Anzeige
Franz Kamphaus war 25 Jahre lang Bischof des Bistums Limburg – und war seiner Münsterländer Heimat tief verbunden. Seine Worte hatten bundesweit Gewicht. Zuletzt lebte er als Seelsorger mit geistig behinderten Menschen zusammen. Nun ist er gestorben.
Noch vor einem halben Jahr sprach Franz Kamphaus mit Kirche+Leben über das Altwerden und das Altsein. In dem Interview sagte er: „Ich bereit mich auf den Tod vor. Das ist ja abzusehen.” Dafür nehme er sich mehr Zeit zum Nachdenken als früher, bete vor allem die Psalmen und übe sich im Loslassen: „Nicht festhalten wollen, nicht mich an bestimmte Dinge klammern – da bin ich ganz frei, weil ich erwartet werde.” Das sei seine Hoffnung. „Darauf gehe ich zu.“
Jetzt ist der frühere Limburger Bischof tot. Er starb am Montagmorgen im Alter von 92 Jahren, wie das Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Kamphaus stand 25 Jahre – von 1982 bis 2007 – an der Spitze des Bistums Limburg. Seitdem lebte der seiner Heimat tiefverbundene Münsterländer im Sankt Vincenzstift, einer kirchlichen Einrichtung, mit geistig behinderten und mehrfach eingeschränkten Menschen zusammen.
Kamphaus: Tief verbunden mit dem Bistum Münster
Kamphaus wurde in Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) geboren, stammte aus einer Bauernfamilie. Nach dem Abitur am bischöflichen Gymnasium und Internat Collegium Augustinianum Gaesdonck am Niederrhein studierte er Theologie in Münster und München. 1959 empfing er die Priesterweihe durch Münsters damaligen Bischof Michael Keller. Nach seiner Promotion 1968 wurde er 1972 Professor für Pastoraltheologie und Homiletik in Münster. Ein Jahr später ernannte ihn Bischof Heinrich Tenhumberg zum Regens, also Leiter des Priesterseminars – in diesem Amt prägte er Generationen von Priestern des Bistums.
Kamphaus fand bundesweit Beachtung
Sein Wirken als Bischof fand bundesweit starke Beachtung. Für großes Aufsehen sorgte sein Widerstand gegen Rom Ende der 1990er Jahre. Als einziger deutscher Bischof hielt Kamphaus an der Schwangeren-Konfliktberatung im geltenden gesetzlichen Rahmen fest, obwohl Papst Johannes Paul II. den Ausstieg angeordnet hatte. Im März 2002 beendete Johannes Paul II. den Alleingang des Limburger Bischofs, beließ ihn aber im Amt.
Entsprechend seinem bischöflichen Wahlspruch „Den Armen das Evangelium verkünden“ setzte sich Kamphaus generell für solidarische Formen des Zusammenlebens ein. Kamphaus war über viele Jahre Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er war federführend bei der Erarbeitung eines viel beachteten gemeinsamen Worts der Bischöfe mit dem Titel „Gerechter Friede“.
Als Altbischof war Kamphaus mit Missbrauchsfragen konfrontiert
Nach seinem Abschied vom Limburger Bischofsamt wechselte Kamphaus in das Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen. Dort beging er 2022 auch seinen 90. Geburtstag – in Corona-Zeiten in „ganz kleinem Kreis“.
Als Altbischof wurde Kamphaus auch mit Nachfragen zum Thema sexueller Missbrauch konfrontiert. Kamphaus bekannte in einer im November 2019 veröffentlichten Erklärung, dass er im Missbrauchsfall um den ehemaligen Priester Wolfdieter W. entschiedener hätte durchgreifen müssen und „schwere Schuld“ auf sich geladen habe.
Kamphaus veröffentlichte mehrere Bücher zum christlichen Glauben, darunter die Titel „Mach’s wie Gott, werde Mensch“, „Wenn der Glaube konkret wird“ und zuletzt „Der Unbekannte aus Nazaret“. Die Stadt Frankfurt am Main zeichnete den Bischof mit ihrem Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung aus, die Stadt Limburg machte ihn zu ihrem Ehrenbürger.
Tag der Beisetzung steht fest
Der am Montag gestorbene frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus wird am Dienstag, 5. November, im Limburger Dom in der Bischofsgruft beigesetzt. Dem Requiem um 14 Uhr werde der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing vorstehen, sagte Domdekan und Generalvikar Wolfgang Pax vor Journalisten. Die Gläubigen hätten zudem weitere Gelegenheiten, Abschied von Altbischof Kamphaus zu nehmen. So werde am Samstag, 2. November, – also an Allerseelen – sein Leichnam in der Stadtkirche in Limburg aufgebahrt sein. (KNA)