Kardinal kritisiert Militäraktionen des Westens

Maradiaga: „Luftangriffe in Syrien sind ein Verbrechen“

Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras hält die Luftangriffe der Alliierten in Syrien für ein Verbrechen. Der Erzbischof von Tegucigalpa äußerte in Münster deutliche Kritik an den Militäraktionen gegen die Kämpfer des IS.

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Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras hält die Luftangriffe der Alliierten in Syrien für ein Verbrechen. Der Erzbischof von Tegucigalpa äußerte am Freitag (09.09.2016) in Münster deutliche Kritik an den Militäraktionen gegen die Kämpfer des so genannten Islamischen Staats (IS). „Niemand hat das Recht zu töten und keiner weiß, wen die Bomben treffen“, sagte der Kardinal vor Schüler des Bischöflichen Mariengymnasiums. Der Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras ist Vorsitzender des Kardinalsrats von Papst Franziskus. Dieses Gremium berät das Kirchenoberhaupt unter anderem bei Reformen im Vatikan.

Die Situation in Syrien und im Nordirak bezeichnete der Kardinal als „Dilemma“. Die Gewalt des IS sei inakzeptabel, sagte Maradiaga. Er sah aber auch Fehler bei den westlichen Industriestaaten, die zur „grauenhaften Lage“ beigetragen hätten. „Sie sind schon lange Zeit vor diesem Krieg gemacht worden.“ In Waffenlieferungen, Geschäften mit radikalen Gruppen und in der Ignoranz der vielschichtigen Probleme im Nahen Osten sah er Auslöser. „Der Westen hätte Bildung, Entwicklung und Perspektiven dorthin exportieren müssen, um Menschen vor der Radikalisierung zu schützen.“

 

„Homosexualität nicht von Geburt an“

 

In dem zweistündigen Gespräch mit Schülern verschiedener Jahrgangsstufen kamen viele Themen zur Sprache, bei denen die Kirche derzeit in der Kritik steht. Auch die Frage des Umgangs mit homosexuellen Menschen wurde gestellt. „Kein Mensch wird homosexuell geboren“, sagte Maradiaga. „Jeder wird als Mann oder Frau geboren, um den anderen zu lieben – das ist Gottes Plan.“ Erst durch negative Einflüsse in der kindlichen und jugendlichen Entwicklung könne sich eine Homosexualität entwickeln, so der Kardinal. „Missbrauch, Vernachlässigung oder Pornografie können eine andere Orientierung bewirken.“

Sexualität nannte Maradiaga ein „Geschenk Gottes“. „Sie sollte aber kein Hobby sein, sondern Ausdruck von Liebe.“ Niemand solle sich zum Sklaven von sexuellen Gefühlen machen, sondern verantwortungsbewusst und selbstsicher damit umgehen können. Dafür brauche es Bildung über die reine Information hinaus. Nur so könne die „gute Nachricht der Sexualität“ im Mittelpunkt stehen: „Wer Vater und Mutter sein will, handelt nach dem Plan Gottes.“

 

„Kein Weihe-Amt für Frauen“

 

Maradiaga positionierte sich zudem deutlich gegen ein Weihe-Amt für Frauen. „Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen Priesterinnen werden, dann hätte er die Gottesmutter Maria, die heiligste aller Frauen, zur ersten Priesterin gemacht.“

Die Diskussion war Abschluss eines mehrtägigen Besuchs, zu dem die Deutsch-Honduranische Gesellschaft den Kardinal nach Nordrhein-Westfalen eingeladen hatte. Anlass war die Eröffnung des Honorarkonsulats der Republik Honduras in Duisburg. In verschieden Einrichtungen informierte sich Maradiaga über kulturelle, soziale und wirtschaftliche Projekte im Bundesland. Dabei war er unter anderem Gast in der Katholischen Hochschule und im Schwester-Euthymia-Zentrum in Münster. Mit Bischof Felix Genn besuchte er das Grab des seligen Kardinals Clemens August Graf von Galen im münsterschen St.-Paulus-Dom.

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