SCHÖPFUNG

Ein Dom für den Artenschutz: Kinderstube in luftiger Höhe

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In einem Dom im Münsterland wohnt das schnellste Tier der Welt. Welches es ist und warum es dort lebt.

Von pd, vd

 

Was verbindet eine Pfarrgemeinde, eine Naturschutzbehörde und ein IT-Unternehmen miteinander? Sie setzen sich für den Artenschutz ein und wollen ihn Menschen nahebringen.

Im Ludgerusdom in Billerbeck (Kreis Coesfeld) brütet seit einigen Jahren ein Pärchen Wanderfalken. Das ist nichts Ungewöhnliches, da die Greifvögel in der Natur an Felswänden nisten, berichtet Christoph Steinhoff von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises in einer Pressemitteilung. Die hohen Sandsteintürme des Billerbecker Doms stellten einen vom Menschen künstlich geschaffenen Brutfelsen dar.

Webcam im Nistkasten

 

Als der Brutplatz am Dom bemerkt wurde, habe die AG Wanderfalkenschutz des NABU NRW in Abstimmung mit der Pfarrgemeinde St. Johann und St. Ludgerus Billerbeck 2019 im Nordturm einen Nistkasten angebracht. So seien die Vögel auf einen sicheren Nistplatz gelenkt worden. Das war wichtig, um empfindliche Bereiche des Kirchengebäudes, wie die Regenrinnen und Wasserabläufe, vor Schäden zu schützen.

Der Dom als Lebensraum für die Falken dient außerdem dem Artenschutz. Damit die Fachleute und auch die Bevölkerung die Aufzucht der Jungen in luftiger Höhe mitverfolgen kann, installierte das Coesfelder IT-Unternehmen CMN-Solutions Anfang des Jahres eine Kamera im Nistkasten. Die Aufnahmen können unter diesem  Youtube-Link abgerufen werden.

Wanderfalken waren stark bedroht

Aus dem aktuellen Gelege schlüpften laut Steinhoff vier Junge, wovon den Kamerabildern zufolge zwei überlebten und mittlerweile erste Flugversuche starteten. Zum Abheben und Landen nutzen sie das Brett außerhalb des Nistkastens. „Wenn ein Junges unten am Boden saß, haben uns Leute Bescheid gegeben und wir konnten es wieder oben in den Kasten setzen“, erzählt der Naturschützer im Gespräch mit Kirche+Leben.

Die Bejagung der Greifvögel und der Einsatz des Insektizids DDT dezimierten den Bestand der Wanderfalken in der Vergangenheit stark. Der Einsatz des Insektizids führte dazu, dass die Eierschalen der Greifvögel dünner wurden und weniger Junge ausgebrütet wurden. Durch Schutzbemühungen, wie ein Jagdverbot von Greifvögeln und das Einsatzverbot von DDT, stieg die Population der Wanderfalken in Nordrhein-Westfalen laut Angaben in den vergangenen 40 Jahren von drei Brutpaaren auf heute etwa 220 an.

Schnellstes Tier der Welt

Der Wanderfalke fängt seine Beute – überwiegend andere Vögel – im Flug. Dafür beschleunigt er im Sturzflug auf bis zu 300 Kilometer pro Stunde und ist damit laut Steinhoff das schnellste Tier der Welt.

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