"Gebt ihm erst mal eine Chance!", sagt Chefredakteur Christof Haverkamp

Kommentar zum Start des Synodalen Wegs

Vor dem Start der inhaltlichen Arbeit des Synodalen Weges gibt es mehr Befürchtungen als Hoffnungen, meint Chefredakteur Christof Haverkamp im Kommentar. Er warnt ebenso vor Resignation wie vor Reformverweigerung.

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Vor dem Start der inhaltlichen Arbeit des Synodalen Weges gibt es mehr Befürchtungen als Hoffnungen, meint Chefredakteur Christof Haverkamp im Kommentar. Er warnt ebenso vor Resignation wie vor Reformverweigerung.

Die Teilnehmer des Synodalen Wegs starten in Kürze in Frankfurt am Main mit ihrer inhaltlichen Arbeit. Das müsste eigentlich Hoffnungen wecken auf erfrischende Debatten und eine Erneuerung der katholischen Kirche. Tatsächlich aber ist mehr von Befürchtungen als von Hoffnungen die Rede.

Resignierend gehen die einen davon aus, dass nach den Versammlungen und Diskussionen wieder nur minimale Veränderungen herauskommen, ähnlich wie beim Gesprächsprozess der Deutschen Bischofskonferenz von 2011 bis 2015. Andere warnen dagegen davor, es werde zu viele Reformen geben. Sogar das Gespenst einer Kirchenspaltung malen sie an die Wand – was vor allem zeigt, wie sehr sich die Gräben vertieft haben.

 

Hört geduldig zu, bleibt tolerant!

 

Allen Skeptikern, egal von welcher kirchenpolitischen Seite, möchte man zurufen: Gebt doch dem Heiligen Geist eine Chance! Setzt euch mit Andersdenkenden in der katholischen Kirche auseinander! Hört auf, nur über sie zu nörgeln, hört lieber geduldig zu, bleibt tolerant!

Klar ist: Die Kirche steckt in einer Krise, wie sie in ihrer Geschichte selten vorgekommen ist. Wer in dieser Situation nur auf den Katechismus und das Lehramt verweist, blockiert. Auch die Lebenswirklichkeit ist eine Quelle theologischer Erkenntnis, wie der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zu Recht betont. Das muss eine Rolle spielen bei den Überlegungen um den richtigen Weg.

 

Die meisten deutschen Katholiken wollen Reformen

 

Christen werden auch daran gemessen, wie glaubwürdig sie die Botschaft des Evangeliums vorleben. Das ist wichtig, lässt sich aber nicht an der kirchenpolitischen Einstufung mit den Schubladen „liberal“ oder „konservativ“ festmachen.

Der Synodale Prozess wäre zum Scheitern verurteilt, wenn von vornherein festgelegt würde, es dürfe sich nichts, aber auch gar nichts ändern. Die Minderheit, die das will, sollte zumindest eines akzeptieren: Die meisten deutschen Katholiken vertreten eine andere Auffassung.

Entscheidend ist, wie alle Beteiligten miteinander umgehen, wenn sie um den richtigen Weg ringen. „Die katholische Kirche als Vorbild einer konstruktiven Streitkultur: Das wäre doch einmal was!“, hat Bischof Felix Genn im September in einem Interview gesagt. Recht hat er.

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