Gesprächsabend über bundesweite Frauen-Aktion vom 11. bis 18. Mai

„Maria 2.0“ mit Christiane Florin: Eine Woche Kirchenstreik im Bistum Münster

Vom 11. bis 18. Mai wollen katholische Frauen im Bistum Münster keine Kirche betreten. Die Aktion hat bundesweit hohe Wellen geschlagen. Freitagabend war Autorin Christiane Florin zu Gast eines Gesprächsabends in Münster.

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Eine Woche vor dem Start der Kirchenstreik-Aktion „Maria 2.0“ vom 11. bis 18. Mai haben sich am Samstagabend rund 100 Teilnehmerinnen und auch einige Männer zum Austausch im Pfarrsaal der Liebfrauen-Überwasser-Gemeinde in Münster getroffen. Die Begründerinnen der Protest-Initiative „Maria 2.0“, Andrea Voß-Frick und Lisa Kötter, berichteten über die Entstehung der Initiative und die aktuellen Vorbereitungen zur Aktionswoche.

„Wir haben den Überblick verloren, wer alles mitmacht und sich solidarisiert: 100 Gruppen oder 1000“, sagte Voß-Frick. Sogar in New York und Washington seien „Maria 2.0“-Gruppen entstanden. Die Initiative aus Heilig Kreuz Münster habe bundesweit und weltweit Wellen geschlagen.

 

„Maria 2.0“ versteht sich als Graswurzelbewegung

 

Während der Aktionswoche wollen die Frauen keine Kirche betreten, keinen Dienst oder andere Aufgaben übernehmen und draußen vor den Kirchentüren Gottesdienste feiern. Es gehe um die Selbstermächtigung von Frauen, sagte Lisa Kötter. „Ich sehe die Aktion als Weg.“

Maria 2.0
Teilnehmer des Gesprächsabends „Aufruhr, Mut und Demut – Frauen in der katholischen Kirche“ im Überwasser-Pfarrheim Münster. | Foto: Karin Weglage

Ein Drittel der Anfragen zu „Maria 2.0“ kämen von Männern. „Für uns ist es eine große Freude, dass so viele mitmachen wollen.“ Angesprochen darauf, dass die Altersgruppe zwischen 15 und 35 sich kaum an den Protesten beteiligt, sagte Voß-Frick: „Wir sind eine Graswurzelbewegung. Das können wir nicht steuern. Aber von oben wird keine Veränderung kommen.“

 

Christiane Florin: „Türsteher sind Mächtige“

 

Christiane Florin, Autorin des Buchs „Der Weiberaufstand“, beleuchtete die Sicht vieler katholischer Amtsträger auf die Frauen. Es gebe Kleriker, die vehement Nein zu gleichen Rechten von Frauen und Männern in der Kirche sagten. Die Mehrheit aber lege sich nicht fest. Sie verfolge die Strategie, weiter zu überlegen. Auch das sei eine Machtäußerung, „denn Türsteher sind Mächtige“.

In der katholischen Kirche gelte, dass aus der gleichen Würde von Mann und Frau nicht die gleichen Rechte entspringen. Frauen, die das nicht begreifen wollten, werde unterstellt, „dass sie den Glauben nicht richtig verstanden haben“, sagte Florin.

 

Christiane Florin: „Man kann eher ein Stück Holz weihen als eine Frau“

 

Bischöfe und Priester wiesen den Frauen bestimmte Funktionen zu: das Rosenkranz-Gebet, den Blumenschmuck, Kommunionhelferin, Lektorin, Messdienerinnen. „Die Zugangsfrage zu allen kirchlichen Ämtern einschließlich der Frauenweihe ist deswegen eine Machtfrage.“ Papst Johannes Paul II. habe in seiner „Ordinatio sacerdotalis“ von 1994 den Ausschluss von Frauen von der Weihe weiter zementiert.

In zahlreichen Interviews mit Bischöfen und Priestern hat sich Florin die Verachtung von Frauen anhören müssen: “Man kann eher ein Stück Holz weihen als eine Frau“, „An Frauen perlt die Weihe ab“ oder „Frauen bekommen Kinder, wir die Weihe. Das ist nur gerecht“, wurde ihr beispielsweise gesagt.

 

Frauen betreten im ganzen Bistum keine Kirchen

 

Immer wieder werde auf „dieselben Worthülsen“ zurückgegriffen, wenn es um die Diskriminierung von Frauen gehe: „Jesus war ein Mann, die Apostel waren Männer, der Priester verkörpert Christus, folglich ist Christus auch ein Mann. Und der Priester ist der Bräutigam, die Kirche die Braut, folglich darf er nicht heiraten“, sagte Florin.

 

Zentrale Mahnwache auf dem Domplatz in Münster

 

Von Kevelaer bis Hörstel, von Rheine bis Dorsten, von Kleve bis Ahlen, von Tecklenburg bis Recklinghausen – im gesamten Bistum Münster werden sich katholische Frauen an der Protestwoche vom 11. bis 18. Mai beteiligen. Vertreterinnen aus Münster-Wolbeck erklärten auf der Veranstaltung, dass sie eine Woche lang die Pfarrbücherei schließen, keinen Blumenschmuck herstellen und keinen Dienst übernehmen. Stattdessen wollen sie auf dem Kirchplatz Gottesdienst feiern.

Info:
Zahlreiche Gemeinden wie Heilig Kreuz Münster, in der die Initiative „Maria 2.0“ entstanden ist, haben Flyer zu den verschieden Veranstaltungen gedruckt und verweisen auf ihre Homepage. Am Sonntag, 12. Mai, laden die Katholische Frauengemeinschaft und „Maria 2.0“ zu einer zentralen Mahnwache von 11 Uhr bis 11.30 Uhr auf den Domplatz in Münster ein.

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