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Wie offen ist die Kirche für Menschen, die neu in eine Gemeinde kommen, sich vielleicht sogar engagieren wollen? Doris Wiese-Gutheil erinnert sich an den Start in ihrer Pfarrei - und beschreibt, was in der Partei besser läuft, der sie auch angehört.
In diesem Frühjahr bin ich erstmals in meinem Leben in eine politische Partei eingetreten. Die vielen Demonstrationen für Demokratie haben mich bestärkt, ein Zeichen zu setzen.
Wirklich mitmachen wollte ich eigentlich nicht, dafür fehlt mir schlicht die Zeit: Schließlich arbeite ich als Journalistin, leite ehrenamtlich Beerdigungen in meiner Pfarrei, habe vier Enkelkinder und jede Menge Hobbies.
Echtes Interesse, herzlicher Umgang
Aber kaum war der Mitgliedsantrag abgeschickt, kamen die ersten Mails. Man hieß mich willkommen, gab Erklärungen zu Struktur und Arbeitsweise, lud mich zu den unterschiedlichsten Gremien und Treffen ein.
Dann gleich die erste Klausurtagung meines Ortsvereins. Kann ich ja mal hingehen, das verpflichtet mich zu nichts, dachte ich. Und dann: Alle kamen auf mich zu, stellten sich vor, zeigten echtes Interesse an mir und den anderen Neuen.
Es war ein so herzliches Willkommen, dass ich da jetzt aktiv mitmache, das Social Media-Team unterstütze, beim Europa-Wahlkampf Infomaterial verteilt und Dutzende Gespräche geführt habe. Und das alles, obwohl ich doch nur stille Unterstützerin sein wollte.
Beim Pfarrei-Abend kam niemand auf mich zu
Die Autorin:
Doris Wiese-Gutheil lebt als freie Journalistin und Trauerrednerin in Frankfurt am Main.
Und ich habe mich erinnert, als ich anfing, mich in meiner Pfarrei ehrenamtlich zu engagieren: Eine Frau aus dem Pfarrgemeinderat hatte mich angesprochen und ich habe mitgemacht, in der Redaktion für das Pfarrblatt.
Aber dann kam der erste Dankeschön-Abend für Ehrenamtliche. Außer meiner kleinen Redaktion und ein paar Gesichtern aus dem Gottesdienst kannte ich niemanden. Keiner kam auf mich zu. Als ich mich an einen freien Tisch setzen wollte, hieß es, nein, alles besetzt für Freunde und Bekannte. Kein schönes Willkommen!
In der Partei dagegen duzen wir uns ganz selbstverständlich, junge und alte, obwohl keiner behauptet, dass wir alle „Brüder und Schwestern“ seien. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber es zeigt mir, dass ich dazugehöre. Frauen und Männer sind wirklich gleich. Die Mitglieder interessieren sich wirklich für die Menschen, egal welcher Herkunft, sexuellen Orientierung oder – in diesem Fall – welcher Religion sie sind.
Was tun wir, damit Menschen sich in der Kirche wohlfühlen?
Seit dem freundlichen Hallo in der Partei denke ich wieder öfter an diesen ersten Abend in der Pfarrei, an dem ich mir ziemlich überflüssig vorkam. Was tun wir eigentlich, dass sich Menschen bei uns wohlfühlen?
Begrüßen wir neue Gesichter? Gehen wir auf andere zu? Zeigen wir ihnen, dass wir uns freuen, wenn sie den Weg zum Gottesdienst oder in Veranstaltungen unserer Gemeinde finden? Warum schafft eine säkulare Partei, womit sich eine religiöse Gemeinschaft so schwer tut?
Unsere Kirche macht vieles falsch, ohne Frage, die Parteiführung in Berlin ganz genauso. Aber es liegt an uns, ob Menschen sich willkommen fühlen.
In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.