Pfarrer und Menschenrechtler: Auch Handy-Produktion und Textilbranche betroffen

Kossen: „Sklaverei“ in Fleisch- und Paketbranche – auch zu Weihnachten

  • Mitten im Weihnachtsgeschäft prangert der katholische Priester und Menschenrechtler Peter Kossen die Arbeitsbedingungen in verschiedenen Branchen an.
  • "Die Fleischindustrie, Paketdienste, aber auch die Handy-Produktion und die Textilmode basieren in weiten Teilen auf moderner Sklaverei", sagt er.
  • "Ein Weihnachten, das moderne Sklaverei in Kauf nimmt, ist eine Farce!"

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Mitten im Weihnachtsgeschäft prangert der katholische Priester und Menschenrechtler Peter Kossen die Arbeitsbedingungen in verschiedenen Branchen an und ruft Verbraucher zum Umdenken auf. "Die Fleischindustrie, Paketdienste, aber auch die Handy-Produktion und die Textilmode basieren in weiten Teilen auf moderner Sklaverei", sagt er nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle Münster. "Billig, billig, billig hat einen hohen Preis. Aber am Ende zahlt jemand die Rechnung. Und das ist nicht der Konsument."

Die Fleischindustrie werde auch in diesem Jahr darauf drängen, dass am Weihnachtsfest geschlachtet werde, so Kossen, der Pfarrer in Lengerich ist und sich seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen einsetzt. Die Branche wolle verhindern, dass Fleisch in den mehr als ausreichend gefüllten Kühlhäusern während einer Lagerung zu viel Wasser verliere und dann weniger wiege.

Paketboten in Zwölf-Stunden-Schichten

Deshalb werde an Weihnachten für die Belegschaften der Fleischindustrie nur wenig Zeit zum Luftholen oder Feiern sein. Kossen schlägt Alternativen vor: "Wer bei Handwerksschlachtern einkauft, auf Wochenmärkten oder in der Direktvermarktung auf den Höfen, der boykottiert den Menschenhandel und die Ausbeutung der Fleischindustrie und der Discounter."

Der Sozialpfarrer weist auch auf die Lage der Paketboten hin. Sie seien in den Tagen vor Weihnachten gezwungen, täglich um die 250 Pakete auszuliefern. "Das schaffen sie nur in Zwölf- oder mehr Stunden-Schichten." Zudem würden sogenannte Personaldienstleister Fahrer an Paketdienste zu minimalsten Löhnen vermieten, bis sie "verbraucht" seien. "Danach werden sie aussortiert und entsorgt." Kossen sprach von "Wegwerfmenschen".

Sklaverei, damit Weihnachten gelingt?

Darüber hinaus habe das örtliche Weihnachtsgeschäft dem Priester zufolge vielfach globale Auswirkungen: "Lieferketten von Handys oder auch Jeans verlieren sich in Coltan-Minen oder Textilbleichen, wo im Kongo oder in Bangladesch das Leben von Kindersklaven in Massen verschlissen wird."

Kossen fragt: "Wie viel moderne Sklaverei nehme ich in Kauf, damit Weihnachten gelingt? Wer bezahlt meinen Lebensstil? Bildet der Preis, den ich zu zahlen bereit bin, in etwa den Wert der Arbeit ab, die im Produkt steckt?" Der Pfarrer betont, niemandem die Advents- und Weihnachtszeit mies machen zu wollen; er appelliert aber an den Gerechtigkeitssinn jedes Menschen: "Ein Weihnachten, das moderne Sklaverei in Kauf nimmt, ist eine Farce!"

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