Eklat in fränkischer Pfarrei - Bistumsleitung schaltet sich ein

„Maria 2.0“ und ein handfester Tumult in der Kirche

Ein weißer Schal an der Madonna und ein Gebet - in einer Pfarrei bei Schweinfurt haben Aktionen der Reformbewegung „Maria 2.0“ zu einem handfesten Eklat mit dem Pfarrer geführt. Dazu ein Korrespondentenbericht.

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„Turbulent und tumultartig“, so hat Gabi Gressel den Abend in der Kirche in Forst bei Schweinfurt erlebt. Ihr Mann Rainer, seines Zeichens Organist, spricht von „Wirtshausstimmung“. Und konkret: „Jeder hat rumgeschrien, weil der Pfarrer damit angefangen hat.“ Dabei wollte die örtliche Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes eigentlich entstandene Wogen glätten.

Sie wollte nach eigenen Worten um Verständnis werben für Aktionen der Bewegung „Maria 2.0“, die seit Monaten in der Gemeinde für Unruhe sorgen. Am Vorabend des Feiertags Mariä Himmelfahrt kam es dann zum Eklat. Mittlerweile hat sich das Bistum Würzburg eingeschaltet. Und der betroffene Pfarrer Andreas Heck spricht im Rückblick von einer Kundgebung des Frauenbundes, die ihn völlig überrumpelt habe. Die Frauen wollten „nur Unruhe stiften“, sagte er der „Main-Post“.

 

Manuskript in die Kirchenbänke geworfen

 

Gressel begann am Mittwochabend gerade mit einem Statement, als Heck an das Lesepult stürmte, ihr das Manuskript entriss und in die Kirchenbänke warf - so schildern es zumindest die örtliche Frauenbund-Vorsitzende und ihr Mann. „Raus hier“, habe der Pfarrer gebrüllt. Und den geplanten Gottesdienst abgesagt. Mittendrin auch etwa 20 Frauen ganz in Weiß an der Seite Gressels, die sich ihr Manuskript wiederholte und dann doch redete, immer wieder unterbrochen von „Hört auf“-Rufen einiger Gottesdienstbesucher.

Seit Monaten trommeln Katholikinnen in Deutschland für mehr Frauenrechte in der Kirche bis hin zur Weihe von Priesterinnen, die Papst Johannes Paul II. seinerzeit endgültig ausschloss. Auch in Forst gibt es eine Vorgeschichte: Der dortige Frauenbund hatte im Mai seine 50 Mitglieder zu einer Andacht geladen. Thema: „In Verbindung mit Maria“. Die Tageszeitung titelte „Wir holen Maria vom Sockel“. Manche Katholiken im Ort seien darüber verstimmt gewesen, sagte Gressel.

 

Pfarrer nicht um Erlaubnis gefragt

 

„Nur Überschriften oder Schlagzeilen lesen, führt immer zu Missverständnissen“, so steht es in ihrem Statement für Mittwochabend. Bewusst vor dem Gottesdienst habe sie es halten wollen, um die Feier nicht zu stören. Pfarrer Heck um Erlaubnis fragen, wollte sie nicht. Genau das moniert nun Heck. „Es hat niemand vorher mit mir gesprochen und dann wusste ich einfach nicht mehr weiter.“ Ihm tue der Vorgang trotzdem leid.

Gressel verweist darauf, dass die Andacht im Mai nicht der einzige Konfliktpunkt war. Die KDFB-Frau kümmert sich mit anderen auch um den Blumenschmuck in der Kirche. Im Juli hätten sie einer Madonnenstatue einen weißen Schal umgelegt, als Zeichen für die Taufgnade für Frauen und Männer.

 

Als Propaganda empfunden

 

Außerdem sei das Gebet zur bundesweiten Aktion „Maria, schweige nicht“ in einem Bilderrahmen in die Deko eingebaut worden, versehen mit einer Bank zur Besinnung. Dies und eine Stellwand mit Informationen zur Kampagne habe der Pfarrer als „Propaganda“ empfunden, so Gressel. Maria werde nach Meinung des Geistlichen missbraucht. Den Schal habe er „sehr vehement entfernt“, das Gebet und die Stellwand ebenfalls.

Längst ist der Streit keine lokale Angelegenheit mehr. Schon vor der jüngsten Eskalation haben sich die Forster Frauen Rat bei ihrem Diözesanverband geholt. Deren Vorsitzende Edeltraud Hann zeigt sich am Freitag immer noch entsetzt über das Verhalten des Pfarrers. Das Bistum müsse reagieren: „Da muss ein Mediator her.“

 

Generalvikar: Gesprächsfaden nicht abreißen lassen

 

Als solcher hat sich Generalvikar Thomas Keßler in seiner Reaktion auf den Vorfall angeboten. „In seiner emotionalen Erregung hat der Pfarrer unglücklich überreagiert.“ Es gelte, einander zuzuhören und den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.

Ob es dafür Chancen gibt, ist offen. Pfarrer Heck macht jetzt erst einmal fünf Wochen Urlaub. Gabi Gressel begrüßt das Angebot des kirchlichen Verwaltungschefs. Sie und ihre Mitstreiterinnen fordern ein klärendes Gespräch und eine Entschuldigung. „Wir wollen keinen weiteren Unfrieden. Wir möchten uns aber auch nicht den Mund verbieten lassen.“

In Forst schweigen seither die Glocken. Da seien wohl einige Sicherungen durchgebrannt, sagt Gressels Mann Rainer. Er wird vorerst die Orgel nicht mehr spielen.

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