Teilnehmerin am Angebot für den landwirtschaftlichen Nachwuchs

Landwirtin aus Leidenschaft: Carla Buxtrup freut sich auf den Hauptkurs

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Carla Buxtrup kommt zum traditionellen Hauptkurs für den landwirtschaftlichen Nachwuchs in der Landvolkshochschule Freckenhorst trotz schwerer Zeiten für bäuerliche Familienbetriebe mit viel Optimismus.

Sie sitzt im Garten des elterlichen Hofs, mit der Katze auf dem Schoß. Ihre Gummistiefel hat sie anbehalten. Die Pause von Carla Buxtrup zwischen der morgendlichen Versorgung der 60 Milchkühe und dem weiteren Tagespensum auf der 45 Hektar großen Scholle ihre Familie bei Nottuln wird nur kurz sein. Von ihrem mehr als zwölf Stunden dauernden Arbeitstag ist in diesem Augenblick aber nicht viel zu spüren. Mit Blick auf die Weide hinter dem Holzzaun ist dieser Moment Idylle pur.

Ist er das wirklich noch in einer Zeit, in der die Landwirte durch Politik, Gesellschaft und Umweltschützer enorm unter Druck stehen? „Ja, das ist er“, sagt die 21-Jährige. „Ich habe den schönsten Beruf, den ich mir vorstellen kann.“ Dass sie einmal den Familienbetrieb übernehmen wird, war ihr schon zu Schulzeiten klar. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Lehre auf einem anderen Hof. Bald steht die Ausbildung zur Agrarbetriebswirtin an. „Ich mache genau das, was ich immer machen wollte.“

 

Landwirtschaft verändert sich

 

Das bedeutet aber auch frühes Aufstehen, lange Arbeitszeiten, wenig Freizeit und vor allem die Vorurteile gegenüber ihrem Berufsstand, dass er aus Profitgier und Sturheit wenig für Umwelt und Tierwohl tut. „Ich weiß, dass das nicht stimmt“, sagt Buxtrup. „Und meine Freunde und Bekannten wissen das.“ Sie weiß aber auch, dass das nicht reicht. Die allgemeine Stimmungslage kann sich nur verändern, wenn in der gesamten Gesellschaft transparent wird, welche Situation in den landwirtschaftlichen Betrieben herrscht und wie sich die Landwirtschaft derzeit verändert.

Wenn für Buxtrup am 21. Juni der dreiwöchige Hauptkurs in der Landvolkshochschule Freckenhorst beginnt, wird genau das ein wichtiges Thema sein. Das traditionelle Angebot für junge Erwachsene, die zur Landwirtschaft und zum ländlichen Raum eine enge Beziehung haben, und Hofnachfolger wird diese aktuelle Situation nicht ausklammern. In den Exkursionen, kulturellen Angeboten, inhaltlichen Diskussionen und spirituellen Momenten soll es darum gehen, Selbstverständnis zu formen und Selbstbewusstsein zu stärken. Die Teilnehmer sollen sich den Herausforderungen in der Landwirtschaft stellen, Lösungsansätze entwickeln und neue Wege der Kommunikation nach außen finden können.

 

Familie beschließt Veränderungen gemeinsam

 

Carla Buxtrup wird viel Positives aus ihrem Alltag mit in die Gespräche bringen. „Bei uns hier klappt das mit der familiären Zusammenarbeit sehr gut.“ Sie sagt, dass nur in einer solch guten Atmosphäre die schweren Aufgaben gemeistert werden könnten, die gerade auf die familiären Betriebe ihrer Größe zukommen. Buxtrup nennt die Fragen nach Modernisierung, nach Investition oder nach Umsetzung politischer Vorgaben als Beispiele. „Wenn wir dabei nicht die gleichen Vorstellungen hätten, würde es schwierig.“

Einen Melk-Roboter gibt es auf dem Hof Buxtrup bereits. Bis zu drei Mal am Tag kommen die Kühe, werden an einem Chip in ihrem Halsband erkannt und automatisch gemolken. Das ist modern, wird aber nicht das Ende der Weiterentwicklung sein können. „Veränderungen müssen wir immer gemeinsam beschließen.“ Auch wenn sie den Hof irgendwann übernehmen wird. Sie wird es mit neuem Knowhow tun, mit dem Wissen um neue Techniken und neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Aber auch unter neuen Marktvoraussetzungen und politischen Bedingungen.

 

Trübsal-Blasen junger Landwirte zählt nicht

 

Der Hauptkurs soll ihr dafür den Rücken stärken. Im Austausch mit jungen Menschen in vergleichbaren Situationen besteht die Möglichkeit, den eigenen Standpunkt für weitere Entwicklungen zu klären. Aufgrund der Corona-Situation ist der Kurs von vier auf drei Wochen verkürzt worden. Auch sind nicht wie sonst 20 Teilnehmer dabei, sondern nur acht. Der bekannt fröhlichen Atmosphäre dieses Angebots wird das nichts anhaben können, hofft Buxtrup: „Eine Mischung aus Erholung, Diskussion, Information und Geselligkeit wäre super.“ Von einem Trübsal-Blasen gebeutelter junger Landwirte will sie nichts wissen. „Wir haben doch immer noch alle einen Traum-Beruf.“

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