Christof Haverkamp über Toleranz und Zeitgeist an einem stillen Feiertag

Kommentar: Tanzverbot an Karfreitag ist Gewinn für Gesellschaft

Ist der stille Feiertag an Karfreitag nocht zeitgemäß?Video: Christof Haverkamp, Martin Schmitz

Ist das Tanzverbot an Karfreitag noch zeitgemäß? Fakt ist: Die religiöse Vielfalt in Deutschland wächst. Vom Tanzverbot gibt es immer mehr Ausnahmeregeln. Chefredakteur Christof Haverkamp hat dazu eine klare Meinung.

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Ist das Tanzverbot an Karfreitag noch zeitgemäß? Fakt ist: Die religiöse Vielfalt in Deutschland wächst. Vom Tanzverbot gibt es immer mehr Ausnahmeregeln. „Kirche-und-Leben.de“-Chefredakteur Christof Haverkamp hat dazu eine klare Meinung.

Kurz vor Ostern über das Tanzverbot an Karfreitag zu nörgeln, wird zur Tradition. Und wahrscheinlich wird diese Regelung in Deutschland künftig häufiger durchbrochen. Es gibt mehr Ausnahmeregeln, denn die religiöse Vielfalt wächst und auch die Zahl der Konfessionslosen.

Manche Politiker wollen das Gedenken an das Leiden und den Tod Jesu Christi ebenso aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängen. Ein kultureller Gewinn wäre das aber nicht – im Gegenteil.

 

Staatlich verordnete Auszeit ist zumutbar

 

Es stellt sich die Frage: Darf der Staat Stille verordnen für einen der höchsten kirchlichen Feiertage? Und diese Frage lässt sich klar beantworten: Ja, er darf. Es ist zumutbar, dass wir eine Auszeit nehmen und auf öffentliche, laute Partys verzichten. So viel Toleranz muss sein an einem einzigen von 365 Tagen im Jahr. Das hat auch das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren festgestellt.

Hartnäckig halten sich Bestrebungen, den Karfreitag zu entkernen. Das wollen alle, die diesen Tag der Besinnung und Ruhe für nicht mehr zeitgemäß halten. Doch wer so denkt, der sollte auch dafür eintreten, diesen Tag gleich ganz als gesetzlichen Feiertag abzuschaffen. Das wäre nur konsequent.

 

Gesellschaft profitiert vom stillen Feiertag

 

Auch die Gesellschaft profitiert davon, wenn sie einen Feiertag hat, an dem über Sterben, Tod und Leid nachgedacht wird. Schließlich handelt es sich um existenzielle Themen. Sie gehen jeden Menschen etwas an. Und: Niemand wird gezwungen zur religiösen Einkehr – genauso wenig wie es in Deutschland einen Zwang gibt, den 1. Mai einzig und allein als einen Tag der Arbeit zu begehen.

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