Markus Nolte zum geplanten Burka-Verbot

Kommentar: Burkas – reine Geschmackssache

Um die Sicherheit im Land zu erhöhen, wollen die Innenminister der Union ein Burka-Verbot erlassen. „Ja, ich habe ein Problem mit vollverschleierten Frauen“, bekennt auch Markus Nolte in seinem Kirche+Leben-Kommentar. Aber reicht das als Argument für eine staatliche vorgeschriebene Kleiderordnung?

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Um die Sicherheit im Land zu erhöhen, wollen die Innenminister der Union ein Burka-Verbot erlassen. Vor zwei Jahren hat schon der Europäische Gerichtshof ein solches Gesetz in Frankreich für rechtens befunden. „Ja, ich habe ein Problem mit vollverschleierten Frauen“, bekennt auch Markus Nolte, stellvertretender Chefredakteur von kirchensite.de und Kirche+Leben in seinem Kommentar. Aber reicht das als Argument für eine staatliche vorgeschriebene Kleiderordnung?

Ja, ich habe ein Problem mit vollverschleierten Frauen. Ich finde das befremdlich. Ich habe ein Problem damit, wenn dadurch die gesamte Männerwelt als dauerlüsterne Geiferer dastehen, vor denen die Reize der Frauen nunmal verhüllt werden müssen. Aus Sicherheitsgründen gewissermaßen. Was ist denn das für ein Männerbild? Vom Frauenbild ganz zu schweigen, das die Gatten dieser verschleierten Frauen da spazieren führen.

Daran stoße ich mich ganz gewaltig. Nicht, weil hierzulande Frauen nunmal emanzipiert sind und ihr Haar kurz oder lang, brünett, blond oder pink tragen. Nicht, weil das hier so üblich wäre. Kulturgut oder so.

 

Illegale Kleidungsstücke

 

Und trotzdem will ich kein Burka-Verbot. Sie zu verbieten, wie es die Unions-Innenminister jetzt überlegen – das geht gar nicht. Nur weil es uns nicht gefällt? Weil es fremd ist, anders aussieht? Die nationale Sicherheit ins Feld zu führen, ist ohnehin merkwürdig: Um eine Waffe zu verstecken, braucht es keine Burka. Und lange Mäntel wird man wohl kaum zu illegalen Kleidungsstücken erklären wollen.

Ganz gleich, warum muslimische Frauen sich verschleiern – ob aus religiösen oder doch „nur“ aus moralischen oder kulturellen Gründen: Wer das grundgesetzlich garantierte, hohe Gut der Religionsfreiheit für sich und seine Glaubensgemeinschaft in Anspruch nimmt, der hat das auch anderen Religionen gegenüber zu gewährleisten. Das ist unverzichtbar in einer demokratischen, freien Gesellschaft, die mit jüdisch-christlicher Verwurzelung die Würde jedes Menschen schützt.

 

Auge in Auge

 

Noch einmal: In meiner Welt sehen sich Menschen an, gehen offen miteinander um und aufeinander zu. Sie kleiden sich, wie es ihnen gefällt. Wer ihnen deshalb an die Wäsche geht, hat ein ernsthaftes Problem. Und wer meint, Männer wären nunmal so, hat ebenfalls ein Problem.

Muslimische Frauen sollen sich so anziehen, wie sie es wollen. Selbstverständlich. Manche finden schon verschleierte katholische Nonnen befremdlich – und ich persönlich halte es sogar für unhöflich, im Gespräch eine Sonnenbrille aufzubehalten; Frauen in Burka kann ich wenigstens in die Augen sehen ... Aber das ist eben eine Geschmacksfrage. Und nicht mehr.

Übrigens: Männer, die meinen, beim Spanienurlaub in Badehose einkaufen zu müssen – die gehen auch nicht. Überhaupt nicht.

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