Pfarrei in Lohne zieht Konsequenzen aus Corona-Erfahrung

Kürzer und mit viel Wahlfreiheit - Kommunion-Katechese geht neue Wege

  • Corona hatte St. Gertrud in Lohne (Kreis Vechta) zu Änderungen gezwungen. Manches davon wird dort jetzt Standard: zum Beispiel weniger Treffen und kleinere Gruppen.
  • Jede Familie bekommt mit der Anmeldung eine „Erstkommunion@Home-Box“ für die ergänzende Vorbereitung mit nach Hause.
  • Familien entscheiden selber, in welchem Alter ihr Kind zur Erstkommunion geht - und in welchem Gottesdienst.

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Manches an der Erstkommunionvorbereitung hätten Eltern und Kinder wohl auch als Belastung empfunden. Zum Beispiel einen Kalender voll mit Terminen für wöchentlichen Gruppentreffen. „Ob das noch etwas mit dem eigentlichen Anliegen zu tun hat?“ fragte sich nicht nur Conny Kröger. Die pensionierte Kindergartenleiterin hilft schon seit Jahrzehnten ehrenamtlich mit in der Erstkommunion-Katechese der Lohner St.-Gertrud-Gemeinde.

Sie erinnert sich an die Diskussion im Team über die Zukunft der Erstkommunion-Vorbereitung: „Wir haben uns gefragt, worauf es uns wirklich ankommt: Um Wissensvermittlung wie im Religionsunterricht? Oder wollen wir gemeinsam mit Eltern und Kindern darüber sprechen, was es für uns bedeutet, eng mit Jesus verbunden zu sein?“ Das habe zu weiteren Fragen geführt: „Muss ich mich dafür 25 Mal treffen? Oder geht es nicht in wenigen, intensiven Treffen viel besser und nachhaltiger?“

 

Ausgerechnet Corona gab den Anstoß

 

Wenige, intensive Treffen, am besten kurz hintereinander - genau in diese Richtung hat die Gemeinde die Vorbereitung auf die Erstkommunion für die Vorbereitung im kommenden Jahr umgestellt. Ausgerechnet Corona hatte dazu und auch noch zu weiteren Änderungen den Anstoß gegeben.

Im Frühjahr des vergangenen Jahres war die Pfarrei wie alle anderen auch von der Pandemie überrascht worden. Als immer deutlicher wurde: Die rund 150 Lohner Erstkommunionkinder würden sich nur noch ganz selten oder auch überhaupt nicht mehr treffen können. Dabei waren die einen erst halb, andere fast und wieder andere noch gar nicht fertig mit der Vorbereitung. Und das Vorbereitungsteam stand vor der Frage: Was nun?

 

„Erstkommunion@Home-Box“

 

Conny Kröger, Christine Gerdes, Steffi Kathmann (v.l.)
Drei Frauen aus dem Lohner Vorbereitungsteam mit der Erstkommunion-Homebox. V.l.: Conny Kröger, Christine Gerdes, Steffi Kathmann.|Foto: Michael Rottmann

In Online-Konferenzen entstand damals ein Not-Konzept. „Wir haben Material zusammengestellt, mit dem sich Familien vorbereiten konnten“, erklärt Pastoralreferentin Christine Gerdes. „Und das haben ihnen persönlich nach Hause gebracht.“

Aus den Erfahrungen damit entstand die Grundidee für die Material-Schachtel, die jetzt auf einem Tisch im Pfarrheim steht. Auch diese „Erstkommunion@Home-Box“ ist Teil des neuen Konzepts in der St.-Gertrud-Pfarrei. Alle Familien der Erstkommunionkinder werden künftig eine nach Hause bekommen, um damit die Vorbereitungstreffen in der Gemeinde zu ergänzen.

 

Familien haben mehr Wahlfreiheit

 

Das Salbendöschen darin könne dabei etwa für ein Segnungsritual genutzt werden, der Spiegel für einen Tagesrückblick am Abend, als Anregung für die Familien. Die Materialbox biete noch zahlreiche Anregungen und ein Begleitheft mit Tipps und Idee. „Wir wollen die Familien nicht überfordern, indem wir immer glauben, wir müssten ihnen etwas beibringen“, sagt Christine Gerdes, Pastoralreferentin in St. Gertrud.

Das Vorbereitungsteam hat noch weitere Erfahrungen aus der Pandemie zum Anlass für Veränderungen genommen. Mehr Flexibilität, mehr Wahlfreiheit und eine stärkere Einbindung der Familien prägen das neue Konzept, das die Pfarrei in Teilen schon in diesem Jahr ausprobiert hat. Und eben: kleinere Gruppen und weniger Termine. Maximal 14 Kinder treffen sich nur noch drei Mal im Pfarrheim oder in der Kirche, vorzugsweise kurz hintereinander.

 

Erstkommunion-Feier ist auch werktags möglich

 

Alter oder Schuljahr spielen bei der Anmeldung keine Rolle mehr. Familien können selbst entscheiden, wann ihr Kind so weit ist. Die großen Kommunion-Gottesdienste in den Wochen ab dem Weißen Sonntag wird es in Lohne künftig nicht mehr geben. Stattdessen kann jede Familie bereits bei der Anmeldung eine andere Form wählen.

Eine Möglichkeit: Sie feiert in einem besonderen Gottesdienst an einem Samstag gemeinsam mit den bis zu 14 Kindern ihrer Vorbereitungsgruppe. Oder sie entscheidet sich für eine Feier in einer Gruppe von maximal vier Kindern zur Erstkommunion an einem frei wählbaren Gemeindegottesdienst, werktags oder sonntags. Dieser Gottesdienst wird dafür dann um Gestaltungselemente zur Erstkommunion erweitert. Die Kinder bereiten sich in Vierergruppen darauf vor, ebenfalls in drei Treffen. Als weitere Wahlmöglichkeit gibt es noch ein Familien-Vorbereitungswochenende in der Bildungsstätte Antoniushaus in Vechta.

 

Einiges bereits umgesetzt

 

Teile des neuen Konzepts hat die St.-Gertrud-Pfarrei bereits in diesem Jahr umgesetzt, zum Beispiel die Konzentration auf weniger Treffen kurz hintereinander. Eltern, die es von älteren Kindern auch anders kannten, hätten sich bereits in diesem Jahr beeindruckt von der Begeisterung ihrer Kommunionkinder gezeigt.

„Ein Kind hatte noch wochenlang das Namensschild, einen einfachen Kreppstreifen, auf dem Pullover kleben und wollte nicht, dass er gewaschen wurde. Weil es so begeistert war“, sagt Steffi Kathmann. Die Hauptschullehrerin gehört ähnlich wie Conny Kröger bereits seit Jahrzehnten zum ehrenamtlichen Vorbereitungsteam.

Gute Erfahrungen machen - darauf setzt auch Christine Gerdes. „Ich glaube, dass ein Vorteil gerade in der Kürze der Vorbereitungsphase liegt. Kurz und knackig. Bei den geballten Treffen kurz hintereinander lässt sich Gemeinschaft gut erleben. Damit die Vorbereitungszeit in guter Erinnerung bleibt und nicht als Belastung empfunden wird.“

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