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Zur Bundestagswahl rufen das Bistum Münster, Caritas und BDKJ zum Einsatz für Demokratie auf. Die Kampagne ist für weitere Institutionen offen.
Zum Einsatz für die Demokratie in Deutschland will eine groß angelegte Kampagne im Bistum Münster ermuntern. „Wir müssen wieder lernen, dass wir eine wehrhafte Demokratie benötigen“, sagte Bischof Felix Genn am Mittwoch bei der Vorstellung der Kampagne in Münster.
Es brauche Menschen, die „den Feinden unserer Demokratie sagen: Unser Land bekommt ihr nicht!“, so der Bischof. Die Organisatoren haben auch junge Menschen im Blick. Sie sind unter anderem aufgerufen, mit Reels – also Videos in den sozialen Netzwerken – für die Demokratie und die Wahl demokratischer Parteien zu werben.
Genn: Wir brauchen eine Demokratiebewegung
Kooperationspartner der Aktion sind das Bistum mit seinen Einrichtungen und Pfarreien, die Caritas auf Bistums- und Ortsebene, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Jugendverbände. In anderen Bistümern haben sich ähnliche Bündnisse gebildet. Anlass ist die Bundestagswahl am 23. Februar, im Bistum Münster auch die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen am 14. September.
Genn zog eine Parallele zu den 1980er Jahren: So wie damals die Friedensbewegung Massen mobilisierte, brauche es heute „eine Demokratiebewegung in unserem Land“.
Kritik am politischen Engagement der Kirche wies der Bischof zurück. Sie werde „scheinheilig“ immer dann geäußert, wenn die Kirche Positionen vertrete, die den eigenen Ansichten nicht entsprächen.
Genn: Christliche Botschaft ist politisch
Genn räumte ein, die Kirche selbst sei „bis heute ein eher hierarchisch orientiertes System“. Sie sei aber dabei, dies zu verändern. Das Stichwort sei Synodalität, diese wolle in der Kirche „gelernt werden“. Im vergangenen Herbst hatte die Weltsynode in Rom zu dieser Form der Entscheidungsfindung und der Beteiligung von Laien getagt.
Zudem sei die christliche Botschaft „zutiefst politisch“, so der Bischof. Jesus habe sich gerade um jene gekümmert, die „die Feinde unserer Demokratie am liebsten gar nicht mehr oder, wenn überhaupt, völlig rechtelos in unserem Land sehen wollen“.
In welchen Parteien die Initiatoren der Kampagne solche Ansichten verorten, sagten sie nicht ausdrücklich. Sie verstehen ihren Zusammenschluss als überparteilich und offen für weitere Aktionspartner.
Caritas-Chef Hopfenzitz: Demokratische Werte prägen Caritas-Arbeit
Diözesan-Caritasdirektor Dominique Hopfenzitz sagte, Demokratie ermögliche „Freiheit, Vielfalt, Chancengleichheit, Respekt, Toleranz und Mitmenschlichkeit“. Diese Werte seien zentral auch für die Arbeit der Caritas, die sich gegen „Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Hetze“ stelle.
Mit emotionalen Worten betonte der Caritas-Chef, als vierfacher Vater sei es ihm wichtig, „dass meine Kinder in einer Demokratie aufwachsen und frei ihre Meinung sagen können“. Er kündigte an, für die Schülerinnen und Schüler der katholischen Schulen im Bistum sowie für die Auszubildenden der Caritas werde es in den kommenden Wochen Wettbewerbe geben, um sich mit Reels an der Kampagne zu beteiligen.
BDKJ-Vorsitzende Beyer: Mitbestimmung junger Menschen ausbauen
Die BDKJ-Diözesanvorsitzende Chiara Beyer sagte, die „gelebte Demokratie“ vereine alle katholischen Jugendverbände. Demokratie ermögliche auch die Mitbestimmung junger Menschen, die es auszubauen gelte.
Beyer verwies auf die Aktions-Internetseite www.lebefreiheit.de. Dort seien viele Materialien bestellbar: „Ich persönlich mag den Jutebeutel.“ Auch ihn ziert das Herz-Logo der Aktion, er sei eine erste, einfache Möglichkeit, Zeichen zu setzen.
Schülerin: Wir Jugendliche dürfen nicht einschlafen
Auch Schülerinnen der Marienschule, eines Bischöflichen Mädchengymnasiums in Münster waren zum Start der Kampagne gekommen. Die Zehntklässlerin Annika Frieler (15) sagte, am Ende sei es ihre Generation, die womöglich später in einem undemokratischen System aufwache, „wenn wir heute nicht aufpassen“.
„Als Jugendliche dürfen wir nicht einschlafen!“ - Demokratie fange schon damit an, das offen sagen zu können. „Demokratie war noch nie selbstverständlich und wird es auch nie sein!“