Ökumene-Kardinal zur Frage einer Abendmahlsgemeinschaft

Kurienkardinal Koch kritisiert deutsche Ökumene-Erklärung

  • Kurienkardinal Kurt Koch reagiert befremdet auf die jüngste Erklärung des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) in Deutschland.
  • Der Arbeitskreis lege dar, dass die Anfragen der Glaubenskongregation an ein Votum des ÖAK zur Abendmahlsgemeinschaft nicht berechtigt seien.
  • Koch zweifelt daher an der Bereitschaft der Autoren zu weiteren Gesprächen.

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Kurienkardinal Kurt Koch, Leiter des vatikanischen Ökumene-Rates, reagiert befremdet auf die jüngste Erklärung des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) in Deutschland. „Mich erstaunen der Duktus und der Ton der Stellungnahme“, sagte Koch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Über 20 Seiten lege der Arbeitskreis dar, dass die Anfragen der Glaubenskongregation vom September 2020 an ein Votum des ÖAK zur Abendmahlsgemeinschaft nicht berechtigt seien. Man frage sich daher, „wie ernst die am Schluss bekundete Bereitschaft der Autoren der Stellungnahme zu weiteren Gesprächen wirklich gemeint ist“, so Koch.

 

Das kritisierte Schreiben

 

In seinem Schreiben beharrt der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen darauf, dass Gläubige auf Basis einer Gewissensentscheidung künftig an den entsprechenden Feiern der jeweils anderen Konfessionen teilnehmen dürfen. Eine entsprechende Position hatte der Arbeitskreis bereits in einem 2019 veröffentlichten Papier mit dem Titel „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ vertreten.

Der Vatikan erteilte gegenseitigen Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten vergangenen September dagegen eine Absage. Auch für eine individuelle Gewissensentscheidung gebe es noch keine Grundlage.

 

Sollte es nur ein vorbereitendes Papier sein?

 

Koch sagte, die jüngste Stellungnahme und das Votum von 2019 blieben „im rein akademischen Bereich“ und seien „nicht an die konkrete kirchliche Realität zurückgekoppelt“. In der Praxis zeige sich, dass vieles von dem, was der ÖAK als Konsens darstelle, nicht gegeben sei. „Dass diese Erdung zu einem großen Teil nicht geschehen ist, erstaunt umso mehr, als der ÖAK sich immer wieder auf den Primat der Praxis beruft, ihn aber weitgehend nicht einlöst“, sagte der päpstliche Ökumene-Beauftragte.

Weiter kritisiert der Kardinal den Zeitpunkt der Veröffentlichung des neuen ÖAK-Papiers. Dieses habe ursprünglich eine Antwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, an die Glaubenskongregation vorbereiten sollen.

 

In einer Zeitung veröffentlicht

 

Das vatikanische Schreiben vom Herbst, das der ÖAK auch theologisch bemängelt, war an Bätzing adressiert. Koch sagte, er wisse nicht, warum „die Stellungnahme der Leitenden des ÖAK“ vor der Vollversammlung der Bischofskonferenz veröffentlicht worden sei. Die Stellungnahme war zuerst von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ publiziert worden.

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