Herz-Jesu-Krankenhaus reagiert mit praktischer Idee auf Corona-Abstandsregeln

Krankenhaus-Sakristei wird zu inspirierendem Tagungsraum

  • Auf der Suche nach einem Besprechungsraum mit ausreichend Fläche für die Abstandsregeln in Corona-Zeiten ist Krankenhausseelsorger Andreas Garthaus in der Sakristei der Kapelle fündig geworden.
  • Nur wenige Möbel und Accessoires waren notwendig, um einen Raum mit außergewöhnlicher Tagungsatmosphäre zu schaffen.
  • Für den Krankenhausseelsorger zeigt sich darin, das Kirche lernen muss, spontan umzudenken.

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Da steht ein Sofa in der Sakristei. Und ein Computer, ein Couchtisch, viele Stühle sowie ein Schreibtisch. Der Raum neben der Kapelle im Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup wirkt aber nicht wie einer Abstellkammer. Mit den Blumenvasen voller Tulpen scheint er eher zum gemütlicher Begegnungsort umfunktioniert worden zu sein. Das trifft die derzeitige Aufgabe der Sakristei ganz gut: Sie wird als Besprechungsraum genutzt – und das aus gutem Grund.

„Seit Beginn der Corona-Pandemie haben wir hier im Krankenhaus immer Platzmangel“, sagt Diakon und Krankenhausseelsorger Andreas Garthaus. Abstands- und Hygiene-Regeln fordern für Konferenzen und Besprechungen mehr Quadratmeter Fläche ein als zuvor. „Warum nicht dieses Zimmer nutzen, es ist größer als die meisten anderen.“ Auch in der Kapelle haben es einige Gruppen bereits versucht. „Da haben wir uns aber nicht gut verstanden, weil der Hall zu intensiv war.“

 

Herber Charme trifft schwedische Möbel

 

Die praktische Lösung für die Raumnot ist aber nur ein Teil der Idee. Denn das Projekt hat eine weitere, inhaltliche Dimension. „Wenn wir hier sitzen, dann ist das Gefühl ein anderes“, sagt Garthaus. „Der herbe Charme der alten Sakristei-Schränke und des Kreuzes an der Wand gepaart mit den Möbeln eines schwedischen Möbelhauses schafft eine besondere Atmosphäre.“ Wer hier tagt, sitzt eben nicht nur in einem normalen Besprechungsraum. „Hier kommen Profanes und Heiliges zusammen.“ Mit gegenseitiger Wirkung, ist der Diakon sich sicher: „Das Heilige wird etwas profaner, das Profane etwas heiliger.“

Chefarzt Dr. Wolfgang Clasen bestätigt das. „Ich sitze hier gern“, sagt er. Das tut er mindestens einmal in der Woche, wenn das multifunktionale Team der Palliativstation dort tagt, die er leitet. Für die Besprechungsrunde unter anderem aus Ärzten, Pflegern, Seelsorgern und Psychologen ist die Kulisse inspirierend. Es stehen Fragen im Raum, die immer auch aus der religiösen Perspektive gesehen werden können. „Der Impuls, den wir zu Beginn der Sitzungen immer hören, bekommt in diesen vier Wänden eine besondere Tiefe.“

 

Altehrwürdiges wird neu gestaltet

 

Auch wenn die Sakristanin von den Hiltruper Missionsschwestern von den Umbauten zunächst „sehr überrascht“ gewesen ist, so wird die Idee mittlerweile von allen Beteiligten unterstützt, sagt Garthaus. Für ihn ist das damit auch ein kleines Zeichen, was in der Kirche generell möglich sein sollte. „Wir dürfen nicht in unseren alten katholischen Strukturen erstarren.“ Gerade in einem Krankenhaus, das sich mit seinen tiefen religiösen Wurzeln immer wieder neuen gesellschaftlichen und medizinischen Herausforderungen stellen muss, ist es in seinen Augen wichtig, „Altehrwürdiges neu zu gestalten“.

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