Kardinal folgte der Einladung des Diözesanrats zur Vollversammlung nicht

Laien im Erzbistum Köln: Mit Woelki sind wir an einem toten Punkt

  • Im Erzbistum Köln verschärft sich der Konflikt zwischen der katholischen Laienvertretung und Erzbischof Rainer Maria Woelki.
  • Der Diözesanrat erklärte: "Mit Kardinal Woelki haben wir jetzt einen toten Punkt erreicht; wir nehmen mit Bitterkeit wahr, dass wir nicht mehr weiterkommen."
  • Woelki war zur Versammlung eingeladen, aber nicht erschienen.

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Im Erzbistum Köln verschärft sich der Konflikt zwischen der katholischen Laienvertretung und Erzbischof Rainer Maria Woelki. "Mit Kardinal Woelki haben wir jetzt einen toten Punkt erreicht", erklärte der Diözesanrat nach einer außerordentlichen Vollversammlung: "Wir nehmen mit Bitterkeit wahr, dass wir nicht mehr weiterkommen."

Das Gremium kritisiert, dass Woelki nicht der Einladung zur Vollversammlung gefolgt ist. Er habe "seit mehreren Jahren" an den Sitzungen nicht teilgenommen. "In dieser Situation, in der wir gerade sind, muss man als Bistumsleitung doch alles dafür tun, hier in der Vollversammlung präsent zu sein und miteinander zu sprechen", sagte Diözesanrats-Vorsitzender Tim Kurzbach.

 

Woelki: Diözesanrat führt den Dialog nicht fruchtbar

 

Zudem bemängelt die Laienvertretung den Inhalt eines Briefes von Woelki, der das Gremium kurz vor Beginn der Versammlung erreichte. Laut Diözesanrat wirft der Kardinal darin dem Gremium vor, öffentlich Stellungnahme an Stellungnahme zu reihen, den Dialog mit ihm aber nicht fruchtbar zu führen. Die Vollversammlung nehme den Briefinhalt als "verschobene Wahrheit" wahr.

Der Diözesanrat hatte in den vergangenen Monaten massive Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln geübt. Im Januar hatte das Gremium aus Protest seine Zusammenarbeit mit der Bistumsleitung bei der Strukturreform in der Erzdiözese ausgesetzt.

 

Arbeitsgemeinschaft der Verbände kritisiert Kardinal

 

Auch die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände im Erzbistum Köln (AGKV) kritisierte in einer Stellungnahme, dass Stimmen und Voten der Verbände "nicht in Entscheidungen einfließen und sie oft viel zu kurzfristig oder unzureichend informiert werden". Die bisherige Missbrauchsaufarbeitung durch die Bistumsleitung weise viele Defizite auf und könne nur der Anfang eines sorgfältigen Prozesses sein.

In dem der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Schreiben an den Diözesanrat betont Kardinal Woelki seinen Willen zu einem "echten und ehrlichen Dialog" und verweist auf die Sitzung des Diözesanpastoralrates am Freitag und Samstag. Diesem Beratungsgremium des Erzbischofs gehören auch zehn Vertreter des Diözesanrats an.

 

Aus Woelkis Brief an den Diözesanrat

 

Im Diözesanrats-Brief geht der Kardinal auf Unterlagen des Vorstands zur Vollversammlung ein. Bei der Aussage, dass es auf fünf öffentliche Stellungnahmen des Diözesanrats von ihm keine Reaktion gegeben habe, "muss es sich doch um ein großes Missverständnis handeln", so Woelki. Selbstverständlich nehme er die Stellungnahmen des Diözesanrats zur Kenntnis; sie hätten "auch Einfluss auf mein Handeln und Planen - auch wenn es im Sinne eines fruchtbringenden Dialogs nicht auf jede einzelne eine öffentliche (Gegen-)Stellungnahme gab".

Es könne doch nicht der Weg sein, "öffentliche Stellungnahmen an öffentliche Stellungnahmen zu reihen. Es ist doch auch umgekehrt nicht so, dass auf all meine Verlautbarungen und öffentlichen Botschaften eine direkt zuzuordnende Reaktion Ihrerseits erfolgt."

 

Woelki: Forderungen bereits erfüllt

 

In seinem Schreiben betont der Erzbischof, Forderungen des Diözesanrats mit Blick auf die Missbrauchsaufarbeitung seien zum Teil bereits erfüllt - etwa die flächendeckende Präventionsarbeit und die Nennung der Namen von Verantwortlichen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt. Als "hartnäckiges Gerücht" bezeichnete Woelki die Darstellung, er habe den Wunsch des Diözesanrats nach einer Diözesansynode rundheraus abgelehnt.

Auch der vom Gremium geforderte und bereits geplante Bußgottesdienst im Kölner Dom, in dem es um die Missbrauchstaten gehen soll, sei in Abstimmung mit dem Betroffenenbeirat und mit Hinblick auf die mediale Lage nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

Update 15.45 Uhr: Stellungnahme AGKV, Inhalt des Briefs von Woelki

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