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Eine Projektgruppe aus der St.-Gertrud-Pfarrei Lohne (Kreis Vechta) stellt derzeit Unterrichtsmaterial zum Thema „Tod und Sterben“ zusammen. Dazu zählen auch Briefen an verstorbene Freunde oder Verwandte, in denen Menschen aufschreiben, was sie ihnen gerne noch einmal sagen würden. Zur Sammlung zählen sollen zum Beispiel auch ein USB-Stick mit Interview-Aufnahmen mit einem Bestatter, einem Arzt und einem Friedhofsgärtner.
Franz-Josef-Kröger hat schon so einen Brief geschrieben, an seine Eltern. „Ich bin oft bei ihnen am Grab“, sagt der 68-jährige. „Und im Laufe der Zeit fiel mir auf, dass es Dinge gibt, die ich ihnen gerne noch mal sagen möchte.“ Zum Beispiel, dass er mit seinen Kindern ähnliche Erfahrungen macht wie sie früher mit ihm.
„Wie sie früher, so versuche auch ich heut, mit all den Herausforderungen des Lebens klarzukommen.“ Jetzt kann der Ständige Diakon ihnen in seinem Brief davon erzählen, „dass ich wie sie früher auch versuche, meinen Kindern und Enkelkindern heute das zuzugestehen, was sie mir früher zugestanden haben: dass jeder so leben darf, wie er möchte.“
Briefe sind Teil des Projekts „life and death“
„Möchten Sie ihren verstorbenen Verwandten oder Freunden gerne noch einmal etwas mitteilen? Schreiben Sie es doch einmal in einem Brief auf!“ Mit diesem Aufruf lädt eine Projektgruppe der St.-Gertrud-Pfarrei im oldenburgischen Lohne (Kreis Vechta) derzeit dazu ein, wie Franz-Josef Kröger Briefe an Verstorbene zu schreiben. Die Aktion ist Teil des Projekts „life and death“. Herauskommen soll am Ende ein Koffer mit Materialien und Arbeitshilfen insbesondere für den Schulunterricht.
Diakon Franz-Josef Kröger hat schon einen Brief geschrieben, an seine Eltern. | Foto: Archiv
Jugendliche haben Interesse am Thema Tod und Sterben - das hat Steffen Menke, Pastoralassistent in Lohne und neben Pastoralreferentin Greta von Keitz Initiator des Projekts, zum Beispiel im vergangenen Sommer festgestellt. Damals meldeten die Katechtinnen und Katecheten die Wunschthemen der Firmlinge für die Vorbereitungstreffen. „Dabei fiel auf, dass viele Jugendliche sich die Frage nach Tod und Sterben gewünscht hatten.“
Auch junge Leute und eine Lehrerin planen mit
Auch Steffi Kathmann, Lehrerin an der Lohne Stegemann-Hauptschule, stößt immer wieder auf großes Interesse, wenn die Frage nach dem Tod im Religionsunterricht der Klasse 9 zum Thema wird. Sie besucht mit ihrer Klasse dann manchmal eine Friedhofskapelle. „Die Schülerinnen und Schüler sind total wissbegierig. Vielleicht weil das in den Familien nicht so häufig Thema ist.“ Grund genug für sie, im Vorbereitungsteam des life-and-death-Projekts mitzumachen.
Als großes Tabu sieht Johannes Diekmann das Thema allerdings nicht. „Auch viele junge Leute haben ja schon Erfahrungen mit Tod gemacht haben“, sagt der 21-jährige Student, der ebenso im Vorbereitungsteam dabei ist wie der 19-jährige Schüler Niklas Kamphaus, der sagt: „Ich finde es wichtig, dass sich auch Jugendliche darüber Gedanken machen. Das Thema ist ja oft näher, als man sich das selber vorstellen mag. Denn das Leben ist sehr kurz und kann morgen zu Ende sein. Und wenn es um den Tod eines Angehörigen geht, dann hilft es, wenn man sich vorher mit den wichtigen Fragen beschäftigt hat.“
Im Koffer ist auch ein Actionbound-Spiel
Pastoralassistent Steffen Menke hatte die Idee zu dem Projekt. Er leitet es gemeinsam mit Pastoralreferentin Greta von Keitz. | Foto: privat
Das im Schulunterricht noch besser möglich zu machen und zu unterstützen, von diesem Leitgedanken hat sich die Projektgruppe um Steffen Menke leiten lassen. „Der geplante death-and-life-Koffer soll ein Angebot für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 und 10 sein, sich mit den Themen Tod und Sterben, Trauer und Verlust, aber auch Trost und Hoffnung auseinanderzusetzen“, erklärt der Pastoralassistent.
Die Briefe an Verstorbene sind dabei aber nur ein Element von mehreren. Dazu gehören sollen unter anderem auch Interviews, zum Beispiel mit einem Bestatter, einem Friedhofsgärtner oder einem Arzt. Außerdem erstellt das Team für den Materialkoffer unter anderem ein so genanntes Actionbound-Spiel. Mit dem kann man per Smartphone-App zum Beispiel interessante Punkte auf dem Friedhof erkunden.
Die ersten Briefe sind schon angekommen
Neben dem von Franz-Josef Kröger, der selbst zur Projektgruppe zählt, seien mittlerweile auch schon ein paar weitere Briefe angekommen, berichtet Steffen Menke, wenn auch bisher noch wenige. „Es ist eben etwas äußerst Persönliches. Auch wenn er anonymisiert wird, bleibt eine große Hürde, so einen Brief zu schreiben, der dann auch von anderen gelesen wird.“