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Lukas Ostendorf aus Langförden ist neuer Vorsitzender des BDKJ-Landesverbands Oldenburg. Der Student hat zuerst gezögert, zu kandidieren. Denn Jugendverband hieß für ihn zunächst nur Katholische Landjugend und Feuerwehr in der Heimatgemeinde. Warum er sich der neuen Aufgabe stellt.
Lukas Ostendorf steht vor einem Club in Osnabrück, mit Freunden aus Langförden. Einer hat eine dunkle Hautfarbe. Den will der Türsteher nicht hereinlassen. „Wir haben so lange protestiert, bis er nachgegeben hat.“ Lukas Ostendorf klingt heute noch empört. „Ausgrenzen geht gar nicht.“
Denn der 22-jährige Student und angehende Wirtschaftsingenieur hat es anders kennengelernt. Ostendorf gehört zur Katholischen Landjugend und zu den Messdienern in St. Laurentius Langförden, auch zur Freiwilligen Feuerwehr. Er sagt: „Im Jugendverband vor Ort ist doch das Tolle: Es interessiert nicht, ob du arm bist oder reich, welche Farbe du hast – jeder hat seinen Platz.“ Hier habe man die Chance, gemeinsam das Leben zu gestalten. „Da darf die Ausrichtung keine Rolle spielen.“
Jugend vor Ort lebt Vielfalt
Ostendorf sagt „Ausrichtung“ auch mit Blick auf die Segnung von homosexuellen Paaren. Für ihn stehe die außer Frage. „In der Jugendverbandsarbeit vor Ort wird einfach Vielfalt gelebt, die die Kirche oben immer noch diskutiert.“ Mit Blick auf einen schwulen Kameraden im Löschzug fügt er hinzu: „Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist es doch nicht anders.“
Fragen im Verband vor Ort und Fragen oben – die stellen sich für Lukas Ostendorf nun ganz neu. Denn er hat die Ebene vor Ort verlassen. Im April wurde er zum Vorsitzenden des Landesverbands Oldenburg im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gewählt.
Die KLJB aufgebaut
Zuerst habe er gezögert, sagt Ostendorf. „Weil ich nur im Ort die Arbeit in einem Jugendverband kannte.“ Aber der BDKJ habe ihn überzeugt, für das Spitzenamt zu kandidieren. Dort war man auf ihn aufmerksam geworden, nachdem er in Langförden 2015 mit Freunden die Katholische Landjugend (KLJB) gegründet und von 40 auf 120 Mitglieder gebracht hatte. Mit 3.600 Mitgliedern ist die KLJB der größte katholische Jugendverband im Oldenburger Land.
Solche Arbeit mit viel Kontakt zu einzelnen Jugendlichen im Ort werde nun weniger werden, vermutet der neue Vorsitzende. Im Dachverband werde er viel Verbandspolitik vor sich haben. „Etwas einfach mit einem Telefonanruf klären – das ist wohl vorbei.“ Die Arbeit werde „viel intensiver“ und mehr „von tiefen Diskussionen“ geprägt sein.
Nun auch Landespolitik
Der BDKJ-Landesverband Oldenburg fasst 11.000 kirchlich organisierte Jugendliche im niedersächsischen Teil des Bistums Münster zusammen. Der Dachverband ist auch Träger des BDKJ-Jugendhofs Vechta, einer Bildungsstätte.
Besonders in dem Arbeitsbereich, den Ostendorf mit übernimmt: Außenvertretung gegenüber dem Land Niedersachsen. Was ihm keine Sorgen macht, weil er „schon immer politisch interessiert“ gewesen sei.
Politik heiße für ihn zunächst: „Sachen durchdiskutieren und dann Entscheidungen treffen“, so beschreibt der neue BDKJ-Chef seine Arbeit in Jugendverbänden. „Jeder kann mitbestimmen und mitreden, ohne Voraussetzungen.“
Einsatz für Jugend im Ehrenamt
In der Politik in Hannover macht das vor allem der Landesjugendring, in dem der BDKJ Oldenburg mitarbeitet. Ostendorf hatte so schon seine ersten Gespräche mit Landtagsabgeordneten - zur Frage: Wie lässt sich das Ehrenamt der Jugendlichen würdigen?
Da wurde etwa über einen möglichen Corona-Impfvorrang von Gruppenleitern gesprochen, aber auch über die Frage eines „Jugend-Checks“. Vertreter der Jugend sollen bei allen Landesgesetzen prüfen dürfen, wie die ihre Interessen berühren. Eine neue Idee für Lukas Ostendorf, die ihn aber überzeugt: „Dafür machen wir uns im BDKJ stark.“
Verbände sind wichtig
Ostendorf freut sich, neue Netzwerke zu schließen und Kontakte zu knüpfen. Das habe er in Langförden im Verband gelernt. Deshalb sei die Mitarbeit in einem katholischen Jugendverband auch so wichtig. Nur so könne man etwas mitgestalten, in Pfarrei und Politik. „Oder auch in der Kirche. Auch die Verbandsdelegierten beim Synodalen Weg sind ja mal aus der Ortsebene gekommen.“