Pfarrer aus Lengerich vermutet Sorgen wegen Kirchensteuer-Einnahmen

Kossen: Kirche hat Angst, Unternehmen zu kritisieren

Der für Arbeitnehmerrechte engagierte Pfarrer Peter Kossen wirft der Kirche vor, Missstände in Unternehmen aus finanziellen Erwägungen nicht zu kritisieren. „Zum Teil sind ja gerade die großen Unternehmer große Kirchensteuerzahler“, sagt der Pfarrer.

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Der für Arbeitnehmerrechte engagierte Pfarrer Peter Kossen wirft der Kirche vor, Missstände in Unternehmen aus finanziellen Erwägungen nicht zu kritisieren. „Zum Teil sind ja gerade die großen Unternehmer große Kirchensteuerzahler“, sagt der Pfarrer aus Lengerich auf der Internetseite der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Münster.

Bischöfe hätten Angst, Steuerzahler und Unternehmer zu verlieren. Falls seine Vermutung zutreffe, dann würde sich die Kirche prostituieren, warnte Kossen. Zudem fürchtet er, es werde geschwiegen, weil sich sonst die Kirche als Arbeitgeber hinterfragen müsste: „Auch in katholischen Altenheimen und Krankenhäusern werden Beschäftigte ausgegliedert, um zum Beispiel den Caritas-Tarif zu umgehen.“

 

Untätigkeit der Politik

 

Der Politik warf der Pfarrer ebenso Untätigkeit vor. Gesetze gegen Arbeitnehmer-Ausbeutung und Menschenhandel würden derzeit schlicht nicht durchgesetzt.

Manche Betriebe der Fleischindustrie hätten mehr als 80 Prozent ihrer Belegschaft über Subunternehmen und Leiharbeit ausgegliedert. Branchen wie Bau, Logistik und Gebäudereinigung nähmen sich daran ein schlechtes Beispiel, so Kossen: „Das kann Politik regulieren, wenn sie es will.“

 

„Kirche braucht Mut, Konflikte einzugehen“

 

Unternehmen würden die Not von Leiharbeitern und Arbeitsmigranten brutal ausnutzen, kritisierte er. Nach Abzügen für Unterkunft, Verpflegung, Arbeitsgerät und Transport blieben manchen Schlachtarbeitern trotz formalem Mindestlohn gerade einmal 4,50 Euro pro Stunde. Als weiteres Beispiel für Ausbeutung nannte der Pfarrer scheinbar selbstständige Paketzusteller.

Die Kirche und die Christen müssten auf Veränderungen im System pochen: „Das heißt, den Mut aufzubringen, Konflikte einzugehen, parteiisch zu sein, sich anwaltschaftlich auf die Seite der Benachteiligten zu stellen.“

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