Musikwissenschaftler will Adventslieder bewahren

Kostenlose Begleitung für das Singen unterm Weihnachtsbaum

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Der Musikwissenschaftler Franz Zaunschirm würde gern das Liedgut für den Advent pflegen. Der Komponist und Professor am Mozarteum in Salzburg hat dafür eine eigene Homepage eingerichtet – mit kostenlosen Klavierbegleitungen zu Advents- und Weihnachtsliedern.

Herr Zaunschirm, gibt es denn überhaupt ein Repertoire an Adventsliedern, die sich gut in der Familie, im Kindergarten und in der Schule oder sogar auf der Adventsfeier eines Betriebs singen lassen?

Es ist tatsächlich so, dass im Advent sehr viele Weihnachtslieder gesungen werden, weil viele Menschen nicht mehr den Unterschied zur Adventszeit kennen. Obwohl die Texte das schon deutlich machen. Allerdings gibt es über 250 Weihnachtslieder, für die man Noten im Handel bekommen kann, und nur 20 bis 25 Adventslieder. Das Repertoire ist also auch schmaler. Um wenigstens dieses Repertoire zu bewahren, habe ich vor fast 25 Jahren ein Buch mit Noten und Texten mit Adventslieder gemacht, das heute noch gekauft wird. Übrigens meistens von Großmüttern, die ihre Enkelkinder mit diesen Liedern vertraut machen wollen.

Was zeichnet denn ein Adventslied aus?

Franz Zaunschirm. | Foto: Münchner KirchenzeitungFranz Zaunschirm. | Foto: Münchner Kirchenzeitung

Das ist wie bei jedem anderen Lied auch: Ein Text, der Menschen anspricht und melodische Qualität. „Maria, durch ein Dornwald ging“ ist dafür ein Beispiel. Eines der wenigen Adventslieder in Moll. Aber es gibt auch viele schöne einfache Volkslieder. Also es ist nicht so, dass nur eine verbindliche Kategorie für gute Adventslieder gilt.

Warum ist es denn überhaupt wichtig, im Advent zu singen?

Advent ist, zumindest in Bayern und Österreich, ein Teil unserer Identität. Ich habe das gespürt, als ich zehn Jahre in Hamburg gelebt habe. Dort habe ich die Advents- und auch die Weihnachtslieder vermisst, die mir in Salzburg auf die Nerven gegangen sind. Und wenn man nur darüber jammert, dass zu viele englische und amerikanische Titel gesungen werden, dann ist das zu wenig. Man muss dann eben auch das eigene Liedgut im Advent pflegen.

Wie kommt es denn, dass Sie persönlich ein so enges Verhältnis zum Advent und seiner Musik haben?

Die Jahre in Hamburg waren da für mich schon eine tiefe Erfahrung. Da habe ich gemerkt, dass mir etwas fehlt, wenn der Advent nur zum Einkaufen da ist und am 25. Dezember Weihnachten vorbei ist.

So finden Sie die Klavierbegleitungen für Ihren Gesang auf www.einfachenoten.de: Oben in der Menü-Zeile auf „Dein Instrument“ klicken. Dann „Adventslieder singen“ beziehungsweise „Weihnachtslieder singen“ auswählen. Unter der Notenvorschau können Sie die Begleitung durch Klick auf den jeweiligen Play-Button starten.

Ich habe auch zwei Töchter und an denen konnte ich sehen, welche Bedeutung das Singen für die Kinder hat. Ich beobachte das jetzt auch bei den zwei und drei Jahre alten Kindern meiner Nichten. Die können noch nicht so gut sprechen, aber singen. Ich bekomme das per WhatsApp geschickt und man sieht, wie die Kinder berührt sind, einfach grandios. Man sagt ja: Singen berührt die Seele. Das kann man sonst mit keinem anderen Medium erreichen. Und besonders vor Weihnachten prägt das natürlich das Gemüt. Im Advent singen ist für mich ein Highlight.

Welchen Tipp haben Sie denn für Menschen, die vielleicht im Advent singen wollen, sich aber nicht so recht trauen?

Der einzige Fehler, den man beim Singen machen kann, ist damit aufzuhören. Grundsätzlich ist es immer leichter in einer Gemeinschaft zu singen, zum Beispiel im Gottesdienst. Da ist es auch nebensächlich, ob ich immer den richtigen Ton treffe. Es gibt gemeinsame Liedernachmittage in Pfarreien oder Chöre, die auch nicht so perfekte Sänger aufnehmen. Das, finde ich, sind gute Hilfen. Wer lieber allein oder in der Familie singt und unsicher ist: Auf meiner Internetseite www.einfache-noten.de sind die Klavierbegleitungen für bekannte Advents- und Weihnachtslieder zu finden. Das kann man auf dem Handy abspielen und dazu singen. Das kostet nichts und man hat ein Erfolgserlebnis.

Wie sieht es denn ganz generell mit unserer Singkultur hierzulande aus?

Es wird bei den jungen Menschen wenig gesungen und sie kennen keine Lieder mehr. Das ist sicher verbesserungsfähig. Auf der anderen Seite gibt es eine unglaubliche Fülle von Chören, bei denen die verschiedensten Altersstufen mitsingen, wie es sie vor 20 Jahren in keiner Weise gegeben hat.

Also der Untergang des singenden Abendlandes steht nicht bevor?

Überhaupt nicht.

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