Umfangreiche Baumaßnahmen rund um die Kirche

Lautstarker Protest in Laggenbeck

Rund um die St.-Maria-Magdalena-Kirche sind umfangreiche Baumaßnahmen geplant. Dabei steht auch die Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses zur Diskussion. Noch ist nichts spruchreif. Die Bürger aber wehren sich heftig.

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Am Anfang stand die Notwendigkeit. Wie alle Pfarreien im Bistum Münster wurde auch die Pfarrgemeinde Ss. Mauritius-Maria Magdalena in Ibbenbüren vor einigen Jahren aufgefordert, ihr Immobilien-Konzept zu überdenken. Langfristig sollten sie auf die Gebäudenutzung und die Kosten schauen, um Anzahl und Größe an die Bedürfnisse anzupassen. „Dabei geht es auch darum, verantwortungsvoll mit Kirchensteuermitteln umzugehen“, erklärt Pastor Paul Hagemann aus Ibbenbüren. „Mit Blick auf die künftige Anforderungen wollten wir uns kleiner setzen.“

Das war der Impuls der Überlegungen für die Gebäude rund um die St.-Maria-Magdalena-Kirche im Gemeindeteil Laggenbeck, die vor etwa drei Jahren begannen. In den vergangenen Woche ist daraus ein handfeste, zum Teil polemisch geführte Diskussion geworden. Im Fokus oft scharfer Kritik steht dabei das Leitungsteam um Pfarrer Stefan Dördelmann. Zu unrecht, wie die zweite Vorsitzende des Kirchenvorstands, Marie-Theres Bögel-Freude, findet: „Ich bin irritiert, dass alles auf uns abgeladen wird.“

Ein Überblick: Der Kirchengrund in Laggenbeck ist zweigeteilt. Auf der einen Seite der Ibbenbürener Straße stehen der Kindergarten, das Pfarrhaus und das Pfarrheim. Auf der anderen Seite liegen inmitten einer großen Grünfläche die Kirche und die alte Kaplanei. Die Anfangsidee war es, sich vom Pfarrhaus und dem Pfarrheim zu trennen. Die Gründe waren enorme Renovierungskosten, die anstehen, und eine fehlende Nutzung von Teilen des Pfarrhauses. Der Geistliche sollte künftig in einer Wohnung der Kaplanei wohnen, wo auch das Pfarrbüro untergebracht werden sollte. Zudem sollte ein neues Pfarrheim im Schatten der Kirche entstehen.

Ludger Konermann (links) und Karl Unnewehr vom Heimatverein vor dem Dorfgemeinschaftshaus.Ludger Konermann (links) und Karl Unnewehr vom Heimatverein vor dem Dorfgemeinschaftshaus. | Foto:Michael Bönte

„Wir wollen ein kleines Pfarrzentrum in direkter Kirchennähe“, sagt Bögel-Freude. „Das ist von der Kapazität und von den Kosten langfristig sinnvoll.“ Deshalb ging die Pfarrgemeinde mit dieser Idee auf die Stadt zu, die den Bebauungsplan anpassen muss. Der Kirchenvorstand wollte erst weitere Schritte angehen, etwa die Ausschreibung eines Architekten-Wettbewerbs, wenn sie die Vorgaben der Stadt vor sich liegen hatte.

Dann aber kam ein Investor ins Spiel, der andere Vorstellungen hat. Weder die Pfarrgemeinde noch das Bistum Münster waren für diesen Kontakt verantwortlich, wie einige in Laggenbeck es vermuteten. Das ging soweit, dass in einem Leserbrief in der „Ibbenbürener “ von Vetternwirtschaft und persönlicher Bereicherung des Bischofs von Münster die Rede war. Eine unhaltbare Verdächtigung, wie Bögel-Freude findet: „Auch wir vom Kirchenvorstand waren absolut überrascht und mussten schlucken, als wir von den neuen Entwicklungen erfuhren.“

Denn die sehen einen viel weitreichenderen Eingriff in die Gebäude- und Gesamtstruktur der betroffenen Flächen vor. Der Plan des Investors: Er möchte auch den Grund des Kindergartens übernehmen, um ein großes Bauprojekt umzusetzen. Dafür bietet er der Pfarrgemeinde an, einen neuen Kindergarten auf der Straßenseite der Kirche zu bauen. Und dort kommt das angrenzende Dorfgemeinschaftshaus ins Spiel – der größte Stein des Anstoßes.

