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Die Katholische Frauengemeinschaft (KFD) in Münster-Wolbeck beteiligt sich an der Kirchenstreik-Aktion „Maria 2.0“. Eine Woche lang wollen die Frauen keinen Fuß in ihre Kirche setzen. Auch die Bücherei bleibt geschlossen.
Keine Lektorinnen, keine Kommunionhelferinnen, keine Kirchenbesucherinnen – geht es nach der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in St. Nikolaus Münster-Wolbeck sieht es vom 11. bis 18. Mai genau so in ihrer Kirche aus. Inspiriert von den Frauen in der Pfarrei Heilig Kreuz rufen auch die Frauen in St. Nikolaus zum Kirchenstreik auf. Die Aktion „Maria 2.0“ zieht Kreise.
Unzufrieden seien sie schon lange, berichtet Hildegard Rösel. Sie sitzt an diesem Vormittag mit sechs weiteren Frauen im Pfarrheim und plant den Kirchenstreik. Die Aktion „Maria 2.0“ habe den Ausschlag gegeben, jetzt aktiv zu werden.
Sie wollen mehr Einfluss und Gleichberechtigung
Auf den Punkt gebracht geht es den Frauen um zwei Themen: Zum einen wollen sie ihrer Erschütterung über die kürzlich bekannt gewordenen Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Ausdruck verleihen. „Eine simple Entschuldigung von oben reicht einfach nicht“, sagt Rösel. „Wir fordern die sofortige Entlassung aller Täter. Dafür braucht es staatliche Gerichte, die Einsicht in alle Akten bekommen. Und die Opfer müssen entschädigt werden.“
Der zweite Punkt: Mehr Teilhabe und Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche. „Es wird Zeit, dass wir endlich Zugang zu allen Ämtern bekommen. Wir engagieren uns, aber entscheiden dürfen wir eigentlich nichts“, bedauert Ingeborg Heuken. Immer mehr Frauen würden sich deshalb frustriert von der Kirche abwenden. „Deswegen bleiben wir eine Woche lang draußen!“
Sie werden keinen Fuß in die Kirche setzen
Um zu zeigen, wie eine rein männliche Kirche aussehen würde, legen die Frauen eine Woche lang alle ihre Ehrenämter nieder. Die katholische Bücherei in St. Nikolaus bleibt dann beispielsweise geschlossen. Denn hier sind ausschließlich Frauen engagiert. Keinen Fuß wollen sie in die Kirche setzen. Und sie hoffen, dass Messdienerinnen, Lektorinnen, alle Frauen der Gemeinde es ihnen gleichtun.
Bislang habe es viel positive Resonanz auf die Aktion „Maria 2.0“ gegeben. Viele Gemeindemitglieder seien sofort Feuer und Flamme gewesen, berichten die Frauen. Das zeige, wie dringend nötig eine solche Aktion sei.
„Für unsre Töchter und Enkelinnen“
Zeitgleich zur sonntäglichen Messe in der Kirche feiern die Organisatorinnen am 12. Mai einen Wortgottesdienst im Freien vor der Kirche – eingeladen sind auch alle Männer. Dafür bereiten sie in den kommenden Tagen Plakate mit Sprüchen und Forderungen vor.
Ganz leicht fällt den KFD-Frauen in St. Nikolaus dieser Streik nicht. „Die Kirche ist unsere Heimat“, sagt Rösel. Sich einfach abzuwenden ist deshalb für sie keine Option – getreu dem Motto: Auftreten statt austreten. „Aber Rechte sind einem noch nie in den Schoß gefallen. Wir wollen den Druck erhöhen und andere Gemeinden zum Nachahmen anregen – damit auch unsere Töchter und Enkelinnen noch voller Überzeugung Teil dieser Kirche sein können“, so Rösel.
Ob die Frauen glauben, dass sie mit ihrer Aktion etwas bewirken können? Sie zucken unschlüssig mit den Schultern. „Aber wenn wir keine Hoffnung hätten“, sagt Rösel, „würden wir es nicht tun.“