Christof Haverkamp über den Mai - einen ganz besonderen Monat

Kommentar über Maria, Mütter und „Maria 2.0“

Der Mai ist der Monat, in dem die Frauen in der Kirche eine besondere Rolle spielen – und zwar aus mehreren Gründen, meint Chefredakteur Christof Haverkamp.

 

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Auf Maria, den Muttertag und insbesondere auf die Initiative „Maria 2.0“ geht Chefredakteur Christof Haverkamp in seinem Kommentar ein. Er hält es für wichtig, sich argumentativ mit den Forderungen der Frauen zu beschäftigen.

Der Mai ist der Monat, in dem die Frauen in der Kirche eine besondere Rolle spielen – und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen ist der Mai der Monat der Gottesmutter Maria. Ihr wunderschöner Lobgesang auf Gott, das Magnifikat, gehört zu den Grundgebeten des Christentums und hätte noch weit mehr Beachtung verdient.

Dann ist an diesem Sonntag der Muttertag. Ein christlicher Feiertag ist das zwar nicht, doch er wird in vielen Gemeinden und Sonntagsgottesdiensten aufgegriffen, um die besondere Wertschätzung für die Mütter auszudrücken. In oder vor der Kirche eine Rose an alle Mütter überreichen: Das ist eine schöne Geste.

 

Ist Streik die richtige Methode?

 

Zudem macht in diesen Tagen an etlichen Orten die Initiative Maria 2.0 von sich reden – eine Bewegung, die mehr Rechte für die Frauen in der Kirche fordert. Die Frage ist berechtigt, ob es die angemessene Form ist, für eine Woche eine Kirche nicht zu betreten und ob gerade ein Streik die richtige Methode ist. Und Kardinal Walter Kasper hat darauf hingewiesen, dass diese Bewegung in Deutschland stark ist, weltkirchlich aber nicht. Auch wenden Kritiker ein, die Gottesmutter Maria sei doch gerade nicht eine Revoluzzerin gewesen.

Unabhängig von der Haltung dazu ist es wichtig, sich mit den Forderungen der Frauen argumentativ auseinanderzusetzen. Wer ihnen Eitelkeit oder den Versuch von Spaltung vorwirft, macht es sich jedenfalls zu einfach. Und niemand sollte den teilnehmenden Frauen den Glauben absprechen.

 

Nicht unter den Teppich kehren

 

Und es wäre falsch, so zu tun, als gäbe es das Phänomen „Maria 2.0“ nicht. Oder man müsse es in der Öffentlichkeit ausblenden oder verbieten, „bis alle Stürm‘ vorüberziehen“, wie es in einem Marienlied heißt. Diese Art, Dinge quasi unter den Teppich zu kehren, schadet nur.

Leider kommt es auch in der Kirche viel zu oft vor, dass hintenherum Kritik geäußert wird, dass Menschen übereinander, nicht jedoch direkt miteinander reden. Jesus dagegen, so ist in allen vier Evangelien nachzulesen, hat es anders gemacht: Er hat die offene Form der Kommunikation gesucht. Und wenn er es für geboten hielt, hat er auch den Konflikt nicht gescheut.

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