Leitender Pfarrer Peter Kossen: Ansprachen sind eine Bereicherung

Laie predigt in Ladbergen – und zeigt sich beim Bischof an

Alexander Fenker ist weder Priester noch Theologe. Trotzdem predigt er manchmal in Ladbergen, obwohl das nicht erlaubt ist. Um einer Denunziation beim Bischof zuvorzukommen, hat er sich nun selbst bei ihm angezeigt.

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Alexander Fenker (65), der in St. Christophorus in Ladbergen im Kreis Steinfurt gelegentlich als Laie Predigten hält, hat sich bei Bischof Felix Genn selbst angezeigt. Das hat Fenker, der sich seit 1984 in Gremien seiner Gemeinde engagiert und zwölf Jahre Katechet in der Firmvorbereitung war, im Pfarrbrief der Pfarrei Seliger Niels Stensen Lengerich veröffentlicht. Der dort abgedruckte Brief an den Bischof ist nach Fenkers Worten derzeit auf dem Weg nach Münster.

Fenker sagte zu „Kirche-und-Leben.de“, er komme einer Denunziation zuvor. Fenker zitiert in seinem Brief die E-Mail eines Mannes, dessen Namen er nicht nennt. Der Mann schreibt, er wolle „ungern die Sache in Münster zur Stellungnahme vorlegen“.

 

Kein ausgebildeter Theologe

 

„Ich kann mit einer solchen Denunziation nicht leben“, sagt Fenker. Sein Brief an Bischof Genn solle sie überflüssig machen. Der Ladbergener schreibt, er hoffe auf ein „klärendes Wort“. Beim Verfasser der E-Mail erkenne er „keinerlei versöhnlichen Ansatz“ für eine persönliche Diskussion.

Die Predigt nach dem Evangelium ist im katholischen Gottesdienst Geweihten – also Priestern und Diakonen – vorbehalten. Pastoralreferentinnen und andere Laientheologen können alternativ zu Beginn der Feier eine sogenannte Statio vortragen. Auch der Verfasser der E-Mail an Fenker verweist darauf. Fenker ist kein Theologe.

 

15 Ansprachen in 30 Jahren

 

Er schätzt die Zahl seiner Ansprachen auf 15 in 30 Jahren. Sie hätten jeweils konkrete Anlässe gehabt. Er habe von Besuchen bei Katholikentagen berichtet und Entscheidungen aus Gemeindegremien erläutert – etwa zum Kommunionempfang unter beiderlei Gestalten (Brot und Wein) oder im Zug der Pfarreifusion mit Lengerich. Zudem habe er bei der „Sommerkirche“ Ansprachen gehalten. Diese Gottesdienste feiert die Pfarrei Seliger Niels Stensen in den Sommerfeien wöchentlich wechselnd in den verschiedenen Kirchen.

Der Leitende Pfarrer Peter Kossen sagt, er halte Fenkers Ansprachen für eine Bereicherung. „Wir haben es mit einem Glaubenszeugnis zu tun“, sagt Kossen auf Anfrage. „Es erfüllt den Zweck der Predigt, die Texte der Bibel mit dem Alltag der Menschen zu verbinden. Das gelingt Laien manchmal sogar besser als geweihten Predigern – die Laien sind einfach näher dran.“

 

„Das ist doch dummes Zeug“

 

Kossen sagt, er respektiere Fenkers Schritt, die Selbstanzeige öffentlich zu machen – auch über den Pfarrbrief. Fenker engagiere sich seit vielen Jahren verantwortungsvoll in der Gemeinde. Der Abdruck des Briefs im Pfarrbrief falle unter die „redaktionelle Freiheit“ für das Heft, so Kossen. Es erscheint mit 3.000 Exemplaren Auflage.

Könnte Fenker seine Ansprachen nicht als Statio halten? „Da halte ich es mit meiner Mutter“, sagt der Pfarrer. „Die würde sagen: Das ist doch dummes Zeug.“ Der richtige Platz für eine Schriftauslegung sei nach dem Evangelium.

 

„Öffentlich über Laienpredigten diskutieren“

 

Fenker hält ebenso wenig davon, schon über die Bibeltexte zu sprechen, bevor sie verkündet wurden. Ziel seiner Selbstanzeige sei auch, dass „öffentlich über Predigten von Laien diskutiert wird“. Es müsse doch möglich sein, dass Laien „an der richtigen Stelle“ etwas zu den Schriftworten sagen könnten.

Dem Ladbergener ist klar, dass der Bischof die Ansprachen in einem Antwortbrief verbieten könnte. Trotz dieses Risikos schreibt er an Genn: „Ich kann und will nicht versprechen, in Zukunft in den Gottesdiensten der St.-Christophorus-Gemeinde kein persönliches Glaubenszeugnis mehr vorzutragen.“

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