Chefredakteur Christof Haverkamp: Kurzer, aber bedeutsamer Besuch

Kommentar: Bilanz der Papstreise in die Arabischen Emirate

Papst Franziskus hat seinen Besuch in den Arabischen Emiraten beeendet. Was bleibt? Christof Haverkamp, Chefredakteur von  „Kirche-und-Leben.de“, zieht Bilanz.

Anzeige

Papst Franziskus hat seinen Besuch in den Arabischen Emiraten beeendet. Was bleibt? Christof Haverkamp, Chefredakteur von  „Kirche-und-Leben.de“, zieht Bilanz.

Es war nur ein kurzer Aufenthalt von gut zwei Tagen – aber ein historisch bedeutsamer: Als erster Papst überhaupt hat Franziskus die Vereinigten Arabischen Emirate besucht und sich damit auch unter den Muslimen der Region viele Sympathien erworben. Dass überhaupt Christen in nennenswerter Zahl auf der arabischen Halbinsel leben, dürfte so mancher Beobachter erst durch den jüngsten Papst-Besuch erfahren haben.

Es sind sogar fast eine Million Katholiken, überwiegend Migranten, die von den Philippinen oder aus Indien stammen und aus weiteren Staaten Asiens und Afrikas. Der Arbeit wegen sind sie in die wohlhabenden Emirate gezogen und stellen immerhin etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Diese Menschen dürfte der Besuch von Franziskus ermutigt haben.

 

Unterschiede in islamischen Staaten

 

Im Unterschied zu anderen mehrheitlich muslimischen Ländern präsentiert sich in den Emiraten das moderne, liberale Gesicht Arabiens. Zwar wird auch hier die Todesstrafe vollstreckt, doch verglichen mit anderen Ländern herrscht eine gewisse Toleranz. Den Christen ist es immerhin erlaubt, Kirchen zu bauen. Sie können ihren Glauben leben, wenn auch mit Einschränkungen.

Das ist mehr, als in Saudi-Arabien möglich ist und zeigt, wie unterschiedlich islamisch geprägte Staaten ihre christliche Minderheit behandeln. Zum Christentum konvertieren darf allerdings auch in den Öl-Emiraten kein einziger Muslim; umgekehrt sieht es beim Wechsel der Religion anders aus.

 

Franziskus spricht von Geschwistern vor Gott

 

Das weiß auch Papst Franziskus. Er blendet die negative Seite des Islams nicht einfach aus, hält es aber für hilfreicher, den Dialog mit den Muslimen zu fördern. Dabei handelt es sich um einen langen Prozess, der wieder ein Stück weitergekommen ist. Auch durch seine Teilnahme an einer interreligiösen Konferenz in Abu Dhabi fördert der Papst die Verständigung unter den Religionen.

Franziskus spricht von Geschwistern vor Gott. Damit leistet er mit anderen Religionsführern wie dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität einen wichtigen Beitrag gegen Extremismus und für den Frieden. Dass der Papst auch an die ­Gewalt und das Leid im bürgerkriegs­geplagten Jemen erinnerte, gab der Reise zugleich eine politische Dimension.

Anzeige