Gabi und Hans-Georg Beisel aus Geldern setzen ein Zeichen der Solidarität

#liebegewinnt: Warum sich auch ein Hetero-Paar segnen lassen will

  • Die Aktion #liebegewinnt lädt am 10. Mai bundesweit zu Segnungsgottesdiensten für Paare ein.
  • Gabi und Hans-Georg Beisel nehmen die Einladung in Geldern wahr.
  • Sie wollen damit vor allem ein Zeichen der Solidarität für alle Paare setzen, die sonst vom Segen in der katholischen Kirche ausgeschlossen sind.

Anzeige

So lange ist es noch nicht her, dass sich Gabi und Hans-Georg Beisel segnen ließen. Vor etwa zwei Jahren standen sie im Garten ihres Hauses in Geldern und bekamen von Pfarrer Christian Olding die Hände aufgelegt - zur Silberhochzeit. Da gehörte für sie der Segen dazu, wie er ihnen 25 Jahre zuvor bei ihrer Hochzeit gespendet wurde. Dieses Mal wurden ihre drei erwachsenen Kinder mitgesegnet.

In diesen Tagen steht für die Eheleute bereits die nächste Segnung als Paar an. „Wir wollen ein Zeichen der Solidarität setzen.“ Gabi Beisel sagt das energisch. Es geht um die bundesweiten Segnungsgottesdienste für alle Formen der Partnerschaft unter dem Leitwort #liebegewinnt, zu dem auch ihre Heimatpfarrei St. Maria Magdalena eingeladen hat. „Wir wollen mit unserer Teilnahme auch zeigen, dass es uns reicht – dass es nicht so weitergehen kann.“

 

Persönliche Verletzung

 

Gabi Beisel verliert nicht an Vehemenz, wenn sie erklärt, was sie antreibt, als heterosexuelles Paar an dem Gottesdienst teilzunehmen. „Ich war schockiert – fühlte mich persönlich verletzt.“ Weil ihr Gottesbild von den Aussagen aus dem Vatikan zur Segnung homosexueller Paarer verletzt worden sei. „Wie kann jemand einen Menschen mit all seinen Fähigkeiten, Talenten und Gefühlen einzig und allein deswegen verurteilen, weil er einen gleichgeschlechtlichen Partner hat?“

Das Wort „Menschenwürde“ fällt bei ihr oft. „Sie muss gerade für uns Christen im Mittelpunkt stehen.“ Wer aber einem Menschen den Segen verweigere, spreche ihm diese Würde ab, sagt sie. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man sich dann fühlen muss.“

Dass Beisel sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, wird deutlich, als sie nicht lange nach einem biblischen Beispiel suchen muss: „Jesus hat ja auch nicht Menschen zum Essen eingeladen, ihnen dann aber gesagt, dass er sie nicht segnen wolle.“

 

Regenbogen-Fahne am Küchenfenster

 

Als die Diskussion in den vergangenen Wochen hochkochte, hingen die Beisels eine Regenbogen-Fahne in ihr Küchenfenster. Das taten sie auch, weil sie einen Glaubensweg hinter sich haben, der sie zu einem kritischen Bewusstsein in religiösen Fragen geführt hat.

„Erst ganz klassisch volkskirchlich“, sagt Gabi Beisel. „Als Jugendliche habe ich aber irgendwann in der Kirche gesessen, an die Decke gestarrt und mir gesagt, dass ich mir diese langweiligen Predigten irgendwann nicht mehr antun wolle.“

 

Der Weg zurück

 

Ihren Weg zurück zur regelmäßigen Kirchgängerin und in das Leben der Pfarrei fand die 58-Jährige erst vor einigen Jahren. „Als das Seelsorge-Team immer mehr moderne Angebote machte – kreativ, bunt, innovativ.“

In die Gottesdienste hielten neue Medien Einzug, es gab Kunstprojekte und digitale Angebote. Beeindruckt war sie auch von den neuen Möglichkeiten der persönlichen Begegnung. Etwa beim gemeinsamen Abendessen in der Gruppe, zu dem ein Seelsorger ein biblisches Gesprächsthema mitbrachte. „Das gehört zu der Kirche, die die Menschen heute brauchen.“

 

„Wir sind kein Vorzeige-Paar“

 

Es ist in den Augen der Beisels auch eine Kirche ohne Angst vor allen Formen der Partnerschaft. Deswegen wollen sie bei der Aktion #liebegewinnt mit dabei sein.

Nicht als „Vorzeige-Paar“ oder „als Symbol wie es richtig geht“, sagt Gabi Beisel. „Das darf überhaupt kein Thema sein.“ Sie komme mit vielen Menschen zur Segnungsfeier zusammen, nicht „mit Heterosexuellen, Homosexuellen, wiederverheiratet Geschiedenen, Konfessionsverschiedenen…“

 

Hat die Leitung den Kontakt zur Basis verloren?

 

Und dann fragt sie sich noch einmal laut, wie Verantwortliche in der Kirche das anders sehen können als sie, ihre Bekannten und Freunde. „Vielleicht haben Theologen und Leitungen die Beziehung zur Basis verloren“, sagt Gabi Beisel. „Vielleicht zeigt sich darin auch die Angst vor Neuem.“

Aber das Neue muss es in ihren Augen geben, „damit Kirche eine Zukunft hat“. Sie klingt dabei überhaupt nicht deprimiert, sondern wieder vehement. „Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können.“

Anzeige