Redakteur Jens Joest zur Erwachsenentaufe in Corona-Zeiten

Lasst erwachsene Taufbewerber nicht warten!

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Die zentrale Vesper zur Taufzulassung Erwachsener aus dem Bistum Münster an diesem Sonntag fällt coronabedingt aus. Taufbewerber gibt es allerdings trotzdem. Sie sollten in der Osternacht in den Pfarreien getauft und dürfen nicht vertröstet werden, findet Jens Joest.

Diese Vesper ist einer der berührendsten Gottesdienste im ganzen Jahr im Dom in Münster: Jedes Jahr am Nachmittag des ersten Fastensonntags kommen dort Erwachsene zusammen, um vom Bischof die Zulassung zur Taufe zu erbitten. Im Kreuzgang des Doms stellen Abgesandte der Pfarreien dem Bischof die Kandidaten zunächst vor und berichten über die Zeit der Taufvorbereitung. In der anschließenden Vesper legt der Bischof den Bewerbern dann in einem Moment der Stille die Hände auf und lässt sie zur Taufe zu. Eigentlich.

Diesmal fällt die Zulassungsvesper aus. Allerdings „nur“ wegen der Corona-Infektionsgefahr. Denn Taufbewerber gibt es trotzdem. Ihr Zulassungsverfahren geht „schriftlich“ weiter, die Kandidaten können – wie üblich – in der Osternacht in ihren Heimatpfarreien getauft werden.

 

Die Bewerber möchten Teil dieser Kirche werden - trotz allem

 

Es bleibt ein Rest-Risiko. Denn wer kann heute schon sicher sagen, wie wir Ostern Gottesdienste feiern dürfen? Dennoch: Die Pfarreien sollten die Taufbewerber nicht warten lassen oder gar auf kommendes Jahr vertrösten.

Es sind bemerkenswerte Menschen. Oft nicht nur, aber vor allem wegen ihrer Entscheidung. Sie wollen Teil dieser Kirche werden. Einer Kirche, die im öffentlichen Diskurs für viele als rückständig und reformunfähig gilt. Einer Kirche, die ihre moralische Autorität zerstört hat durch den sexuellen Missbrauch und eine an manchen Stellen schleppende Aufarbeitung. Einer Kirche, von der einige sagen, sie sei in der Pandemie abgetaucht.

 

Entscheidung für Gott und die Gemeinschaft

 

Ja, Gottesdienste mit Corona-Regeln sind anstrengend. Die Gemeinschaften sind kleiner geworden, das Gotteslob im Gesang ist verboten – und so richtig laut wollen Lob und Dank in dieser Zeit ohnehin nicht erklingen.

Die Taufbewerber wissen das alles – und entscheiden sich trotzdem. Für den Glauben. Für die Gemeinschaft der Kirche. Für Gott. Das dürfen wir nicht bremsen oder vertagen.

 

Auch im kleinen Kreis taufen

 

Vielleicht können die Bewerber im Osternachtsgottesdienst nur im kleinen Kreis getauft werden. Aber sie wollen es. Sie trauen Jesus und seiner Zusage: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

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