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1.500 Kranke und Behinderte haben die Nazis allein im alten Freistaat Oldenburg getötet In einer Landes-Heilanstalt bei Oldenburg ließ man sie gezielt verhungern. Das katholische Andreaswerk will mit einem Mahnmal an die Getöteten aus Vechta erinnern.
Vor gut sechs Wochen war das: Ein Behinderter, beschäftigt beim katholischen Andreaswerk in Vechta, wurde am Bahnhof der Stadt wegen seiner Behinderung belästigt und beschimpft. Matthias Warnking, Geschäftsführer des Andreaswerks sagt: „Feindschaft gegen Behinderte gibt es also noch immer.“
Vor 80 Jahren ging solche Feindschaft bis zum Mord: bei dem Euthanasie-Programm in der Nazi-Zeit. Allein im damaligen Freistaat Oldenburg wurden 1.500 Kranke und Behinderte in der Landes-Heilanstalt Wehnen ermordet. Durch gezieltes Verhungernlassen und mangelnde Versorgung der Kranken. Aus dem Landkreis Vechta sind nach den örtlichen Akten wohl 90 Kranke und Behinderte so ermordet worden.
Erinnern an regionale Morde
Daran will das Andreaswerk in Vechta erinnern. Der katholische Träger der Behindertenhilfe betreut dort 1.500 Menschen mit Behinderung. Im Rahmen eines dreijährigen Projekts soll gegenüber dem Hauptgebäude des Andreaswerks eine Gedenkstätte errichtet werden, die an diese regionalen Krankenmorde erinnert. So solle „ein Mahnmal für Menschenwürde und die Opfer der Euthanasie“ entstehen, sagte Matthias Warnking bei der Vorstellung des Projekts. Neben dem Bau selbst wolle das Andreaswerk auch mit Veranstaltungen und der Veröffentlichung eines Buches an diese Krankenmorde erinnern.
Das Projekt wird unter der Leitung von Maria Lampe-Bernholt, Sozialarbeiterin im Andreaswerk, von einer Steuerungsgruppe gestaltet, der auch zwei Beschäftigte der Behindertenwerkstätten angehören. Die Kosten von 240.000 Euro werden zum größten Teil von der Aktion Mensch getragen.
Projekt wird barrierefrei
Sie bereiten das Projekt „Mahnmal Krankenmorde“ des Andreaswerks in Vechta vor: (von links) Petra Lettau, Matthias Warnking, Heinrich Bellersen, Ingo Harms, Cornelia Süssmann, Axel Fahl-Dregger, Hannah Sandstede, Axel von Besser und Maria Lampe-Bernholt. | Foto: Franz Josef Scheeben
Die Teilnahme von Werkstattbeschäftigten solle sicherstellen, dass das Projekt barrierefrei gestaltet werde, sagte Maria Lampe-Bernholt. Damit sei nicht nur die Mobilität rund um die Mahnmalanlage gemeint. Auch das Buch der Historiker Ingo Harms und Axel Fahl-Dregger zu den Schicksalen einzelner Opfer solle in einer zweiten Ausgabe in Leichter Sprache erscheinen. Zudem sollen alle Hinweistexte rund um die Anlage sowie Audio- und Filmangebote des Projekts auch in leichter Sprache gestaltet sein.
Die Mahnmal-Anlage soll rund um die frühere Hofkapelle eines landwirtschaftlichen Betriebs gegenüber dem zentralen Standort des Andreaswerks entstehen. Das Gelände hatten die Verantwortlichen des Andreaswerks vor drei Jahren gekauft, um dort besondere pädagogische Angebote einzurichten. Das Heiligenhäuschen hatte der Landwirt 1963 als Dank für die Genesung seiner Ehefrau nach schwerer Krankheit errichtet.
Im Andreaswerk hatte die Geschäftsführung zusammen mit den Beschäftigten zunächst überlegt, rund um die Kapelle eine Gedenkstätte für alle verstorbenen Beschäftigten des Andreaswerks einzurichten. Man habe sich dann aber entschieden, dort auch speziell an die Opfer der Euthanasie im Landkreis Vechta zu erinnern, berichtet Matthias Warnking. Die genaue Gestaltung der Anlage wird zurzeit noch geplant.