Papst ordnet Malteserorden neu

Malteser-Großkanzler Boeselager entlassen

  • Der 72-jährige Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, wurde von Papst Franziskus aus seinem Amt entlassen.
  •  Der Orden soll neu strukturiert werden.
  • Zuletzt soll es Spannungen zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten Tomasi und Teilen der Ordensleitung gegeben haben.

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Papst Franziskus hat den Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, aus seinem Amt entlassen. Mit ihm zusammen wurde die gesamte Führungsriege des Souveränen Malteserordens abgesetzt. Als Großkanzler war er "Außenminister" des Ordens mit seinen rund 100 Botschaftern, etwa 13.500 Ordensmitgliedern in drei Ständen und 120.000 ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern. Es war ein weltumspannender Fulltime-Job: Gespräche, Konferenzen, politische, soziale, diplomatische und humanitäre Überzeugungsarbeit.

Als Übergangsleiter fungiert nun Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap. Mit den "väterlichen Maßnahmen" habe der Papst einen Kurs eingeschlagen, "der die Zukunft des Ordens sowohl als Ordensinstitut als auch als souveräne Körperschaft zu sichern verspricht",  hieß es in einer am Samstag auf der Internetseite des Ordens veröffentlichten Mitteilung.

Neues Gesetzbuch für den Orden

Zugleich löste das Kirchenoberhaupt den Souveränen Rat des katholischen Ordens auf und berief eine Übergangsregierung sowie ein außerordentliches Generalkapitel am 25. Januar 2023 ein. Zugleich erließ Franziskus mit sofortiger Wirkung eine neue Verfassung und ein neues Gesetzbuch für den Orden.

Mit allen Befugnissen im Amt bleiben allein der Sonderbeauftragte für den Malteserorden, Kardinal Silvano Maria Tomasi, und Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap. Mit der Absetzung Boeselagers und der Neubesetzung des provisorischen Souveränen Rates befinden sich nun keine deutschen Ordensangehörigen mehr in der Leitungsebene des Malteserordens.

Die Entscheidung des Papstes sei der erste Schritt "in einem klaren Plan für eine effizientere und straffere Leitung des Ordens", betonte Dunlap. Mit dem "lang erwarteten Zeitplan für das wichtige Generalkapitel" sei der Orden in der Lage, "über die provisorische Regierung hinauszugehen und zu einer regulären Regierung in Übereinstimmung mit seiner neuen Verfassung überzugehen".

Frauen gleichgestellt

Unterdessen wurden erste Details zur neuen Verfassung des Ordens bekannt. So gelte das Mandat des Großmeisters künftig nicht mehr lebenslang, sondern sei auf zehn Jahre begrenzt und könne einmal verlängert werden, berichtete die Zeitung "Il Fatto Quotidiano" (Samstag). Die Altersgrenze liege bei 85 Jahren; Frauen und Männer seien völlig gleichgestellt.

Kardinal Gianfranco Ghirlanda, der als vatikanischer Kirchenjurist an der neuen Verfassung beteiligt war, sagte der Zeitung, dass der Orden nun Einheit anstreben müsse. Es dürfe weder Gewinner noch Verlierer geben. Er selbst habe keine Angst vor einer Spaltung, denn eine solche könne nur vom Heiligen Stuhl selbst vorgenommen werden. "Wenn jemand protestiert, bedeutet das, dass er nicht versteht, welche Funktion der Papst in der katholischen Kirche hat", so der Kardinal.

Zuletzt soll es Spannungen zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten Tomasi und Teilen der Ordensleitung gegeben haben. Dem Vernehmen nach ging es dabei nicht nur um die Souveränität und die Statuten, sondern auch um die finanzielle Unabhängigkeit des weltweit humanitär tätigen Ordens. Am 27. August traf der Papst mit Tomasi, Dunlap und dem Jesuiten Ghirlanda zusammen.

Reformen im Finanzwesen

Bei der Reform ihrer Verfassung und ihres Kodex wollen sich die Malteser vor allem eine zeitgemäßere Leitungsstruktur geben. Jener Teil, der die Organisation als Orden betrifft, muss vom Papst genehmigt werden, anderes nicht. Darüber hinaus sind Reformen in Finanzwesen und Compliance, aber auch bei der Berücksichtigung von Frauen geplant.

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 110 Staaten unterhält der Orden derzeit diplomatische Beziehungen.

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