Oldenburgische Landesvorsitzende Monika Gerhards warnt:

Kreuzbund erreicht jüngere Suchtkranke immer schlechter

Selbsthilfegruppen helfen Alkoholkranken, langfristig trocken zu bleiben. Doch dem katholischen Suchthilfeverband fehlt der Nachwuchs, so die oldenburgische Landesvorsitzende Monika Gerhards.

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Das hört sich zunächst an wie eine gute Nachricht: Die Zahl der Kreuzbundgruppen im Oldenburger Land  ist deutlich geschrumpft. Vor 20 Jahren trafen sich Suchtabhängige und deren Angehörige noch in 35 Selbsthilfegruppen zwischen Wilhelmshaven und Damme. Derzeit existieren noch 21 solcher Kreise.

Auch die Mitgliederzahl sei rückläufig, berichtet Monika Gerhards aus Lohne. Sie ist die oldenburgische Landesvorsitzende der katholischen Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft. Ist das Problem Sucht also auf dem Rückzug?

 

Es gibt immer weniger Gruppen

 


Monika Gerhards  ist die oldenburgische Landesvorsitzende des Kreuzbundes. | Foto: Michael Rottmann

Die Vorsitzende schüttelt den Kopf und klärt zunächst die Sache mit dem Rückgang der Gruppen auf: „Es wird einfach immer schwieriger, Leute als ehrenamtliche Leiter der Treffen zu finden.“ Wie zuletzt in Löningen. „Nachdem der bisherige Leiter weggezogen war, fand sich kein Nachfolger. Ähnlich lief es auch in Steinfeld oder in Damme.“

Und der Rückgang der Mitgliederzahl? Auch da kann die Landesvorsitzende keine Entwarnung geben. Im Gegenteil, so die Vorsitzende, Sucht bleibe ein Problem. Nur kämen immer weniger Patienten in die Selbsthilfegruppen.

 

„Ich hätte das alleine nie geschafft“

 

Eine Entwicklung, die sie mit Sorge erfüllt. Zu klar steht ihr ihre eigene Geschichte vor Augen: „Für mich selbst waren die Treffen in der Gruppe enorm wichtig. Ohne sie hätte ich den Ausstieg aus der Sucht niemals geschafft.“ Es habe ihr gut getan, „dass es Menschen gab, bei denen ich in Krisen anrufen konnte, die mir erzählt haben, wie sie es geschafft haben und was ihnen dabei geholfen hat“.

Dass das Problem Sucht nicht auf dem Rückzug ist, das erleben die Ehrenamtlichen aus dem Kreuzbund zum Beispiel bei ihren Besuchen in Entgiftungsstationen oder in Suchtberatungsstellen. Dort stellen sie Patienten unablässig den Verband und seine Angebote vor. Auch Ärzte und Berater weisen darauf hin. Sie wissen, wie wichtig solche Selbsthilfegruppen gerade in der Zeit nach einer Therapie sein können. Trotzdem nähmen weniger Patienten als früher die Angebote wahr.

 

Das Angebot soll sich ändern

 

„Wir möchten sie in unseren Gruppen auffangen, aber sie kommen dort häufig nicht an“, bedauert Gerhards. Das sei aber kein speziell oldenburgisches Thema. „Auch auf Bundesebene überlegen wir, was wir ändern müssen. Ob unser Angebot noch zeitgemäß ist? Ob wir für jüngere Betroffene neue Konzepte brauchen?“

Sie als 65-Jährige könne bei der Suche danach nur begrenzt helfen. Was die derzeitige Kreuzbund-Generation aber leisten könne: „Wir können den Jüngeren Starthilfe geben, etwa einen Raum für Treffen zur Verfügung stellen, solche Dinge. Das andere müssen sie aber alleine machen.“

 

„Das Internet ist für mich keine Altenative“

 

Gruppen im Internet als Alternative zu echten Gruppenstunden traut sie dabei nicht so viel zu. „Gerade bei Suchterkrankungen kommt es auf das Gespräch von Angesicht zu Angesicht an“, so Gerhards.

Auch sei noch mehr Überzeugungsarbeit in der Gesellschaft nötig, damit Menschen sich nicht mehr so sehr scheuten, zu einer Suchthilfe-Gruppe zu kommen. „Sucht ist immer noch ein Tabuthema“, beklagt die Vorsitzende. „Es mangelt weiter an der Einsicht, dass Sucht eine Krankheit ist. Für viele sind die Patienten Menschen, die einfach nur zu schwach sind.“ Das müsse sich ändern.

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