Frömmigkeit auf neuen Wegen (8): Pfarrer von St. Andreas lädt zum „Sonntagspilgern“ ein

Mal eben pilgern nach dem Hochamt - regelmäßig sonntags in Cloppenburg

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Die Kirche gehörte früher selbstverständlich dazu – von den Festen im Jahreslauf bis hin zu prägenden Ereignissen im individuellen Leben. Heute sind die kirchlichen Bezüge lockerer geworden – was jedoch nicht bedeuten muss, dass die Menschen weniger gläubig sind. Es muss nicht immer die traditionelle Bittprozession sein, dachte sich Pfarrer Bernd Strickmann und bietet in Cloppenburg ganz ungezwungen „Sonntagspilgern“ an.

Das ist bekannt in der Kirche: Eine traditionelle Bittprozession zieht unter Fahnen und dem Gebet von Litaneien über die Felder. Auch das ist bekannt in der Kirche: Ein Jakobspilger überwindet die Pyrenäen auf dem Weg nach Santiago.

Pfarrer Bernd Strickmann aus Cloppenburg schwebte etwas Neues vor: kurze Gänge nach dem Hochamt, so etwas wie „Pilgern light“, könnte man sagen. Ein Angebot, ohne viel Aufwand in der Gemeinde einzurichten. „Eine ganz neue Form von Wallfahrt“, findet er.

Immer am Sonntagmittag

Im Sommer macht sich Strickmann regelmäßig auf den Weg, immer am Sonntagmittag, nach dem Hochamt in St. Andreas. Mal geht er mit zehn, mal mit zwanzig Menschen. Immer neue Wege in der Umgebung, meist zehn oder zwölf Kilometer in der Umgebung von Cloppenburg. Auch für viele Ungeübte zu schaffen.

Strickmann nennt das „unser Sonntagspilgern“. Mitbringen müsse man nur „gutes Schuhwerk, gute Laune und gute drei Stunden freie Zeit.“ Ergänzen müsste man: die Bereitschaft, mit anderen zu singen und zu beten.

Meditation vor einem Baum

Denn die Gruppe macht an bestimmten markanten Punkten Halt, sammelt sich und hält meditative Impulse. Strickmann sieht sich dort einfach als „Mitpilger“; die Impulse bereiten Frauen aus dem Liturgiearbeitskreis der Gemeinde vor.

Bei der Wahl solcher markanter Orte ist die Gruppe flexibel. Mal ist es ein Wegkreuz, mal ein Bildstock am Rande eines Bauernhofes. Die Gruppe habe aber auch schon vor einem auffallend großen Baum angehalten und einen geistlichen Impuls zur Schöpfung gesetzt, so der Pfarrer.

Gott neu entdecken

Meditation mitten im Wald beim „Sonntagspilgern“ der Gemeinde St. Andreas Cloppenburg mit Pfarrer Bernd Strickmann (rechts). | Foto: Gemeinde St. Andreas Cloppenburg
Meditation mitten im Wald beim „Sonntagspilgern“ der Gemeinde St. Andreas Cloppenburg mit Pfarrer Bernd Strickmann (rechts). | Foto: Gemeinde St. Andreas Cloppenburg

Die Gruppe schweige viel, berichtet Strickmann, komme zur Ruhe. „Wir reden aber auch viel“, betont Strickmann. Denn das Gespräch unter Gleichgesinnten sei den Pilgern wichtig. „Es geht uns darum, Gott zu entdecken“, fasst Strickmann zusammen. „Aber wir wollen auch Gemeinschaft haben.“

Das „Sonntagspilgern“ bietet Strickmann seit fünf Jahren an; inzwischen ist es eine feste Größe geworden. Es ziehe auch evangelische Christen an, berichtet er, oder Menschen aus weiter entfernten Nachbarorten. Immer wieder seien neue Pilger dabei.

Idee aus einer Fachzeitschrift

Wie der Pfarrer auf diese Idee kam? Die stand als Aktion einer evangelischen Gemeinde in der Zeitschrift „Der Pilger“. Bernd Strickmann hat die Zeitschrift nicht ohne Grund abonniert. Denn er ist selbst seit jungen Jahren ein begeisterter Pilger. Kurz nach dem Abitur in Seppenrade im Münsterland lief er das erste Mal eine Etappe auf dem Jakobsweg und erhielt seine erste Pilgerurkunde. Damals waren im Jahr höchstens 2.000 Menschen auf dem Jakobsweg unterwegs und Pilgern dort noch nicht so angesagt.

Strickmann blieb dieser Vorliebe treu und pilgert noch heute gerne. Auf dem Jakobsweg, aber auch auf dem Franziskusweg nach Assisi oder bestimmte Strecken im Heiligen Land. Er ist überzeugt: „Da wird die Seele frei.“ Genau das spüre er auch beim „Sonntagspilgern“ rund um Cloppenburg.

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