Denn Platz für den Kindergarten gibt es auf der Grünfläche kaum. Deshalb könnte der Grund des Dorfgemeinschaftshauses in das Projekt einfließen. Ein Umbau dieses Gebäudes aber kommt nicht in Frage, erklärt Pastor Hagemann, auch nicht zum Pfarrheim. „Die Nutzung für unsere Zwecke wäre viel zu aufwendig und teuer.“ Die Alternative wäre also ein Abriss und ein Neubau.

 

Viel Herzblut

 

Das bringt einige Laggenbecker auf die Barrikaden. „In diesem Gebäude steckt so viel Eigeninitiative und Herz – das darf nicht mit einem Federstrich beseitigt werden“, fasst der Vorsitzende des Heimatvereins Laggenbeck, Ludger Konermann, die Gefühlslage zusammen. Das Haus gehört der Stadt und wird vom Heimatverein ehrenamtlich gepflegt. Es bietet einen großen Veranstaltungsraum für Verbände und Vereine.

Planungen im Pfarrhaus in Ibbenbüren: Marie-Theres Bögel-Freude und Pastor Paul Hagemann.Planungen im Pfarrhaus in Ibbenbüren: Marie-Theres Bögel-Freude und Pastor Paul Hagemann. | Foto: Michael Bönte

Seit Anfang der 1980er Jahre habe es der Heimatverein in vielen ehrenamtlichen Stunden und mit viel eigenem Geld in Schuss gehalten, sagt Konermann. „Dieses Haus darf weder abgerissen werden, noch anders genutzt werden.“ Eine Unterschriften-Aktion und die Gründung einer Bürger-Initiative ist geplant.

Diese Gefühle treffen auf Verständnis auf Seiten der Pfarrgemeinde. „Unsere Idee war es nicht, das Dorfgemeinschaftshaus abzureißen“, sagt Marie-Theres Bögel-Freude. „Das ist erst durch die Pläne des Investors angestoßen worden.“ Wenngleich das Angebot seinen Reiz habe, gibt sie zu. „Alle Einrichtungen, auch die Kindertagesstätte, würden eng zusammenrücken – ein schmuckes, kleines Zentrum mit einem modernen Kindergarten würde entstehen.“

Ob es zu der vom Investor eingebrachten Version kommt, liegt aber nicht in ihren Händen, sagt das Kirchenvorstandsmitglied.„Die Entscheidung muss die Stadt treffen.“ Erst dann können die Verantwortlichen der Pfarrgemeinde mit Unterstützung des Bistums weitere Planungen angehen. „Aber auch kleinere Lösungen sind für uns durchaus denkbar.“ Als Kirche wolle man nicht gegen die Menschen entscheiden, sondern sie bei der weiteren Entwicklung mitnehmen.

Die bisherige Kommunikation der Pfarrgemeinde wird allerdings stark kritisiert. Zu spät und nicht deutlich genug habe sie ihre Ideen offenbart, sagt Ludger Konermann. „Es einfach so durchzuziehen, ohne Rücksicht auf die Bürger, ist nicht in Ordnung.“ Für ihn stehen immer noch zu viele Ungereimtheiten im Raum: „Was genau soll wohin gebaut werden? Passt die Planung des Investors ins Dorfbild? Bekommen wir bei einem Abriss des Dorfgemeinschaftshauses einen vergleichbaren Ersatz?“ Er fordert, dass alle Informationen auf den Tisch gelegt werden.

 

Alles noch offen

 

„Wir können doch derzeit auch nicht mehr sagen“, sagt Pastor Hagemann dazu. Die Pfarrgemeinde sei immer noch zurückhaltend, weil es noch keine wirklichen Fakten gebe, auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht. „Wir können erst einen Architekten-Wettbewerb ausschreiben, wenn wir wissen, was wir wie nutzen und bebauen können.“ Vorher würden weitere Informationen nur verunsichern. Denn: „Es gibt keine Vorverträge, keine konkreten Absprachen – die Version, wie sie derzeit diskutiert wird, kann noch wie eine Luftblase platzen.“

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