Bischof: Präsident Bolsonaro hat keine Ahnung von der Region

Kräutler: G7-Staaten mitschuldig an Amazonas-Zerstörung

Der frühere Amazonas-Bischof Erwin Kräutler (80) pocht auf die Mitverantwortung der Industrieländer für die Ausbeutung des Regenwalds. Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro greift Kräutler scharf an.

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Der frühere Amazonas-Bischof Erwin Kräutler (80) pocht auf die Mitverantwortung der Industrieländer für die Ausbeutung des Regenwalds. „Die G7-Nationen und andere Staaten müssen sich fragen, inwieweit sie selbst an der Zerstörung mitschuldig sind“, sagte Kräutler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wo gehen denn die illegal geschlagenen Hölzer Amazoniens hin? Und all die Milch- und Fleischprodukte, für die der tropische Regenwald abgebrannt wird?“

Niemand sei gegen den Export von Rohstoffen, so Kräutler, „aber es sollte dabei nicht vergessen werden, dass die Umweltkosten und die Bedrohung der Bevölkerung sehr hoch sind“. Keines der Länder, in die Brasilien beispielsweise Bergwerksprodukte exportiere, würde ein so großes Risiko für die eigene Bevölkerung und Umwelt akzeptieren, so der Österreicher, der von 1981 bis 2015 die flächenmäßig größte brasilianische Diözese Xingu leitete.

Kräutler: Bolsonaro ist „Feind der indigenen Völker“

Präsident Jair Bolsonaro hat nach Einschätzung Kräutlers „keine Ahnung von Amazonien“. Er bezeichnete den rechtsgerichteten Regierungschef als „Feind der indigenen Völker“, dem es nur um eine wirtschaftliche Ausbeutung des Amazonasgebietes gehe. Es sei Pflicht der Kirche, ihren Beitrag zur Bewahrung Amazoniens zu leisten. Die Bischöfe würden das Gebiet „entschieden besser“ kennen als Politiker.

Vom 6. bis 27. Oktober findet im Vatikan eine von Papst Franziskus einberufene Amazonas-Synode statt, an deren Vorbereitung Kräutler beteiligt ist. Er erneuerte seinen Ruf nach Änderungen bei der Zulassung zum Priesteramt.

Für Änderungen beim Priesteramt – und für Diakoninnen

Jesus habe zum Sakrament der Eucharistie gesagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Es sei daher „gegen den ausdrücklichen Willen des Herrn“, dass „90 Prozent der Gemeinden Amazoniens“ nur drei oder vier Mal im Jahr Eucharistie feiern könnten, so Kräutler. Gerade in Amazonien dürfe der Zugang zum Weihepriestertum „nicht länger auf zölibatäre Männer beschränkt bleiben“.

Den Begriff „Viri probati“ – bewährte, verheiratete Männer – findet Kräutler zu eng gefasst; er sei „von vornherein geschlechterspezifisch“. Die Gemeinden im ländlichen Bereich Amazoniens würden größtenteils von Frauen geleitet. Deshalb brauche es „personae probatae“, so der frühere Bischof: „Als erster Schritt dazu könnten wir uns für Frauen den Zugang zum Diakonat vorstellen.“

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