Erstmals seit der Reformation wieder katholischer Bischof beteiligt

Krönung: König Charles III. lässt sich von katholischem Bischof segnen

  • Erstmals seit der Reformation ist bei der Krönung des britischen Königs am Samstag wieder ein katholischer Bischof anwesend.
  • Der Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, spricht zum Ende der Krönung einen Segen über Charles III.
  • Ein Experte sagt, der neue König habe eine große Offenheit gegenüber den Religionen.

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Erstmals seit der Reformation ist bei der Krönung des britischen Königs am Samstag wieder ein katholischer Bischof anwesend. Der Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, spricht zum Ende der Krönung einen Segen über Charles III., wie aus der von der Anglikanischen Kirche veröffentlichten Krönungsliturgie hervorgeht.

Generell gibt es bei der Krönung demnach zum ersten Mal mehr Beteiligung anderer christlicher Religionsgemeinschaften – auf ausdrücklichen Wunsch des neuen Königs, wie es heißt. Neben Nichols segnen der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Großbritannien, Nikitas Loulias, und die Vorsitzende der Freikirchen, Helen Cameron, den König. Zudem wird Charles III. noch vor dem Krönungseid versprechen, alle Religionen zu beschützen – auch das ist neu.

Salbung als „zentraler Ritus“ der Einsetzung

Nach der Krönungszeremonie soll ein gemeinsames Grußwort anderer Religionen verlesen werden. Vertreter von Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und der Sikh wollen Charles III. als „Nachbarn im Glauben“ grüßen.

Der zentrale Ritus bei der Einsetzung ist nach Angaben von Buchautor Alexander von Schönburg nicht die Krönung, sondern die Salbung mit geweihtem Öl. Sie bedeute, dass „der König von Gott auserwählt ist, wie König David oder König Salomon im Alten Testament“, sagte der Publizist der Katholischen Nachrichten-Agentur. Das sei etwas Anstößiges in einer Gesellschaft, in der die meisten Menschen keinen Glauben mehr hätten, das Staatsoberhaupt aber durch einen sakralen Akt eingesetzt werde.

„Charles nimmt Religionen sehr ernst“

Die Salbung bezeichnete der Adelsexperte als eine Aussonderung. Der Monarch werde dadurch aus der Welt ausgestoßen und Gott übereignet. Die Salbung sei daher nicht nur symbolisch, sondern solle etwas Unsichtbares sichtbar machen wie ein Sakrament. Man könne das Zeremoniell nur verstehen, wenn man einen Begriff für das Heilige habe.

„Der König ist jemand, der Religion sehr viel ernster nimmt als vielleicht Generationen von englischen Monarchen“, sagte von Schönburg. Nach langen ernsthaften Studien sei Charles III. zum Ergebnis gekommen, dass es so etwas wie eine Uroffenbarung gebe.

Experte sieht Nähe zu Papst Franziskus

Diese habe „in ihm das Verständnis dafür geweckt, dass es eine universelle Wahrheit gibt, die letztlich allen Weltreligionen zugrunde liegt. Charles glaubt an das Göttliche, an das Heilige.“ Er klage immer wieder darüber, dass der Westen in großer Gefahr sei, sein spirituelles Fundament zu verlieren und so in die Barbarei abzurutschen, führte von Schönburg aus.

Auch Charles' Einsatz für die Schöpfung wurzele in einer spirituellen Überzeugung. Die Schöpfung sei für den britischen König etwas Heiliges. „Da teilt er viel mit Papst Franziskus und seiner Umwelt-Enzyklika ‚Laudato si‘“.

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