Mitglieder des Diözesanpastoralrats sprechen von kleinem Fortschritt

Krise im Erzbistum Köln: Kardinal Woelki ringt mit seinem Beratergremium

  • Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Diözesanpastoralrat haben in einer Sondersitzung Konflikte und Meinungsunterschiede auszuräumen versucht.
  • Ziel der rund 60 Teilnehmer sei es gewesen, die Arbeitsfähigkeit des Diözesanpastoralrats wiederherzustellen.
  • Unterdessen startet der "1. Zukunftskongress" mit Maria 2.0 und weiteren katholischen Verbänden.
     

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und sein oberstes Beratungsgremium haben in einer Sondersitzung Konflikte und Meinungsunterschiede auszuräumen versucht. Ziel der rund 60 Teilnehmer sei es gewesen, die Arbeitsfähigkeit des Diözesanpastoralrats wiederherzustellen, teilte die Erzdiözese am Samstag mit. Das von einem Psychologen moderierte Gespräch sei "ehrlich, kontrovers, intensiv" verlaufen. In der Sitzung des Rates im Juni hatte ein Großteil der Delegierten dem Erzbischof das Misstrauen bekundet, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. Zudem gab es Kritik an einer "geschönten" Pressemitteilung über das Treffen.

Zu den 75 Mitgliedern des Rats gehören neben den Führungskräften der Erzdiözese Vertreter der Priester, Diakone, Orden und pastoralen Mitarbeiter sowie zehn Laien aus dem Diözesanrat. "Die Diskussionen waren von großer Offenheit und Verständnis, aber auch deutlichen inhaltlichen Unterschieden geprägt", teilte das Erzbistum über die jüngste Sitzung am Freitag und Samstag in Köln mit. Es sei darum gegangen, "überhaupt wieder eine Gesprächsgrundlage zwischen Bistumsleitung und Beratungsgremium und innerhalb des Diözesanpastoralrats zu finden."

 

Forderungen nach mehr Mitentscheidung

 

"Das war ein erster kleiner, aber wichtiger Schritt nach vorne", lässt sich Gemeindereferentin Marianne Arndt zitieren. "Die Beratungen haben gezeigt, wie weit der Weg ist, aber wir haben auch gesehen, dass es einen Weg gibt", so Diakon Rolf Faymonville. "Ein gutes, offenes Gespräch" war es nach den Worten von Woelki. "Ich habe viel gelernt an diesem Wochenende und verbinde damit die Hoffnung, verlorenes Vertrauen aufzubauen und das Miteinander wieder stärker zu machen."

Im Zentrum der Debatte stand den Angaben zufolge zunächst die Frage nach dem Selbstverständnis des Beratungsgremiums. Dabei seien Forderungen nach mehr Mitentscheidung deutlich formuliert worden. Andererseits sei der Beratungsauftrag des Gremiums für den Erzbischof unterstrichen worden. Der moderierte Dialog solle auf einer Folgesitzung im Herbst fortgesetzt werden, hieß es.

 

Erzbistum Köln in einer Vertrauenskrise

 

Das Erzbistum Köln steckt seit Monaten in einer Vertrauenskrise. Neben der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle stoßen Woelkis Pläne auf Kritik, etwa 50 bis 60 Großpfarreien zu bilden. Wegen der Unstimmigkeiten ruht die Diskussion darüber. Woelki erfährt auch Widerspruch, weil er Reformforderungen wie die nach der Priesterweihe für Frauen oder dem kirchlichen Segen für homosexuelle Paare ablehnt.

Im Juni waren zwei Bischöfe im Auftrag des Papstes in Köln, um eine Woche lang die Erzdiözese zu überprüfen. Sie haben Franziskus einen Bericht vorgelegt, der auf dieser Basis auch über die Zukunft von Woelki entscheiden will. Der Kardinal hat alle Rücktrittsforderungen bisher entschieden zurückgewiesen. Mit Blick auf die ausstehende Entscheidung des Papstes seien die Beratungen des Diözesanpastoralrates schwierig, heißt es in der Pressemitteilung der Erzdiözese.

 

Zukunftskongress gestartet

 

Am Samstag haben die Reforminitiative Maria 2.0, der Diözesanrat, katholische Frauen- und Jugendverbände und die Berufsverbände der Pastoral- und Gemeindereferenten einen sogenannten "1. Zukunftskongress" für einen Neubeginn in der Erzdiözese gestartet. Am Sonntag gibt es eine Auftaktkundgebung in Bonn. Bei den 17 Veranstaltungen bis 2. Oktober stehe "die konsequente Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und eine Demokratisierung kirchlicher Strukturen" im Mittelpunkt, hieß es.

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