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Nur noch jedes zweite Schulkind in Deutschland besuchte im Schuljahr 2023/24 katholischen oder evangelischen Religionsunterricht. Die Zahlen für den Ethikunterricht hingegen steigen. Bischöfe und Reli-Lehrkräfte bewerten das.
Immer weniger Kinder in Deutschland besuchen den Religionsunterricht. "Wir bedauern diese Entwicklung, aber sie überrascht uns nicht", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Der Rückgang entspreche der rückläufigen Zahl von Kirchenmitgliedschaften. Da der Religionsunterricht in Deutschland ein konfessioneller Unterricht sei, seien auch nur Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Konfession verpflichtet, ihn zu besuchen, so Kopp.
Die Zahlen zum Religionsunterricht
Die Bischofskonferenz reagierte auf aktuelle Zahlen der Kultusministerkonferenz. Demnach nimmt nur noch knapp jedes zweite Schulkind in Deutschland überhaupt an katholischem oder evangelischem Religionsunterricht teil. Der Besuch eines Ethik- oder Ersatzunterrichts stieg in den vergangenen Jahren hingegen deutlich an.
Laut Bericht nahmen im Schuljahr 2023/24 insgesamt 53,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler im ersten bis zehnten Schuljahr an katholischem (25,2 Prozent) oder evangelischem (28,5 Prozent) Religionsunterricht teil. 2015/16 waren es insgesamt noch 68,8 Prozent. Der Anteil der Schulkinder im Ethikunterricht stieg von 15,2 auf 26,4 Prozent.
Konfessionelle Kooperationen
Bischofs-Sprecher Kopp sagte, es solle künftig noch stärker betont werden, dass "der katholische oder der konfessionell-kooperativ erteilte Religionsunterricht auch offen für konfessionslose Schülerinnen und Schüler ist". Dort hätten sie die Chance, das Christentum authentisch kennen zu lernen und sich mit den großen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen.
In mehreren Bundesländern habe man gute Erfahrungen mit einem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht gemacht, so Kopp. Gemeint ist damit ein gemeinsamer Unterricht für evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler. Dabei werden Themen aus jeweils beiden Konfessionsperspektiven behandelt.
Lehrkräfte fordern Öffnung des Reli-Unterrichts
Ähnlich äußerte sich die Vertreterin der Bundeskonferenz katholischer Religionslehrerverbände im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), Gabriele Klingberg. Ursächlich für die rückläufige Entwicklung seien die allgemeine Kirchenkrise und Missbrauchsthematik, ferner die fehlende religiöse Sozialisation der Kinder, sagte sie der KNA.
Klingberg forderte eine Öffnung des Religionsunterrichts gegenüber anderen Religionen. Viele Schülerinnen und Schüler hätten kein Konfessionsbewusstsein mehr. "Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht bereichert Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit der jeweilig anderen Konfession und trägt zur Schärfung des eigenen Konfessionsbewusstseins bei."
Kooperationen mit dem Fach Ethik
Als besondere Herausforderung bezeichnete Klingberg die zunehmende Kooperation mit den Ersatzfächern Ethik und praktischer Philosophie. “Hier gilt es einerseits Unterschiede klar zu benennen, aber im Anliegen einer Wert- und Lebensorientierung für Schülerinnen und Schüler nach Kooperationen zu suchen.
Die Statistik der Kultusministerkonferenz ist unter https://www.kmk.org/dokumentation-statistik/statistik/schulstatistik/religionsunterricht.html abrufbar.