LATEINAMERIKA

Was ein Lama mit einem Bischof aus Dülmen zu tun hat

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Ein Lama sorgt seit einiger Zeit in Dülmen im Kreis Coesfeld für Aufsehen. Was eine mögliche Seligsprechung damit zu tun hat.

Einen Hingucker können die Besucherinnen und Besucher der Dülmener Innenstadt in einem Schaufenster entdecken: Ein Lama macht auf eine Ausstellung des Fördervereins Caraveli aufmerksam. Die Präsentation zeigt das Wirken des aus Dülmen stammenden Missionsbischof Friedrich Kaiser (1903 bis 1993), der 54 Jahre in Peru lebte.

Das Stofftier ist ein Geschenk der von Friedrich Kaiser und der aus Paderborn stammenden Hiltruper Missionsschwester Willibrordis Bonefeld 1961 in Peru gegründeten Schwesterngemeinschaft „Missionsschwestern vom lehrenden und sühnenden Heiland“. Einige Schwestern brachten diese Handarbeit vor einigen Jahren bei einem Besuch in Dülmen mit. „Das hier dargestellte Alpaka ist ein wichtiger Lieferant von Wolle, aus denen die markanten Alpaka-Textilien wie die farbenfrohen Ponchos oder Mützen gefertigt werden“, weiß Christiane Daldrup vom Förderverein Caraveli.

Präsentation in Schaufenstern

Die Dülmenerin hat die Ausstellung in den Schaufenstern des kürzlich geschlossenen Modegeschäfts Wiese am Marktplatz mitaufgebaut. Diese macht das Leben des Herz-Jesu-Missionars Friedrich Kaiser mit Exponaten, Rollups und Erläuterungstafeln anschaulich. Über zwei Bildschirme werden Filmszenen von der Arbeit der Schwestern gezeigt.

„Unser Förderverein bemüht sich, das Lebenswerk Kaisers ideell und finanziell zu unterstützen und den Bekanntheitsgrad des Bischofs, dessen Seligsprechung vorbereitet wird, zu erhöhen“, sagt Christiane Daldrup und zeigt sich dankbar über das Angebot der Familie Perick, ihr Ladenlokal bis August für die Präsentation und die Vorstellung des Fördervereins nutzen zu dürfen.

Peru-Förderverein mit 800 Mitgliedern

Aber die Gestaltung der Schaufenster soll nicht nur die Perspektive „von Dülmen nach Peru“ richten, „sondern auch einen kreativen Beitrag gegen die um sich greifenden Leerstände der Dülmener Ladenlokale leisten“, ergänzt Christiane Daldrup.

Mehr als 800 Mitglieder zählt der Förderverein. Die meisten von ihnen kommen aus dem Münsterland. In Peru wird der Hiltruper Missionar Friedrich Kaiser, der 1957 Leiter der damals neuen Prälatur von Caraveli mit administrativen Vollmachten eines Bischofs wurde, als „Apostel der Anden“ verehrt.

Bischofsweihe 1963 in Dülmen 

In Dülmen, wo Friedrich Kaiser 1963 in der Pfarrkirche St. Viktor die Bischofsweihe empfing, wird die Heimatverbundenheit des Missionars geschätzt, wie der Vorsitzende des Fördervereins Caraveli, Pfarrer Markus Trautmann, weiß: „Trotz des langen Aufenthalts im fernen Peru ist Bischof Kaiser ein Dülmener mit Leibe und Seele geblieben.“

Für Trautmann ist der Herz-Jesu-Missionar ein Vorbild, weil er die Weltweite der Kirche bewusst gemacht sowie eine große Anspruchslosigkeit und ein hohes Improvisationsvermögen bewiesen hat. Der Pfarrer aus Dülmen sagt mit Blick auf den aktuellen Zustand der Kirche: „Wir streiten um Gemeindestrukturen und Pfarrgrenzen und ringen um Kooperationen und Fusionen. Friedrich Kaiser fasziniert in Peru Missionsschwestern, die tagelang zu Pferd unterwegs sind, um entlegene Ortschaften zu erreichen, in denen schon lange keine Priester mehr war.“

Schwestern taufen und predigen

Die Missionsschwestern wirken in den entlegensten Gebieten der Anden bei den Verlassenen und Ärmsten, wo es keinen Arzt, keine Apotheke, keinen Priester und noch nicht einmal eine Hebamme gibt, wie Christiane Daldrup sagt: „Die Schwestern leben in den schwer zugänglichen Gegenden, die praktisch als pastorales Niemandsland und soziales Notstandsgebiet gelten müssen.“

Die Missionsschwestern, die von 1961 bis 1986 von Willibrordis Bonefeld (1907-2002) als Generaloberin geleitet wurden, haben seit Beginn einen klaren Auftrag: Sie taufen, feiern Kommuniongottesdienste, predigen, sorgen für sakramentale Eheschließungen, stehen Sterbenden bei, leiten die Begräbnisse, bilden Katecheten aus, führen die Pfarrbücher, wirken in der Geburtshilfe und arbeiten als Haushaltslehrerinnen.

Ein Glaubenszeuge aus dem Münsterland

Aus ihren Reihen dieser Seelsorgeschwestern Caraveli, die seit 1982 eine Kongregation päpstlichen Rechts ist, ist 2010 ein Seligsprechungsverfahren für Friedrich Kaiser auf Diözesanebene in der Erzdiözese Lima/Peru eröffnet worden. Aber auch in Dülmen hofft man auf eine Seligsprechung des „Glaubenszeugen aus dem Münsterland“, wie Christiane Daldrup sagt: „Friedrich Kaiser ist ein Vorbild. Der Vatikan hat das Verfahren genehmigt. Und Papst Franziskus hat sich erst kürzlich sehr positiv über das Wirken der Missionsschwestern von Caraveli geäußert.“

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