„Wir wollen uns bei den LKW-Fahrern und Fahrerinnen für ihre Arbeit bedanken und ihnen unsere Anerkennung ausdrücken“, sagt Marlies Jägering vom KAB-Stadtverband Münster. Das sei die Idee der bistumsweiten Aktion „Nikolaus im Fahrerhaus“. 30 Gruppen zwischen Vechta und Moers haben dafür etwa 2.300 Tüten gepackt.
Darin sind gespendete Süßigkeiten, Plätzchen, Kaffee, Tee, Orangen und Alltagsgegenstände wie Duschgel oder Zahnpasta. In jeder Tüte steckt außerdem ein Schokonikolaus. Auf mehr als 40 Rastplätzen im Bistum Münster, bei Hildesheim, Osnabrück und im Emsland verteilen sie am zweiten Advent ihre Tüten samt Karten.
Osteuropäische Arbeitsmigranten hinter dem Steuer
Auf dem Rastplatz Münsterland-Ost unterhält derweil ein Saxofonist die parkenden Fahrer und die KAB-Helfer. Der LKW-Fahrer gegenüber öffnet die Tür und lauscht dem kostenlosen Konzert. Die KAB-Leute kommen mit einem älteren Fahrer aus der Ukraine ins Gespräch. Er müsse noch fahren, weil seine Familie dringend das Geld brauche, gerade jetzt in der Zeit des Krieges, erzählt er.
Es gibt viele solcher Geschichten, das erfahren auch die KAB-ler, die am Rastplatz Rhynern-Nord an der Autobahn 2 bei Hamm unterwegs sind. Sie treffen auf Fahrer aus Polen, Serbien, Belarus, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine.
Einige, so erfahren die KAB-ler, werden Weihnachten wieder bei der Familie sein. Viele auch nicht. Eine Fahrerin aus Italien erzählt, dass sie diesem für sie extrem schwierigen Beruf nachgehe, seit ihr Mann verstorben und sie die Ernährerin ihrer Familie mit fünf Kindern ist. „Das hat uns schon tief berührt“, sagt der KAB-Diözesanvorsitzende Wolfgang Kollek.
Improvisiertes Leben auf dem Rastplatz
Auf die Frage, was sie an Sonntagen auf den Rastplätzen machen, zucken die meisten mit den Schultern. Schlafen, sagt Karam am Rastplatz Münsterland-Ost. Mit der Familie telefonieren, kochen, ergänzen andere. Die meisten kochen selbst. Das Essen in einer Raststätte ist für sie viel zu teuer, und auf einfachen Parkplätzen gibt es gar keine Versorgung.
Sie kochen auf improvisierten Kochstellen neben den Trucks oder auf den Ladeflächen. Kanister mit Wssser für Mahlzeiten oder zum Zähneputzen stehen auf dem Beifahrersitz. Zwei Quadratmeter Leben. Die erste Reihe der LKWs steht mit dem Fahrerhaus direkt an der Autobahn. Kein Sichtschutz, kein Lärmschutz.
KAB: Verbesserung der Arbeitsbedingungen notwendig
Mit Schoko-Nikolaus und Dankeskarte ändert sich für die Fahrer noch nicht viel, sagt Sigrid Audick, Mitorganisatorin der Aktion. Wichtig sei, auf die schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Die Fahrer seien wochenlang im LKW unterwegs, ohne Heimaturlaub, ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung und ohne menschenwürdige Unterkünfte auf den Parkplätzen.
Dabei gäbe es bereits heute Lösungen. „Mehr Kontrollen, die die bestehenden Gesetze zugunsten der Fahrer durchsetzen, kostenfreie Sanitär- und Sozialräume auf den Rastplätzen und kostenloser Zugang zu Trinkwasser“, schlägt Audick vor. Und vor allem: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit auf der gleichen Autobahn“, fordert die KAB.