NAHER OSTEN

Zwei Jahre Krieg: So sieht Israel-Kenner Ludger Bornemann die Lage

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Der Domkapitular aus Münster lebte 20 Jahre im Heiligen Land. Was er vom Trump-Plan hält und welche Gruppe er besonders ins Gedächtnis ruft.

Von jjo, pbm

Vorsichtig optimistisch hofft der Heilig-Land-Experte Domkapitular Ludger Bornemann aus Münster auf ein Ende des Krieges zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen. Der aktuelle Friedensplan von US-Präsident Donald Trump sei „zumindest eine Perspektive für das Danach, die fehlte bis jetzt“, sagt Bornemann nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle Münster.

Der 69-Jährige lebte 20 Jahre in Israel, unter anderem von 2001 bis 2016 als Geistlicher Leiter des Pilgerhauses Tabgha am See Genezareth. Heute ist er Geistlicher Leiter des Deutschen Vereins vom Heiligen Land (DVHL) und hält viele Kontakte in die Region.

„Es braucht ein internationales Komitee“

Bornemann mag gleichwohl nicht einschätzen, ob „die Extremisten auf beiden Seiten“ den Friedensplan mittragen. Er regt ein „internationales Komitee“ an, „das Sicherheit für Israel gewährleistet, aber auch Wiederaufbau in Gaza ermöglicht“. Zudem könne es lohnen, die arabischen Staaten stärker einzubeziehen.

Zwei Jahre nach dem Massaker der Hamas-Terroristen in Israel, das den Krieg auslöste, erlebt Bornemann Christen, Muslime und Juden „furchtbar erschöpft“. Die Aussichtslosigkeit zermürbe sie.

Die Christen im Heiligen Land

Der Priester erinnert daran, dass im Gazastreifen auch Menschen christlichen Glaubens leben, gleiches gelte für Israel und das Westjordanland. Viele Christen hätten Migrationshintergrund, etwa Arbeitskräfte von den Philippinen, die in Israel für ältere Menschen in jüdischen Haushalten arbeiten.

Christen im Westjordanland lebten in Sorge vor „radikalen israelischen Siedlern, die aus ihrer Sicht sozusagen allein den ,Grundbucheintrag vom lieben Gott‘ für dieses Land in der Tasche haben“. Radikale Siedler hätten kürzlich im christlichen Dorf Taybe Autos angezündet, um Christen einzuschüchtern.

Wie die Christen helfen

Die kleine katholische Gemeinde in Gaza betreibe eine Schule, die Anglikaner ein Krankenhaus. „Beide Einrichtungen stehen allen Leuten offen“, sagt Bornemann. Das sei vor allem wertvoll für Menschen mit Behinderung und für Ältere, die den Aufforderungen der israelischen Regierung nicht folgen könnten, weiter nach Süden zu fliehen.

Der Geistliche findet: „Es ist ein unglaubliches christliches Zeugnis, in der Situation den Schwachen, die nicht weg können und inzwischen an Hunger leiden, zur Seite zu stehen.“

Aus Deutschland lasse sich den Christen im Heiligen Land kaum helfen, bedauert Bornemann. Spenden an „Caritas international“ und den DVHL seien aber möglich – und das Gebet: „Wir dürfen immer noch mit Gottes Möglichkeiten rechnen.“

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