Gast-Kommentar von Bruder Paulus Terwitte zu Transsexualität und dem Glauben

Liebe Horst Sabine!

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Die katholische Sexualmoral ist nicht erst durch den Synodalen Weg infrage gestellt worden. Sind Transsexuelle und Homosexuelle in der Kirche willkommen. Bruder Paulus Terwitte gibt in seinem Gast-Kommentar eine klare Antwort.

Statt eines Kommentars: Danke für Ihr E-Mail, liebe Horst Sabine. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, mit dem Sie sich an mich wenden. „Es ist so, dass ich schon seit dem Kindergartenalter mädchenhafte Interessen gehabt habe und auch schon als Kind wiederholt vor dem Schlafengehen gebetet habe, dass ich am nächsten Tag als (körperliches) Mädchen aufwachen möchte.“ Dann beschreiben Sie, wie Sie versucht haben, das Weibliche in Ihnen zu unterdrücken, sich dessen geschämt haben, Angst vor Entdeckung hatten.

Und weiter: „Mittlerweile, ich werde dieses Jahr 32 Jahre alt, bin aber dazu übergegangen, vermehrt nach meinem eigenen Ich zu leben. So trage ich zum Beispiel im Alltag durchaus Kleidung in weiblichen Konfektionsgrößen, die mir besser als männliche Kleidungsstücke passen, da ich einen eher femininen Körperbau habe, achte aber darauf, dass sie nur dezent feminin sind und nicht provokativ auf andere wirken.“

Handeln gegen Gott?

Der Autor
Bruder Paulus Terwitte ist Kapuziner und stammt aus Westfalen. Er ist Seelsorger an der Liebfrauenkirche in Frankfurt/Main und engagiert sich in der Franziskustreff-Stiftung für obdachlose Menschen.

Auf der Suche nach Partnerschaft konnten sie nicht fündig werden. Sie schreiben: „Ich bin auch bis zum heutigen Tage „jungfräulich“, obwohl ich durchaus mich in meinen Träumen im Frauenkörper vorstellend gewisses Interesse daran gehabt habe, auch mit Männern zu schlafen, sogar soweit, dass ich schlussendlich das Kind jenen Mannes, den ich liebe/mal lieben werde, in meinen Händen tragen werde.“

Jetzt fragen Sie sich, wie Sie als Mensch vor Gott und unter den Menschen beglückt leben können. Dabei könnte Ihnen das Christsein eine Hilfe sein, aber: „Ich frage mich, ob mein Verhalten in Ordnung ist oder ob ich nicht gar gegen Gott handle, wenn ich mich von meinem männlichen Geschlecht beziehungsweise der damit verbundenen sozialen Rolle distanziere? Muss ich davon ausgehen, mich auf der ‚Highway to hell‘ zu befinden, wenn ich meine Transsexualität weiter auslebe und vielleicht eines Tages gar geschlechtsangleichende Maßnahmen an mir vornehmen lasse?“

Ein Kind Gottes

Ich sage Ihnen deutlich: Sie sind ein Kind Gottes. Gott spricht aus Ihnen in ganz besonderer Weise zur Welt. Sie sind Gottes Frage, ob wir jene Offenheit und Liebe bereit sind zu leben, die er uns gegenüber hat. Das Äußere, so sagt Jesus, kann den Menschen nicht unrein machen. Was aus dem Herzen kommt, das macht ihn unrein. Aus Ihren Worten spricht echte Sehnsucht nach einem ‚Highway to heaven‘. Gern mit mir. Mit uns. Ihr Bruder Paulus

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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