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Der Kies auf der Einfahrt knirscht unter den Reifen. „Da vorne steht Frau Helms schon“, sagt Elisabeth Surmann, zieht die Handbremse, steigt aus dem Bulli und schiebt flink die Seitentür auf. „So, bitte einsteigen!“ Und weiter geht es.
Bis alle Teilnehmer des Projekts „Mobiler Einkaufswagen“ der Malteser Goldenstedt-Lutten eingesammelt sind. Drei Frauen sind es heute. Elisabeth Surmann sitzt wie fast immer hinterm Lenkrad.
Seit Herbst 2016 gibt es das Angebot
Als erste ist Gertrud Sweers zugestiegen. Die 65-Jährige lebt alleine mit ihrem Hund. „Ohne ihn würde ich noch seltener rauskommen“, sagt sie und ringt nach Luft. Ihre Lunge ist angegriffen. Das macht ihr Anstrengungen zur Qual. Gertrud Sweers ist zum ersten Mal dabei, hat in der Tageszeitung vom „Mobilen Einkaufswagen“ gelesen. Ob das Angebot wohl zu ihr passt? Heute möchte sie es herausfinden. „Mal sehen.“
Elisabeth Surmann dagegen ist schon jetzt überzeugt von dem neuen Dienst, den sie mit den anderen Ehrenamtlichen der Malteser-Ortsgliederung im Herbst 2016 gegründet hat. Auch als Antwort darauf, dass immer mehr Senioren alleine leben.
Mit anschließendem Klönschnack
Seither bringen sie oder ihr Fahrer-Kollege Josef Ording einmal die Woche Menschen zum Goldenstedter Edeka-Markt. Zum Einkauf mit anschließendem Klönschnack. Eine ehrenamtliche Aufgabe wie geschaffen für die 61-Jährige, die früher Essen auf Rädern herumgebracht hat.
„Ich kenne alle Schleichwege“, sagt sie lächelnd. „Wenn einer sagt: Da führt keine Straße durch, dann sage ich oft: Doch, da gibt es eine!“ Sie lacht. Jeweils Donnerstag um 14 Uhr rangiert sie den weißen Bulli aus der Malteser-Garage und macht sich auf den Weg.
Es geht nicht nur ums Einkaufen
Nach Gertrud Sweers geht es heute weiter zu Friederike Helms. Sie ist gerade 80 geworden und fährt eigentlich noch selbst Auto. „Aber das Laufen macht Probleme“, sagt sie. Beim Mobilen Einkaufswagen gehe es ihr aber nicht so sehr ums Einkaufen. „Sondern um das Gemeinschaftserlebnis hinterher beim Kaffee.“
Elisabeth Surmann nickt. „Die Idee kommt von den Delmenhorster Maltesern, die so etwas schon länger anbieten. Sie gaben uns auch den Tipp: Fahrt immer nur zu einem einzigen Supermarkt. Und zwar einem mit Café. Für das Miteinander nach dem Einkaufen.“
Die Malteser in Vechta planen etwas Ähnliches
Die Nachfrage laufe langsam an, sagt die kleine Frau hinter dem großen Lenkrad. „Aber es werden immer mehr. In Delmenhorst haben sie schon jede Woche 25 Teilnehmer.“ Die Vechtaer Malteser planten ebenfalls so etwas, weiß sie, mit einem Transporter auch für Rollstühle. „Den können wir dann möglicherweise auch mal ausleihen.“
Elisabeth Surmann hilft beim Ein- und Aussteigen. Einkaufen sollen die Teilnehmer aber alleine. Um halb fünf werden alle wieder nach Hause gebracht. Die Begleiter vom Malteser-Hilfsdienst helfen auch mal beim Weg zur Haustür.
Ständig rufen neue Interessenten an
Mal eine Tasche oder Tüte tragen – kein Problem. „Aber wir schleppen keine Wasserkisten!“, unterstreicht Elisabeth Surmann. Seit von dem kostenlosen Angebot in der Tageszeitung zu lesen stand, riefen jetzt ständig neue Interessenten an, sagt Petra Schaumlöffel. Sie nimmt von zu Hause aus Anfragen entgegen.
Die meisten Teilnehmer haben ihren Einkaufszettel im Kopf. Wenn nicht, kann auch Elisabeth Surmann helfen. „Bei vielen weiß ich, was sie immer mitnehmen. Wenn ich sehe, dass das fehlt, frage ich schon mal nach: Brauchst Du nicht noch dieses oder jenes? Und höre dann: Ach ja! Hätte ich fast vergessen.“
Mobil einkaufen
„Mobile Einkaufswagen“ gehören zu den Malteser-Projekten, die alten und kranken Menschen helfen wollen. Es gibt sie zum Beispiel auch in Delmenhorst, Münster oder Warendorf. Wer wissen möchte, ob es so etwas auch in seiner Stadt gibt, sollte sich an seine örtliche Malteser-Gliederung wenden.