Pfleger aus Madagaskar bei Caritas Emsdetten-Greven berichten über Hungersnot

Madegassen helfen in der Pflege - Caritas hilft bei Spendenaufruf

  • Beim Caritasverband Emsdetten-Greven arbeiten in einem Austauschprogramm aktuell mehrere Menschen aus Madagaskar in der Pflege.
  • Die Insel vor der Ostküste Afrikas ist stark vom Klimawandel und Extremwetter mit Dürre und Zyklonen, von Erdbeben, Epidemien und Armut betroffen. Besonders stark treffen die Folgen Kinder.
  • Daher ruft der Verband jetzt zusammen mit seinen jungen madegassischen Mitarbeitern zu Spenden für ein Nothilfe-Projekt des Hilfswerks Misereor und der Caritas auf der Insel vor der Ostküste Afrikas auf. Es geht um ein Ernährungsprogramm für Kinder in der Stadt Toamasina.

 

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Die schlimmen Überflutungskatastrophen, das Klima-Thema, Corona und auch Afghanistan stehen in Deutschland aktuell im Fokus. Die Hilfsbereitschaft für die deutschen Flutopfer ist groß. Andere Notlagen in der Welt sind deshalb aber nicht verschwunden. In Madagaskar leidet die Bevölkerung seit vielen Jahren Hunger. Drei, die davon berichten können, arbeiten zurzeit beim Caritasverband Emsdetten-Greven. Auch wegen dieser besonderen Nähe ruft der Verband jetzt zusammen mit den jungen Madegassen zu Spenden für ein Nothilfe-Projekt des Hilfswerks Misereor und der Caritas auf der Insel vor der Ostküste Afrikas auf. Es geht um ein Ernährungsprogramm für Kinder in der Stadt Toamasina.

Die Familie von Lazatahina Fenozo Randruanjaly arbeitet selbst in der Entwicklungshilfe. Der 24-Jährige kommt aus dem Süden Madagaskars, wo die Hungersnot besonders schlimm ist, gerade jetzt, erzählt er. „Eltern müssen mit ansehen, wie ihre Kinder nacheinander sterben, weil es nichts zu essen und zu trinken gibt.“ Er habe den Hunger und die Folgen mit eigenen Augen gesehen, berichtet Lazatahina. Das sei schwer auszuhalten, „aber wenn man in Madagaskar geboren ist und das Land von Kindheit an kennt, wird die Armut zur Gewohnheit“.

 

Mehr Extremwetter, mehr Dürre

 

„Die Hungersnot gibt es seit 40 Jahren und es wird immer schlimmer“, so beschreibt Tojisoa Francklin Ayoty die Entwicklung. Der Klimawandel mit immer mehr Extremwetter und Dürre sei gerade im Süden der Insel ein Grund dafür, sagt der 26-Jährige. „Die Menschen dort sind nicht schuld daran, aber bekommen die Auswirkungen zu spüren.“

Eine weitere Ursache benennt Honorah Sohnatae Rafenomanana, 21 Jahre alt: Raubbau für den Profit. „Früher war Madagaskar grün, mittlerweile heißt es ,rote Insel´ wegen der Farbe der blanken Erde. Diese Abholzung der Wälder hätte einige zu Millionären gemacht, aber vielen Hunger gebracht, weil die Böden versteppen. Die junge Frau stammt selbst aus Toamasina, wo sich Misereor, Caritas und die Kirchengemeinden vor Ort engagieren und bereits hunderte Kinder mit gesunden Mahlzeiten versorgt werden.

Ein besseres Leben erleben, Sicherheit fühlen, die Welt kennenlernen, Erfahrungen sammeln, die Chancenlosigkeit zuhause: Das geben alle drei als persönliche Gründe an, warum sie nach Deutschland gekommen sind, teils mit großen Hürden. Und noch etwas: „Mit dem Geld, das ich hier verdiene, kann ich meine Familie in Madagaskar unterstützen“, sagt Honorah.

 

Die Drei möchten später wieder in ihre Heimat zurück

 

Die Tochter eines Fahrers hat in ihrer Heimat Jura studiert und ging dann als Au-pair nach Deutschland. Neben Französisch spricht sie, wie ihre beiden Landsleute, nahezu fließend Deutsch. Honorah leistet zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und möchte danach beim Caritasverband eine Ausbildung in der Pflege beginnen, wie die zwei jungen Männer es gerade machen. Alle drei sehen Deutschland aber nur als eine vorübergehende Station. Sie wollen später, vielleicht nach einem Studium, zurück nach Madagaskar. Weil es die Heimat bleibt, weil die Familien dort sind, weil sie dann dort ihre neuen Fähigkeiten dort einsetzen können.

Derzeit arbeiten fünf Menschen aus Madagaskar im Caritasverband, berichtet Ansgar Kaul, Fachbereichsleiter Hilfen für ältere und kranke Menschen im Caritasverband. Er ist „schon stolz darauf, wie diese Fünf im Team gut aufgenommen werden und welche Impulse sie dort mit ihrer freundlichen und weltoffenen Art und ihrer Arbeit hineingeben“.

 

Keine Lösung für den Pflegenotstand in Deutschland

 

„Wir als Verband finden es gut, wenn Menschen wie sie bei uns einen Platz haben können“, erklärt Caritas-Vorstand Bernward Stelljes. Aber es sei auch gut, wenn sie mit einer Ausbildung und Know-how aus Deutschland später als Fachkräfte in ihr Heimatland zurückwollen. „Die Pflegenotstand in Deutschland wird durch solche Aufenthalte nicht gelöst“, stellt Stelljes fest, „und es ist nicht unser Ziel, Personal aus Madagaskar oder anderswo abzuwerben“.
In einem der ärmsten Länder der Welt haben die dort extreme Corona-Situation und die Folgen des Klimawandels die Not noch einmal verschärft, beschreibt Caritas-Vorstand Bernward Stelljes die Lage. „Es geht uns, dem Verband und unseren Mitarbeitern aus Madagaskar, darum, die Menschen dort zu unterstützen, besonders die Kinder.“

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