KUNST IN DER FASTENZEIT

Wie Kunstwerke die Passion Christi mit heutigem Leid verbinden

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Eine Ausstellung in Sendenhorst stellt Bilder von Otto Pankok und ukrainischen Künstlern aus. Sie thematisieren Krieg und Leid damals und heute.

Die großformatigen Bilder sind fast komplett schwarz. In verschiedenen Graustufen heben sich Figuren vom Hintergrund ab. Verzerrte Gesichter blicken den Betrachtenden entgegen. Die Kohlezeichnungen aus dem Zyklus „Die Passion“ des Künstlers Otto Pankok prägen sich ein.

27 Originale sind ab dem 23. März in der Pfarrkirche St. Martin in Sendenhorst (Kreis Warendorf) zu sehen. Die Kunstausstellung „Bilder der Passion in Zeiten des Widerstands“ zeigt Werke Otto Pankoks neben Bildern ukrainischer Künstlerinnen und Künstler.

Otto Pankok kritisierte Nationalsozialismus

Pankok lebte von 1893 bis 1966. Für seinen Zyklus „Die Passion“ fertigte er 1933 bis 1934 während der Machtergreifung Hitlers und dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft insgesamt 60 Kohlezeichnungen an. Darin beschäftigte er sich einerseits mit dem Leben, Leiden und Tod Jesu.

Gleichzeitig verknüpfte er die Motive mit dem Leid von Minderheiten, die zu Pankoks Lebzeiten verfolgt wurden. Viele der abgebildeten Personen waren befreundete Sinti und Sintizze aus seiner Nachbarschaft. Der Künstler setzte sich während des Zweiten Weltkriegs und danach gemeinsam mit seiner Frau Hulda stark für deren Schutz und ihre Rechte ein.

Ukrainische Künstler verarbeiten aktuellen Krieg

Zwei Kreuzwege des ukrainischen Künstlers Osyp-Roman Sorokhtei sind ebenfalls in Schwarz und Weiß gehalten und wie die Bilder seines Zeitgenossen Pankok von den Erlebnissen des Ersten und Zweiten Weltkriegs beeinflusst.

Die Ukrainer Danylo Movchan und Ostap Lozynskyi sowie die ukrainische Künstlerin Ulyana Nyshchuk hingegen sind von der Ikonenmalerei geprägt und verarbeiten in ihren Werken aktuelle Erfahrungen, die sie durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine machen mussten.

Kreuzweg verbindet Vergangenheit und Gegenwart

„Die Kunstwerke sollen zur Auseinandersetzung mit dem Kreuzweg in der heutigen Zeit anregen“, sagt Pfarrer Clemens Lübbers. Er sei froh, dass die Ausstellung in der St. Martin-Kirche stattfinde. „Denn eine Kirche ist dazu da, sich zu versammeln“, so Lübbers. Deshalb wolle die Pfarrei neben Gottesdiensten in Zukunft weiterhin kulturelle Angebote in der Kirche ermöglichen.

Auch der Vorsitzende des Vereins „Woche der Brüderlichkeit Sendenhorst“, Gerd Wilpert, ist stolz, dass die Ausstellung in Sendenhorst stattfindet. Durch den Krieg in der Ukraine und die aktuellen Entwicklungen durch die USA könne sie kaum aktueller sein, sind sich der Seelsorger und der ehrenamtlich Engagierte einig.

Jahr der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit eröffnet

Jedes Jahr im März gibt es in Deutschland Veranstaltungen, um die Arbeit der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und deren Aufarbeitung des Holocausts zu würdigen.

Seit 1952 fanden sie unter dem Titel „Woche der Brüderlichkeit“ statt. Im Jahr 2023 wurde die Veranstaltungsreihe in „Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ umbenannt. Das Jahr der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit 2025 – nach jüdischem Kalender 5785/5786 – wurde am Sonntag, 9. März, in Hamburg eröffnet.

Die Ausstellung in der Pfarrkirche St. Martin in Sendenhorst geht vom 23. März bis zum 6. April 2025. Die Vernissage findet am Samstag, 22. März, um 18 Uhr statt. Weitere Informationen zum Verein „Woche der Brüderlichkeit Sendenhorst“ und seinen Veranstaltungen gibt es online unter https://www.woche-der-bruederlichkeit-sendenhorst.de/.

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