„Förmliche Zurechtweisung“ wegen theologischer und personeller Entscheidungen

Konservative werfen Papst Förderung von Irrlehren vor

Franziskus habe häretische Standpunkte zu Moral und Sakramentenlehre gefördert. Auch soll er eine „beispiellose Sympathie“ für den „Erz-Häretiker“ Martin Luther haben, heißt es in dem Schreiben der Kritiker, darunter ein Deutscher und der Leiter der Pius-Bruderschaft.

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Mit einer förmlichen „Zurechtweisung“ wollen konservative Kritiker Papst Franziskus dazu bringen, sich von mutmaßlichen Irrlehren zu distanzieren. Die Unterzeichner des am Sonntag in mehreren Sprachen im Internet veröffentlichten Dokuments vertreten die Ansicht, dass Franziskus „auf direkte oder indirekte Weise“ häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert habe. „Respektvoll beharren wir darauf, dass Eure Heiligkeit öffentlich diese Thesen zurückweist“, heißt es in dem Brief. Er trägt das Datum vom 16. Juli und wurde dem Papst den Angaben zufolge bereits im August zugestellt.

Zentraler Auslöser für den Vorstoß ist das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ von 2016. Darin hatte der Papst angedeutet, dass Katholiken, die nach einer Scheidung zivil erneut geheiratet haben, zur Kommunion zugelassen werden könnten. Ebenfalls kritisiert werden in dem jetzt veröffentlichten Brief mehrere Personalentscheidungen. So habe Franziskus mit Erzbischof Vincenzo Paglia und Kardinal Kevin Farrell zwei Befürworter dieses Kurses an die Spitze der Päpstlichen Akademie für das Leben beziehungsweise des neu geschaffenen Vatikan-Ministeriums für Laien, Familie und Leben gesetzt.

 

Unterzeichner auch aus Deutschland und der Piusbruderschaft

 

In einer abschließenden Erklärung werden die aus Sicht der Unterzeichner wichtigsten beiden Gründe „der einzigartigen Krise“ benannt, in die Franziskus die Kirche geführt habe: ein „Modernismus“, der Kerninhalte des Glaubens relativiere und eine „beispiellose Sympathie“ des Papstes für den „Erz-Häretiker“ Martin Luther.

Unterschrieben ist das Dokument von Laien, Theologen und Priestern, unter ihnen der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach und der Generalobere der traditionalistischen Pius-Priesterbruderschaft, Bernard Fellay.

 

Franziskus: „Einige verstehen es weiter nicht“

 

Das Papstschreiben „Amoris laetitia“ löste eine innerkirchliche Debatte über den Umgang mit den Themen Ehe und Familie aus. Die Kardinäle Walter Brandmüller und Raymond Leo Burke sowie die mittlerweile verstorbenen Kardinäle Carlo Caffarra und Joachim Meisner baten Franziskus erst persönlich, dann im November vergangenen Jahres öffentlich um Klärungen hinsichtlich der Auslegung und Einordnung von „Amoris laetitia“. Dazu heißt es in der „Correctio“: Der Papst habe sich bislang geweigert, eine „positive Antwort“ auf die von den Kardinälen vorgelegten „Dubia“ zu geben.
Franziskus hatte den Vorwurf gleichwohl zurückgewiesen, nicht klar genug im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu sein. „Einige – denken Sie an gewisse Entgegnungen zu 'Amoris laetitia' – verstehen es weiter nicht“, hatte der Papst im Interview der italienischen Zeitung „Avvenire“ gesagt. Es brauche wohl noch etwas Zeit, bis das überall ankomme: „Die Geschichtsschreiber sagen, ein Konzil braucht ein Jahrhundert, um richtig die Kirche zu durchdringen... Wir sind bei der Hälfte.“