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Zu einem wachsamen Umgang mit der Sprache hat die Schriftstellerin Ulla Hahn im Münsteraner Dom aufgerufen. Sie bezog sich dabei konkret auf die jüngsten politischen Ereignisse und Entwicklungen in Deutschland. „Bleiben wir wachsam!“, mahnte sie nicht nur, aber vor allem Politiker. „Der Verderb der Sprache ist der Verderb des Menschen“, fügte sie ein Zitat des Politologen und Publizisten Dolf Sternberger (1907-1989) aus dem Jahr 1945 an.
Hahn, die als eine der wichtigsten Lyrikerinnen der Gegenwart gilt, sprach im Rahmen der Veranstaltungsreihe „DomGedanken“ zum Thema „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt?“.
„Die Sprache ist das, was den Menschen zum Menschen macht“, erklärte Ulla Hahn. Viele Ankömmlinge, so die Schriftstellerin, hätten die territorialen Grenzen überschritten, aber noch nicht die Grenzen der Sprache. Sie lud zur Begegnung mit ihnen ein: „Bereichern wir uns an ihren Schätzen, lernen wir ihre Heimat, ihre Sprache kennen.“
Sprache verändert sich
Wer nicht offen für Neues bleibe, und das bedeute zunächst auch für Fremdes, verkümmere. Das gelte für den Einzelnen wie für Staaten – und auch für Sprache, sagte Ulla Hahn. Schaue man zurück, sei Deutsch immer eine offene Sprache gewesen: „Es gab nie Angst vor Neuem.“ Gesellschaftlicher Wandel verändere allerdings auch die Sprache: „Würde sie dies nicht tun, verliert sie ihre Funktion“, machte Ulla Hahn deutlich. Als Beispiel nannte sie die vielen Anglizismen, die heute im täglichen Gebrauch gar nicht mehr auffielen.
Im Anschluss an den Vortrag lud das Domkapitel als Veranstalter der Reihe zum Austausch mit der Referentin ein. Den Schlusspunkt der DomGedanken setzt am 19. September Christian Kullmann aus Essen. Der Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG spricht dann zum Thema „Für die freiheitlich-soziale Moderne – Verantwortungsethik als Schlüssel“.