Zweiter Platz bei der Wahl im Bistum Münster

Malteser in Lohne erhalten Ehrenamtspreis

Die Malteser vom Kriseninterventionsteam stehen Angehörigen in extremen Situationen bei.Video: Marie-Theres Himstedt

Im Landkreis Vechta stehen seit 15 Jahren 28 Helfer vom „Stillen Dienst“ der Malteser Menschen in extremen Notfallsituationen zur Seite – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, ehrenamtlich.

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Eine Umarmung vor und nach jedem Einsatz – „das machen wir einfach so“, sagt Annette Kramer. Dieses Ritual gehört für die ehrenamtlichen Helfer innerhalb des Kriseninterventionsteams des Malteser Hilfsdiensts (KIT) in Lohne dazu. Annette Kramer und ihre Kollegen werden gerufen, wenn etwas wirklich Schlimmes passiert ist und die Angehörigen Unterstützung brauchen. Der „Stille Dienst“ steht seit 2004 im Landkreis Vechta Tag und Nacht auf Abruf bereit. Bei 100 Einsätzen werden jährlich etwa 400 Personen betreut.

Wenn Selbsttötung, plötzlicher Kindstod, ein Verkehrsunfall oder ein anderes Unglück mit Todesfolge Angehörige hilflos zurücklässt, ist das KIT-Team zur Stelle. Benachrichtigt werden die Malteser von der Rettungsleitstelle: „Die Polizei und die Rettungssanitäter sind für die Opfer da, wir kümmern uns um deren Angehörige“, erklärt Willibald Meistermann. Der 55-Jährige selbstständige Spirituosenhersteller aus Bakum ist seit zehn Jahren dabei.

 

Malteser: Schlüsselerlebnis beim Einsatz für die Feuerwehr

 

Ein Schlüsselerlebnis während eines Einsatzes bei der Feuerwehr motivierte ihn, bei den Maltesern einzusteigen: „Wir hatten eine Gasexplosion. Verletzt wurden Mutter und Vater, und die Kinder blieben allein an der Unfallstelle zurück“, berichtet Meistermann, der lange Jahre als Orts- und Gemeindebrandmeister an vorderster Front half. Da standen Fragen im Raum: „Wer kümmert sich um die Kinder? Wer macht die nächsten Verwandten ausfindig? Wer fährt mit ihnen ins Krankenhaus oder stellt zumindest telefonischen Kontakt her?“

Das sind Aufgaben, die die geschulten Helfer vom KIT-Team übernehmen, wenn es die Situation erfordert: „Wichtig ist, wenn wir vor Ort eintreffen, dass wir uns erst einmal klarmachen, was brauchen die Angehörigen jetzt?“, schildert Meistermann und seine Kollegin Annette Kramer ergänzt: „Wir wollen nichts überstülpen, sondern stehen mit Rat und Tat zur Seite.“

 

Malteser-Kriseninterventionsteam ist im Notfall da

 

Ziel sei es, die Betroffenen wieder handlungsfähig zu machen, erklärt Johannes Meyer von der Psychosozialen Notfallversorgung der Malteser im Offizialatsbezirk Oldenburg. Mindestens 25 Jahre alt sollte man für den „Stillen Dienst“ sein. Nach 150 Stunden Schulung gibt es eine Abschlussprüfung. Rund zwei Stunden bleiben mindestens zwei KIT-Helfer bei den Angehörigen. Es gehören ganz praktische Sachen dazu: Ein Glas Wasser anreichen, die Telefonnummer des Bestatters heraussuchen, eine Banane für den Aufenthalt im Krankenhaus mitgeben.

Mechtild Runnebom hat erlebt, wie hilfreich die Anwesenheit des „Stillen Dienstes“ war. Ihr Mann, in einer Krebsbehandlung, erlitt einen Zusammenbruch vor dem Zubettgehen. Während der Reanimation besprach das KIT-Team die Situation mit der Ehefrau und den eintreffenden erwachsenen Kindern: „Erst fühlte ich mich überfordert, mit noch mehr Helfern im Haus“, sagt die Fotografin rückblickend, „aber es tut unheimlich gut, in so einer Situation Menschen an seiner Seite zu wissen, die einen klaren Kopf behalten.“

Der Ehrenamtspreis
2017 hat das Bistum Münster gemeinsam mit dem Diözesankomitee der Katholiken zum ersten Mal den bistumsweiten Ehrenamtspreis verliehen.
Der Preis folgte auf den „Dialogpreis für gute Taten“, der in den Jahren zuvor vom Diözesankomitee und der Redaktion von „Kirche+Leben“ ausgelobt wurde. Mit dem neuen Preis besteht seitdem die Möglichkeit, dass auch Projekte teilnehmen können, über die zuvor noch nicht in der Kir-chenzeitung berichtet wurde.
Insgesamt wurden in diesem Jahr 93 Bewerbungen eingereicht, aus denen eine Jury die Gewinner auslobte. Die Jury bestand aus Generalvikar Klaus Winterkamp, der stellvertretenden Vorsitzenden des Diözesankomitees der Katholiken, Beatrix Bottermann, Susanne Deusch, geistliche Leiterin des Bundes der deutschen katholischen Jugend und Christof Haverkamp, Chefredakteur von „Kirche+Leben“.
Mit dem Preis wollen die Initiatoren das ehrenamtliche Engagement im Bistum würdigen. Dabei sind Angebote aus allen Bereichen freiwilligen Einsatzes willkommen. Auch Initiativen aus dem nicht katholischen Bereich können sich bewerben. Alle Menschen, „die anpacken, wo sie Not erleben“ und „praktisch helfen, wo andere Unterstützung brauchen“, sind zum Mitmachen eingeladen, heißt es in der Ausschreibung.
Dotiert ist der Ehrenamtspreis mit Preisgeldern von 5000 Euro (1. Platz), 3000 Euro (2. Platz) und 2000 Euro (3. Platz).

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