Annette Saal zur Reaktion von Bischof Genn auf die Missbrauchs-Studie

Konsequenzen statt Gerede

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Erst am Montag ist das Missbrauchs-Gutachten für das Bistum Münster vorgestellt worden, jetzt hat Bischof Felix Genn Maßnahmen vorgestellt, um in Zukunft sexuellen Missbrauch zu verhindern. Diese Maßnahmen müssen zügig umgesetzt werden, kommentiert „Kirche+Leben“-Chefredakteurin Annette Saal.

Konkrete Konsequenzen nach den Ergebnissen der Missbrauchs-Studie hat Bischof Felix Genn am Freitag vorgestellt, Punkt für Punkt in einem umfangreichen Maßnahmen-Katalog. Drei Tage hatte er zum Studium der 600 Seiten – und zum Nachdenken darüber, wie er seine verbleibende Amtszeit nutzen will, um Missbrauch und Vertuschung ein für allemal ein Ende zu setzen.

Genn hat Fehler zugegeben und darüber sein tiefes Bedauern geäußert. Das, was jetzt zu tun ist, hat er auf den Weg gebracht: eine umfangreiche Auflistung bevorstehender Regularien und Kontroll-Maßnahmen – zusammen mit einem Blick auf bereits eingeleitete.

Genn muss Taten folgen lassen

Taten sind nötig – denn vor dem Scherbenhaufen unsäglichen Leids und zerstörten Biografien will niemand mehr salbungsvolle Worte hören oder bedeutungsvolle Symbolhandlungen erleben. Das würde dem Leid der Betroffenen nicht gerecht und künftiges nicht verhindern. Das Einzige, was in dieser Situation noch überzeugen kann, ist der Maßnahmen-Katalog, den Genn vorgestellt hat.

An den „weiteren Konsequenzen“ werde er sich messen lassen, hat er am Montag nach der Übergabe der Studie betont. Diesen Satz sagt man nicht einfach so. Er zeigt Entschlossenheit. Das, was er an Maßnahmen angekündigt hat, gilt nicht für irgendwen und irgendwann, sondern mitwirkende Personen sind benannt und Zeiten gesetzt.

Betroffene werden endlich wahrgenommen

„Gut gewesen“ ist es mit dem Vorliegen der Studie und den jetzt genannten Konsequenzen jedoch nicht. Zum einen bleibt ein riesiges Dunkelfeld von Leid, das bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist und ausgeleuchtet werden müsste. Auch für die Betroffenen, die sich geoffenbart haben, wird es nie wieder richtig gut – wie könnte es auch? Doch sie werden endlich wahrgenommen – nicht zuletzt wegen der Öffentlichkeit, die durch die Studie geschaffen worden ist.

Die Schritte nach vorn, die Genn angekündigt hat, müssen nun umgehend, konsequent und entschieden umgesetzt werden. Nicht nur die Betroffenen werden den Bischof daran messen.

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