tages heißt „Ressource Architektur“. Damit wird der Fokus auf die Qualitäten und Werte des Gebäudebestandes gerichtet. Besucher finden unter den rund 180 Bauten des „Tags der Architektur“ in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Beispiele dafür, wie ältere Gebäude, die ihre ursprüngliche Nutzung verlieren, durch das perspektivische Denken von Bauherren und planerischen Einfallsreichtum zu neuem Leben erweckt werden konnten.

 

Sozialer Wandel der Bergbaugemeinde

 

In der früheren Bergbaugemeinde Marl-Hamm ersetzte der Kirchenneubau St. Barbara eine vorherige Notkirche. Die Planung erfolgte durch die Baumeister Benteler und Wörmann, die auch in den 1950er Jahren für den Wiederaufbau des Doms zu Münster und das dortige Rathaus verantwortlich zeichneten.

Grundsteinlegung für St. Barbara war 1958. Zehn Jahre später erfolgte eine durch Bergbaueinwirkungen erforderliche statische Sicherung, die Architekt Wernsing durchführte.

 

Einmaliges Projekt im Bistum Münster

 

Mit dem Rückgang des Bergbaus und Änderungen der Bevölkerungsstruktur stand die Gemeinde vor der Notwendigkeit, den Erhalt des Kirchengebäudes langfristig zu sichern. Das benachbarte Bergwerk Auguste Victoria wurde Ende 2015 geschlossen. Bereits zu dieser Zeit begannen Überlegungen zu einer möglichen Doppelnutzung der Kirche als Gottesdienstraum und Kolumbarium. Dieses im Bistum Münster bislang einmalige Projekt wurde Anfang 2019 genehmigt. Parallel begann das Verfahren zur Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Marl.

„Anfang 2020 erfolgte der Einbau der Kolumbariums-Elemente, die sich am Grundriss der Kirche und hier insbesondere an der Chor-Achse aus der Erstplanung der Kirche orientieren“, informiert Anika Müller. Die Wellenbewegung der Gravurplatten über die Länge der Elemente hinweg beinhalte sowohl liturgische Gedanken als auch die architektonische Aufnahme des großen Kreuzmosaiks hinter dem Altarbereich.

 

Ewiges Grab am Altarraum

 

Der Innenraum wird weiterhin durch die drei großen vertikalen Glasmalereien und durch den umlaufenden Lichtkranz unterhalb der Decke mit Tageslicht versorgt. „Im Chorbereich hinter dem Altar wurde ein Ewiges Grab geschaffen, das die Asche nach der Ruhezeit aufnehmen soll“, sagt Müller.

Heute verfügt die Kirche über rund 250 Plätze für Gottesdienste und 575 Doppel-Grabkammern, die sich entlang der umlaufenden Außenwand orientieren. Die Kirche ist tagsüber zugänglich, um Kirchenbesuchern wie Trauernden die Möglichkeit zum Verweilen zu geben.